Leichen zweier Flüchtlingskinder mit Wunden auf Lampedusa entdeckt
An Bord eines Flüchtlingsbootes dürfte eine Gasflasche oder ein Benzinkanister explodiert sein. Zwei Kinderleichen wurden entdeckt. Fast 300 Menschen können indes nach tagelangem Warten auf See in Italien an Land. Vor der griechischen Küste wurden erneut dutzende Migranten aus Seenot gerettet.
Rom – Zwei Flüchtlingskinder sind bei der Überfahrt eines Bootes mit 36 Menschen an Bord ums Leben gekommen, das vor der Küste Tunesiens abgefahren ist und auf Lampedusa eingetroffen ist. Als die Küstenwache das Boot erreichte, entdeckte das Personal die Leichen der beiden Kinder im Alter von einem und zwei Jahren mit auffälligen Verbrennungen, berichtete die italienische Küstenwache in einer Presseaussendung am Freitag.
Es ist unklar, was an Bord geschah und wie sich dort die Flammen entwickeln konnten, die die beiden Kinder töteten. Vermutet wird, dass eine Gasflasche oder ein Kanister mit Benzin während der Überfahrt explodiert sei.
Ein Mann und fünf Frauen wurden wegen Brandwunden behandelt. Eine Frau wurde per Hubschrauber in ein Krankenhaus in Palermo eingeliefert. Eine weitere Frau wird vermisst, Schiffe der Küstenwache und ein Flugzeug suchten nach ihr. Die sizilianischen Justizbehörden nahmen Ermittlungen auf.
Ärzte ohne Grenzen darf gerettete Migranten nach Italien bringen
Die zivilen Seenotretter von Ärzte ohne Grenzen dürfen unterdessen nach tagelangem Warten fast 300 Bootsmigranten in die süditalienische Stadt Tarent (Taranto) bringen. Die Frauen, Kinder und Männer könnten im Hafen der Stadt am italienischen Stiefelabsatz an Land gehen, teilte die private Organisation in der Nacht zu Freitag auf Twitter mit. Die freiwilligen Helfer auf der "Geo Barents" retteten die Menschen zuvor in mehreren Einsätzen im zentralen Mittelmeer.
Seit der ersten Rettung vergingen Ärzte ohne Grenzen zufolge neun Tage bis die Crew einen sicheren Hafen durch die Behörden zugewiesen bekam. Private Organisationen fahren immer wieder ins zentrale Mittelmeer, um Migranten aus Seenot zu retten. Die Menschen legen oft in seeuntauglichen Booten von den Küsten des Bürgerkriegslandes Libyen in Richtung EU ab. Ein Großteil der Menschen erreicht am Ende Italien, wo laut Innenministerium in diesem Jahr (Stand Donnerstag) bisher rund 76.700 Migranten in Booten ankamen. Im selben Vorjahreszeitraum waren es knapp 50.900. Die italienischen Rechtsparteien, die seit der Wahl im September die absolute Mehrheit im Parlament haben und deshalb die nächste Regierung stellen könnten, wollen die Migrantenankünfte einschränken.
Erneut dutzende Migranten aus Seenot gerettet
Vor der griechischen Halbinsel Peloponnes haben die griechische Küstenwache und ein vorbeifahrendes Schiff indes am Freitagmorgen 75 Migranten aus Seenot gerettet. Die Menschen, die auf einem Segelboot unterwegs waren, hatte wegen starker Winde ein Notsignal gesendet, teilte die Zentrale der Küstenwache mit. Alle Passagiere seien wohlauf und in den Hafen der Ortschaft Neapolis gebracht worden.
Aus welchen Ländern sie stammen, blieb zunächst unklar; sie sollen jedoch von der Türkei aus gestartet und Italien zum Ziel gehabt haben, hieß es. Im östlichen Mittelmeer vergeht kaum ein Tag, an dem nicht Migranten auf dem Weg nach Italien entdeckt werden. Schlepperbanden organisieren diese Reisen von der türkischen Ägäisküste und Staaten im Osten des Mittelmeers wie Syrien und dem Libanon aus. Häufig kommt es zu Maschinenschäden oder anderen Havarien auf den meist maroden Booten, die die Schlepper einsetzen. Auch sind die Reisenden meist völlig unerfahren, was Boote, stürmisches Wetter und starken Seegang betrifft. So kommen bei Unglücken immer wieder Menschen ums Leben, deren Leichen manchmal erst nach mehreren Tagen entdeckt werden. Eine Zahl zu den Toten in der Region gibt es aus offiziellen Quellen nicht. (APA/dpa, TT.com)