Ski Alpin

Sölden-Riesentorlauf soll die ersten Karten im Kugel-Poker aufdecken

Manuel Feller zeigte sich bei der Startnummern-Auslosung zuversichtlich.
© GEPA pictures/ Patrick Steiner

Der Schweizer Olympiasieger Marco Odermatt geht am Sonntag (10.00 Uhr/TT.com-Live-Ticker) als Topfavorit ins Rennen. Der Tiroler Manuel Feller ist der Hofffnungsträger im dezimierten ÖSV-Team.

Sölden - Die jährlich gestellte Frage, ob der Weltcup-Auftakt im alpinen Skirennsport mit Oktober auf dem Gletscher ob Sölden zu früh kommt, werden die Rennläufer am Sonntag im Riesentorlauf (10.00/13.00 Uhr/live TT.com-Ticker) jeder für sich beantwortet bekommen. Geht man nach der vergangenen Saison, ist Kugelgewinner Marco Odermatt aus der Schweiz der Topanwärter auf den Sieg. Österreich schickt acht Athleten ins Rennen, angeführt vom stärksten der Vorsaison, Manuel Feller.

Es ist ein erstes Kartenaufdecken im jährlichen Kugel-Poker. Da anschließen, wo er im März aufgehört hat, würde gern der Norweger Aleksander Aamodt Kilde. Er markierte im letzten Weltcup-Riesentorlauf in Meribel im zweiten Durchgang Bestzeit vor Patrick Feurstein und Feller. Den Rennsieg schnappte sich Odermatt vor dem Norweger Lucas Braathen - damit sind die Sölden-Sieger 2021 und 2020 genannt. Der Vierte beim Weltcupfinale, Stefan Brennsteiner, fehlt auf dem Rettenbachferner ebenso wie der Sölden-Zweite 2021, Roland Leitinger. Im Dezember in Val d'Isere sollen beide wieder mit dabei sein.

"Sölden ist ein Highlight für uns. Wir haben eine schlagkräftige Mannschaft, auch wenn die Ausfälle von Brennsteiner und Leitinger schmerzen, sind wir trotzdem in einer guten Position. Das Podium muss unser Anspruch sein", sagte Marko Pfeifer, für den es das erste Rennen als neuer Rennsportleiter des Männer-Teams sein wird. Als Disziplindritter hinter Odermatt und den nun auf der Marcel-Hirscher-Skimarke Van Deer die Blicke auf sich ziehenden Henrik Kristoffersen (NOR) fällt die Rolle des aussichtsreichsten ÖSV-Athleten Feller zu, der am 13. Oktober 30 Jahre wurde.

"Ich bin körperlich topfit, da gibt es keine Ausreden", sagte der Tiroler. "Ich habe meine sieben Zwetschgen beinander. Ich hatte noch ein wichtiges Training im Zillertal, wo ich ein paar steile Tor gefahren bin." Auch wenn er gute Saisonen gehabt habe, sei Sölden nicht immer das Gelbe vom Ei gewesen. "Ich hoffe, dass ich mich vom Ergebnis her wieder verbessern kann. Ich bin bereit. Es liegt an mir, das heißt es umzusetzen. Technisch habe ich mich wieder dahingearbeitet, wo ich letztes Jahr am Anfang der Saison war. Und mit Leistungen wie zweiter Durchgang Alta Badia oder Adelboden müsste man dabei sein. Aber man weiß nie, was die Konkurrenz über den Sommer gemacht hat."

In der vorigen Saison habe er befreiter drauflos fahren können, weil er mit höherer Nummer reingestartet sei und sich anders als heuer niemand was erwartet habe. Und dann fuhr er nach Rang 15 in Sölden sechsmal in die Top Ten und davon als Zweiter und zweimal Dritter dreimal auf das Podest. Ausgerechnet das finale Rennen in Meribel misslang als 16. Der längste Steilhang, kein Kontrast, die Höhe und dass es ein Heimrennen sei, bezeichnete Feller als Kriterien in Sölden. "Es ist ein cooles Rennen, auch wenn es immer wieder eine Herausforderung ist. Das Ziel muss ein Podium sein, aber ich wäre zufrieden, wen ich mein bestes Sölden-Ergebnis einfahre." Zwölfter war er 2019.

"Die Top Ten" traut sich Marco Schwarz zu. "Die letzten zwei Wochen im Pitztal waren sehr schwierige Verhältnisse, wo ich mich aber auch wohlgefühlt habe. Was die Startnummer betrifft, muss ich mich auch erst wieder vorkämpfen", sagte der Kärntner. Sein näherer Landsmann Matthias Mayer kam auf einige Riesentorlauf-Tage. "Ich will in den zweiten Durchgang kommen und dort angreifen." Das tat er im Vorjahr eindrucksvoll, schied als Halbzeit-13. aber nach einem Fehler aus. "Das Video habe ich mir letzte Woche angeschaut, das war extrem schade, da wäre einiges drinnen gewesen."

Odermatt gelassen, Braathen mit Nervenflattern

Viele Riesentorläufe lassen sich nicht einplanen, eine Möglichkeit wäre im Dezember Alta Badia, das sei nach den Speedwochen aber als "zäh" einzustufen, sagte der dreifache Olympiasieger. Für seinen Speed-Kollegen Vincent Kriechmayr wird es "sicher der einzige Riesentorlauf, wo ich am Start bin, vielleicht beim Finale noch einmal", meinte der Oberösterreicher, der die Teilnahme am zweiten Durchgang anpeilt. Feurstein hat einen Materialwechsel hinter sich, er benötige noch "das eine oder andere gute Training, bis das alles perfekt" passe. Weiters im ÖSV-Aufgebot stehen Raphael Haaser, Thomas Dorner und Dominik Raschner.

Odermatt will natürlich am liebsten gewinnen, "aber das wollen andere auch". Überbewertet werden dürfe das Rennen nicht. "Wenn du gut in Form bist, gibt dir das viel Selbstvertrauen. Wenn nicht, hast du noch genug Zeit, die kleinen Änderungen vorzunehmen. Wir werden das am Sonntag sehen." Braathen hat Nervenflattern und beruhigt sich wie folgt: "Ehrlich gesagt bin ich nervös und unsicher, wo ich stehe, ich hoffe, das sind die anderen auch." Kilde war zuletzt verkühlt, hat Sölden aber am Plan. "Der Steilhang ist ein bisschen schwierig mit dem Timing, aber generell funktioniert der Schwung ganz okay", erklärte er. (APA)

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