Ratingagentur

EU kann Ukraine-Hilfe ohne Bonitätsverlust stemmen

Umfangreiche Hilfen würden zu höherer Emission von Euro-Anleihen führen und die Präsenz der EU auf den Kapitalmärkten stärken.

Berlin, Kiew – Die Europäische Union kann einer Studie zufolge den teuren Wiederaufbau der Ukraine finanzieren, ohne ihre Top-Bonitätsnote zu riskieren. „Die EU könnte Hunderte von Milliarden Euro für die historische Herausforderung des Wiederaufbaus der Ukraine aufbringen, ohne ihr AAA-Rating zu gefährden", geht aus einer der Nachrichtenagentur Reuters am Dienstag vorliegenden Untersuchung der Ratingagentur Scope hervor.

Voraussetzung dafür sei unter anderem der Status der EU als bevorzugter Gläubiger, der auch im Falle einer Staatspleite der Ukraine Geld zurückbekommt.

Scope zufolge könnten sich die EU-Hilfen in den kommenden Jahrzehnten auf mehr als 100 Mrd. Euro summieren, möglicherweise sogar auf 350 Mrd. Euro. Dadurch könnte die Ukraine zur größten Schuldnerin der EU werden, sollten Italien und andere Mitgliedsstaaten bis 2058 ihre Darlehen aus dem Wiederaufbaufonds "Next Generation EU" wie geplant zurückzahlen. „Eine solche Unterstützung für die Ukraine würde zu einer wesentlich höheren Emission von Euro-Anleihen führen und die Präsenz der EU auf den Kapitalmärkten weiter stärken", schreibt Studienautor Alvise Lennkh-Yunus.

Das gehe allerdings nicht ohne Risiken und Nebenwirkungen. „Die Qualität der EU-Aktiva würde sich somit zumindest so lange verschlechtern, bis sich die Kreditwürdigkeit der Ukraine verbessert", schreibt Analyst Lennkh-Yunus. Die Bonität der Ukraine wird von Scope mit CC bewertet bei negativen Ausblick, was ein vergleichsweise hohes Ausfallrisiko signalisiert. „Konditionalität und Überwachung der Verwendung der Darlehen durch die Ukraine werden von entscheidender Bedeutung sein, um die Rückzahlung durch mehrere künftige ukrainische Regierungen und damit das AAA-Rating der EU zu gewährleisten", so Scope. Sollten 350 Mrd. Euro in die Ukraine fließen, müsste das von Russland überfallene Land über vier Jahrzehnte rund zehn Milliarden jährlich an Brüssel zurückzahlen. (APA/Reuters)