Alpinunfälle

Unfall-Bilanz in Tirols Bergen: 54 Tote in diesem Sommer

Im Sommer 2022 mussten die Tiroler Einsatzkräfte häufig ausrücken. (Archivfoto)
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In Tirol gab es im Sommer 1418 Bergunfälle. In ganz Österreich waren es 3058 und 133 Menschen kamen bei Alpinunfällen ums Leben. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl der Unfälle in Tirol ähnlich hoch.

Innsbruck, Wien – Der diesjährige Sommer war für die Bergliebhaber ein Hochgenuss. Viele Schönwettertage und nur wenig Regen. Die Verhältnisse für eine Bergwanderung, einen Kletterausflug oder eine Mountainbike-Tour waren traumhaft. Aber bei jeder Wetterlage kann es zu Unfällen kommen. Heuer sind die Zahlen der Alpinunfälle im Vergleich zum Vorjahr österreichweit zurück gegangen, liegen aber immer noch über dem Zehnjahresmittel. Am häufigsten verunglückten die Menschen in den Bergen beim Wandern, Mountainbiken und Klettern.

1418 Bergunfälle und 54 Alpintote in Tirols Bergen: Dieses Fazit zieht das Österreichische Kuratorium für Alpine Sicherheit (ÖKAS) in der diesjährigen Sommer-Bilanz. In ganz Österreich gab es im Zeitraum von 1. Mai bis 9. September 2022 insgesamt 3058 Unfälle, 133 Personen kamen zu Tode. In Tirol sind die Zahlen ähnlich zum Vorjahr. Österreichweit sind die Zahlen gegenüber dem letzten Jahr gesunken (2021: 3442 Unfälle, 152 Verunglückte).

Die drei unfallreichsten Sportarten

Die mit Abstand meisten Männer und Frauen verunfallten beim Wandern und Bergsteigen. In Tirol waren es 786 Personen, 35 von ihnen starben. Bei Mountainbike-Touren – mit und ohne elektrischen Antrieb – wurden 404 Sportler in Tirol verletzt. Fünf Radfahrer kamen ums Leben. Österreichweit waren neun Todesopfer zu beklagen. Besonders auffällig: Acht von ihnen waren über 60 Jahre alt. Bei fünf führte Herz-Kreislaufversagen zum Unfall, bei vier Radfahrern war der Sturz tödlich. Der Anteil der Unfälle mit E-Bikes liegt laut der ÖKAS-Auswertung bei etwa elf Prozent.

Auch beim Klettern kam es vermehrt zu Unfällen. Es wurden in Tirols Bergen und Klettersteigen 129 Verunfallte und drei Tote registriert.

Knapp die Hälfte aller in Österreich verunglückten Personen im Sommer 2022 hat die österreichische Staatsbürgerschaft (46 %). An zweiter Stelle liegen die Nachbarn aus Deutschland mit 38 Prozent. Der Rest verteilt sich auf andere europäische Länder.

Insgesamt wurden in diesem Sommer österreichweit 3058 Unfälle registriert. (Archivfoto)
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Gründe für die Alpinunfälle

Selbstüberschätzung, Erschöpfung und schlechte Tourenvorbereitung sind die häufigsten Gründe für die Unfälle in den Bergen, so die Experten. Des Weiteren spielt auch die Klimakrise mit ihren Naturkatastrophen eine große Rolle im Alpinraum. ÖKAS-Präsident Peter Paal sagt dazu: „Die Klimakrise verändert das alpine Umfeld radikal, z.B. schmelzen die Gletscher massiv ab, Niederschläge werden seltener aber in ihrem Ausmaß treten sie dann umso massiver auf. Entsprechend müssen sich Bergsportler und im alpinen Raum lebende Menschen anpassen."

Der Trend zum Bergsport ist ungebrochen. Das spiegelt sich auch in den Zahlen wider. „Zehn Prozent mehr Ereignisse als im Zehnjahresmittel sprechen eine deutliche Sprache", sagt der Leiter der Alpinpolizei/BMI Hans Ebner. Bei vielen Aktivitäten in den Bergen wird die körperliche Verfassung oftmals unterschätzt. Deshalb appelliert er an die Bergsportler: „Im Zweifelsfall bei der Tourenwahl lieber etwas defensiver und zurückhaltender sein oder rechtzeitig umkehren!"

Das Österreichische Kuratorium für Alpine Sicherheit empfiehlt, sich vor jeder Wanderung, Klettertour oder Mountainbike-Runde gut vorzubereiten: den Wetterbericht studieren, die Routen genau planen. Eine Gesundenuntersuchung für Personen ab 50 Jahren ist auch ratsam. Dabei können nicht nur der allgemeine Gesundheitszustand sondern auch die körperlichen Fähigkeit für Aktivitäten am Berg festgestellt werden. (TT.com)