US-Rapper Kanye West will rechtes Online-Netzwerk Parler übernehmen
Ein Deal soll noch heuer abgeschlossen sein. Kanye West war in seiner Nutzung bekannter Online-Netzwerke zuletzt wegen als antisemitisch eingestufter Beiträge eingeschränkt worden.
San Francisco – Der umstrittene US-Rapper Kanye West, der sich inzwischen Ye nennt, will das rechte Online-Netzwerk Parler kaufen. "In einer Welt, in der konservative Meinungen als kontrovers gelten, müssen wir sicherstellen, dass wir das Recht haben, uns frei zu äußern", zitierte das Unternehmen hinter Parler den Musiker am Montag in einer Mitteilung. Parler hatte sich in den vergangenen Jahren besonders bei Anhängern des früheren US-Präsidenten Donald Trump etabliert.
Transaktion noch heuer
Zum finanziellen Umfang der geplanten Übernahme machte Parler zunächst keine Angaben. Die Transaktion soll im Laufe des vierten Quartals abgeschlossen werden. Parler-Chef George Farmer erklärte, der Kauf durch Kanye West werde "die Art ändern, wie die Welt über die Redefreiheit denkt". Der Rapper werde außerdem nie wieder fürchten müssen, von Online-Plattformen entfernt zu werden.
Parler war 2018 gegründet worden und hatte massiv an Popularität gewonnen, nachdem Trump infolge des Sturms auf das Kapitol am 6. Januar 2021 von Twitter und anderen Plattformen verbannt worden war. Das Netzwerk strebt nach eigenen Angaben danach, "die Zukunft der Meinungsfreiheit zu stärken" und den "Kampf" gegen "große Technologiekonzerne, eine übergriffige Regierung, Zensur und Cancel Culture" anzuführen.
Kanye West war in seiner Nutzung bekannter Online-Netzwerke zuletzt wegen als antisemitisch eingestufter Beiträge eingeschränkt worden. Außerdem sorgte der Rapper und Modeunternehmer, der sich als eine der wenigen Größen der Unterhaltungsindustrie offen hinter Trump gestellt hat, mit umstrittenen Aktionen für Aufsehen.
"White Lives Matter"-Shirt sorgte für Verwunderung
So trat der 45-Jährige Anfang Oktober mit einem Shirt mit der als rassistisch eingestuften Aufschrift "White Lives Matter" (Das Leben von Weißen zählt) bei der Pariser Fashion Week auf. Der Slogan "Black Lives Matter" (Das Leben von Schwarzen zählt) war bei Demonstrationen gegen Rassismus und Polizeigewalt gegen Schwarze in den USA berühmt geworden. Die Anti-Rassismus-Organisation Anti-Defamation League bezeichnet "White Lives Matter" als "rassistische Antwort" auf "Black Lives Matter".
Konservative und rechtspopulistische Politiker und Akteure werfen großen Online-Plattformen wie Twitter und Facebook immer wieder Zensur vor. Die Frage, wie die Plattformen mit Inhalten umgehen, die gegen ihre Regeln etwa zur Verbreitung von Falschinformationen und Hassbotschaften verstoßen, sorgen immer wieder für kontroverse Diskussionen.
High-Tech-Milliardär Elon Musk etwa hat Twitter vorgeworfen, die Meinungsfreiheit einzuschränken. Er hat angekündigt, nach dem anvisierten Kauf des Kurzbotschaftendienstes die Moderation von Inhalten zurückfahren zu wollen - und Trump eine Rückkehr zu Twitter zu erlauben. Musk hatte im April erklärt, Twitter kaufen zu wollen, im Juli aber einen Rückzieher gemacht. Anfang Oktober erklärte der Chef des Elektroautobauers Tesla dann, Twitter jetzt doch kaufen zu wollen. (APA/AFP)