Petrijünger, Opa und Fußballer: Stamser Franz Gallop im Porträt
Franz Gallop aus Stams hat der Politik endgültig den Rücken gekehrt und den Job gegen Freizeit(-stress) und Familie eingetauscht: „Genau so hab’ ich mir die Pension vorgestellt!“
Von Thomas Parth
Stams – Am 22. März 2021 um 24 Uhr startete für Franz Gallop eine neue Zeitrechnung. Nach 17 Jahren als Bürgermeister von Stams trat er seine Politpension an. Und das durchaus „erfolgreich“, wie er selbst nach eineinhalb Jahren bilanziert. „Wenn ich nicht hin und wieder auf einen Kaffee im Amt vorbeischaue, erfahre ich nichts von der Politik“, lächelt der Alt-Bürgermeister durchaus zufrieden: „Aber das war schon irgendwie auch das Ziel. Ich habe mich zur Gänze aus diesem Geschehen zurückgezogen. Auch mein Amt als Obmann des Abwasserverbandes habe ich zurückgelegt.“ Alles in allem war es „eine lässige Zeit“, blickt Gallop zufrieden zurück: „Ich durfte sehr viel lernen und bin viel herumgekommen.“
Heute liegen seine Prioritäten abseits irgendwelcher Verbands- oder Gemeinderatssitzungen. Sein ganzer Stolz sind seine beiden Enkelsöhne. Aurelian wird bald zehn und Darian ist eineinhalb Jahre alt. „Der Kleine sagt gefühlt hundertmal am Tag Mmpa“, bestätigt der stolze Opa: „Der Große geht schon fleißig mit zum Fischen.“ So gehört es sich wohl für den Enkel des Imster Bezirksfischerei-Obmanns. Als Fischer machte Gallop bereits vor einigen Jahren auf sich aufmerksam, als er einer der ersten Sportfischer war, die einen Huchen aus dem Inn an Land zogen. Der Huchen, auch Donaulachs genannt, war ein Glücksfang. Auch letztes Jahr habe Gallop zweimal einen Huchen am Haken gehabt, ihn aber nicht landen können. Anglerlatein? Fehlanzeige: Das Beweisfoto des stattlichen 13-Kilo-Fangs, der damit gleich schwer war wie damals sein Enkel Aurelian, hängt über dem Küchentisch. „Alle waren schwer beeindruckt“, so Gallop.
Mit der Fischerei sei es allerdings längst nicht mehr so wie früher. „Früher hatten alle genug. Die Fische hatten Nahrung und die Vögel waren ebenso zufrieden wie der Mensch“, erinnert sich der bald 65-Jährige. Heutzutage wird zwar ständig neuer Fischbesatz in den Inn entlassen, aber „außer Kosten bleibt kaum was übrig“. Gallop vermutet einen Zusammenhang von immer weniger Fischen im Inn mit immer mehr Wasserkraftwerken und wiederkehrender Wasserverunreinigung. „Problematisch für den Fischbestand sind der Schwall und Sunk, wenn ein plötzlich veränderter Wasserpegel alle Insektenlarven, und damit das Fischfutter sowie den Fischlaich einfach wegschwemmt.“ Selbst betreut Gallop vier Teiche zur Fischaufzucht. „Wichtig beim Besatz ist die Verteilung auf alle Größen. Will man es richtig machen, werden da rasch zwischen 4- und 5000 Euro pro Jahr fällig“, so der Petrijünger, der selbst das Fischereirevier zwischen Stams und Telfs gepachtet hat. Die Kosten für den Fischbesatz würden sich sowohl in der Pacht als auch in den auszugebenden Fischerei-Karten niederschlagen.
Privat engagiert sich der Stamser gegen einen Kraftwerksausbau im Kaunertal. „Sonst wird einem ja fad“, gibt Gallop zu Protokoll. Hierzu nahm er auch jüngst an einer Podiumsdiskussion teil. „Woher Schmutzwasser im Inn stammt, ist meist nur schwer nachzuweisen“, spricht Gallop aus Erfahrung. Er erinnert sich an einen Vorfall, wo feinkörniger Schlamm den Uferbereich regelrecht verklebt habe. „So etwas ist für die Flora und Fauna am Inn eine Katastrophe“, so Gallop.
Als Fischer am Inn kennt Gallop die Natur am Fluss. Er beobachtet Kormorane, Fischreiher und dokumentiert Biberspuren. „Wenn wir Fisch einsetzen, sind die Vögel zur Stelle. Da müssen wir uns um Vergrämungsmaßnahmen bemühen, sonst ist von den neu gesetzten Fischen nichts mehr da“, so Gallop. Zu hinterfragen sei prinzipiell jeder Eingriff des Menschen in ein Ökosystem. „Durch die Renaturierung des Inn bei uns in Stams wurden alle guten Standplätze weggebaggert. Das wird Jahre dauern, bis sich die Fische hier wieder wohl fühlen“, befürchtet Gallop: „Man möchte glauben, dass sich bei einem 15-Millionen-Euro-Projekt auch ein paar Zerquetschte für die Fischerei ausgingen …“ Dem sei leider nicht so.
Leidenschaftlich spielt Franz Gallop „noch immer“ in der österreichischen Bürgermeister Fußball-Nationalmannschaft. Übrigens zusammen mit BM Ingo Mayr aus Roppen und Alt-BM Gebhard Moser aus Mils bei Imst. „Auch da kommen wir viel herum“, zeigt sich Gallop unternehmungslustig. Zuletzt kickte „unser“ Team am 2. Oktober in Rheinstetten im Alpencup. Am Ende des Turniers sicherte sich Österreich den Platz 4.
Für Gallop gilt es den „Pensionsstress“ zu bewältigen. Da und dort zwickt es, aber nichts, weswegen der 64-Jährige groß Aufhebens machen würde. „Gesundheit, Zeit mit den Enkeln und der Familie und a bissl Fischen“ seien seine Wünsche für die nähere Zukunft.