Auto-Test

TT-Test: Französische E-volution im Renault Megane

Der ziert jede Hauseinfahrt: Extrem kurze Überhänge sorgen beim neuen Megane für richtig knackige Proportionen. Auch sonst strahlt der Renault Modernität und Dynamik aus.
© Fellner

Elektropionier Renault war mit dem Zoe bereits Marktführer in Europa. Mit dem Megane E-Tech summt nun ein sportlicher und schön gemachter Kompakter mit hochklassiger Multimedia-Technologie heran.

Von Reinhard Fellner

Innsbruck – Bei der Übernahme des Renault-Steuers rief Konzernchef Luca de Meo die „Renaulution“ aus. Alles sollte nun in eine Richtung gehen: und zwar elektrisch steil nach oben. Kaum ein Hersteller hat dafür derartig gute Voraussetzungen. So waren die Franzosen bereits ab 2011 mit Kangoo und Fluence am Stromer-Markt präsent. Der ansprechende und leistbare Zoe war dann über Jahre meistverkauftes E-Auto Europas.

All die Kompetenz und Erfahrung sollte nun mit dem von Grund auf neu entwickelten Megane E-Tech zur Fortführung der französischen E-volution führen. Herausgekommen ist dabei ein Kompaktmodell, das erst einmal Eindruck macht. So ist Renault ein echter Hingucker gelungen. Großer Rhombus an der Front, fließende Linien und extrem kurze Überhänge geben diesem 4,2-Meter-Kompakten selten knackige Proportionen. Im Zusammenspiel mit seinem 20-Zoll-Fahrwerk und vielen liebevoll gestalteten Details präsentierte sich unser Testwagen in Rafal-Grau als kompakte Schönheit, was Passanten nicht verborgen blieb.

Dabei hätte sich auch ein Blick in den Innenraum gelohnt. Dieser stellt für Renault in Gestaltung und Anmutung ebenso eine kleine Revolution dar. Sehr gelungen wurden hier das Kombiinstrument (Lenkrad) und der Touchscreen (je 12 Zoll) zu einer Bedien- und Informationseinheit zusammengefasst. Da sich Renault – und damit auch jeder Käufer – Google mit an Bord geholt hat, funktioniert alles mit Smartphone-Bedienlogik. Als perfektes Navi dient einfach die Google-Maps-Software. Bei der Sprachsteuerung konnte Renault mit dem Schachzug gleichzeitig in Richtung der Top-Marken aufschließen. Die Dame von „Hey Google“ versteht fast alles und setzt es meist auch richtig um – ganz gleich ob Navi-Zieleingabe, Radiosender, Lautstärken- oder Temperatureinstellung. Da entfallen schnell manuelle Bedienschritte für immer, nur online sollte man halt sein.

Bei der Anmutung im Innenraum hat sich Renault klar an Premium-Angeboten orientiert. Sehr stilsicher bishin zur dezent integrierten Harman/Kardon-Hifi-Anlage die Gestaltung der Materialien in der getesteten „Iconic“-Version. In dieser verwöhnen auch geschmeidige Ledersitze. Allen Meganes gemein ist jedoch die Fülle an Ablagen im Bereich der Frontsitze. Unter dem Schirm ideal platziert: die Schale für das induktive Laden des Handys. Hinten hat der E-Tech da weniger zu bieten und erinnert auch platzmäßig eher an Kompaktwagen vor zehn Jahren.

Zum Fahren: Den Megane gibt es mit einer 40- und einer 60-kWh-Batterie. Letztere war im Testwagen verbaut und ist an einen 218-PS-Strommotor gekoppelt. Renaults Ziel war es, mit dem E-Tech einen sportlichen Kompaktwagen zu kreieren. Dies ist gelungen. Hier ist die Fahrfreude praktisch eingebaut. Dazu trägt nicht nur der bärenstarke Motor, sondern auch die besonders direkt ausgelegte Lenkung bei. Damit lenkt der Renault ungemein zackig in Kurven ein, das macht Spaß in der Stadt und im ländlichen Kurvengeläuf. Dank der tief montierten Batterien liegt der Stromer trotzdem wie das sprichwörtliche Brett auf der Straße. Aber auch vom Komfort her bietet er ein sehr angenehmes und entspanntes Fahren.

Laden und Reichweite? Hier blieb die Revolution aus, aber alle Werte bewegen sich im besten Konkurrenzumfeld. Dank seines für E-Autos niedrigen Gewichts von 1783 Kilogramm lässt sich der Megane auch in der Praxis mit Verbräuchen unter 20 kWh bewegen. Dies bedeutete im Test aber anstatt einer Normreichweite von 450 Kilometern reale 300 Kilometer Reichweite. Vorteil des E-Tech: Er lädt mit bis zu 130 kW Ladeleistung wieder auf, somit an geeigneten Ladesäulen in 25 Minuten auf 80 Prozent Kapazität. Man sieht aber, dass sich die Autoindustrie im Bereich der Lithium-Ionen-Batterien mit Wundern noch schwertut. Ab 39.800 Euro stromert der Megane (ohne Förderungen) los. Mit dabei die neue Mobilize-Ladekarte von Renault: Sie eröffnet den Zugang zu 260.000 Ladestationen in Europa.

Die Technik

Motor: Elektro-Synchronmotor

Akkukapazität: 60 kWh

Drehmoment: 300 Nm

Leistung: 160 kW/218 PS

L/B/H: 4200/1768/1505 mm

Gewicht: 1783/2158 kg

Kofferraumvolumen: 440–1332 l

Wendekreis: 10,4 m

Höchstgeschwindigkeit: 160 km/h

0–100 km/h: 7,5 Sekunden

Verbrauch: 19,7 kWh/100 Kilometer

Kraftübertragung: Frontantrieb

Preis: (Iconic) 48.900 Euro

CO²-Emission: 0 g/km