Der Mann, dem John Lennon die Füße küsste: Trauer um Jerry Lee Lewis
Lewis war einer der Pioniere des Rock'n'Roll, er war Freund und zugleich Konkurrent von Elvis Presley. Seinen großen Durchbruch hatte er 1957 mit "Whole Lotta Shakin' Goin' On", zu seinem größten Hit wurde "Great Balls Of Fire". Musikgrößen wie Elton John, Ringo Starr und Ronnie Wood würdigen den Künstler.
New York – Die Rock'n'Roll-Legende Jerry Lee Lewis ist tot. Der unter anderem für den Klassiker "Great Balls of Fire" bekannte Sänger und Pianist starb im Alter von 87 Jahren in seinem Haus in Desoto County, Mississippi, eines natürlichen Todes, wie sein Agent am Freitag mitteilte. Seine siebente Ehefrau, Judith Coghlan Lewis, sei an seiner Seite gewesen. Jerry Lee Lewis galt als einer der einflussreichsten Künstler der Musikgeschichte.
📽 Video | Jerry Lee Lewis mit 87 Jahren gestorben
Zuletzt hatte er allerdings, unter anderem nach einem Schlaganfall 2019, mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Zuvor war der 1935 in Ferriday im US-Staat Louisiana geborene Lewis mit dem Spitznamen "The Killer" noch im hohen Alter auf der Bühne gestanden und seine Fans begeistert. Lewis galt – neben Elvis Presley, Chuck Berry und Little Richard – als einer der Könige des Rock'n'Roll.
Musikgrößen wie Elton John, Ringo Starr und Ronnie Wood würdigten den Künstler. "Ohne Jerry Lee Lewis, wäre ich nicht der geworden, der ich heute bin", schrieb Elton John (75) auf Twitter zu einem gemeinsamen Bild der beiden Musiker. "Er war bahnbrechend und aufregend und er hat das Klavier zu Kleinholz gemacht". Zudem sei er ein brillanter Sänger gewesen, würdigte der britische Popstar den Verstorbenen.
"Was für ein Mann"
"Was für ein Mann", schrieb Rolling-Stones-Rocker Ronnie Wood (75) auf Twitter. Möge der "Killer" in Frieden ruhen. Gene Simmons (73) von der Hard-Rock-Band Kiss würdigte ihn als "Rebell bis zum Ende". Ex-Beatle Ringo Starr (82) wünschte den Angehörigen von Lewis "Peace and Love".
Für Hollywood-Star Dennis Quaid (68) war Lewis eine "amerikanische Ikone" und der "größte Klavierspieler der Welt". Die Leute würden noch in 500 Jahren seine Hit-Songs hören. "Ich werde ihn vermissen", schrieb der Schauspieler auf Instagram zu einem gemeinsamen Bild der beiden an einem weißen Flügel. Lewis' bewegtes Leben war 1986 mit Quaid in der Hauptrolle unter dem Titel "Great Balls of Fire" verfilmt worden.
Durchbruch mit Provokation
Lewis galt neben Elvis Presley, Chuck Berry und Little Richard als einer der Könige des Rock'n'Roll. Seinen großen Durchbruch hatte er 1957 mit dem Hit "Whole Lotta Shakin' Goin' On", dessen Text so provokativ war, dass ihn einige Radiosender anfangs nicht spielen wollten. Es folgten Hits wie "Great Balls of Fire" – einer seiner größten Erfolge und später Titel eines Films über ihn mit Schauspieler Dennis Quaid – und "Breathless".
📽️ Video | Jerry Lee Lewis: Great Balls Of Fire
Vor rund einer Woche war auf dem Instagram-Profil von Lewis ein Bild veröffentlicht worden, auf dem ihm Musiker Kris Kristofferson die Urkunde über die Aufnahme in die Ruhmeshalle des Country überreicht. Lewis liegt auf dem Bild im Krankenbett mit Medikamenten auf dem Nachttisch und wirkt geschwächt. Schon am Mittwoch hatte das US-Portal "TMZ" Lewis unter Berufung auf einen Sprecher des Musikers für tot erklärt, der Meldung wurde aber von Vertrauten widersprochen. "TMZ" entschuldigte sich für den Fehler.
Beatles-Sänger John Lennon küsste ihm die Füße
Lewis Musik war eine wilde Mischung aus Jazz, Country, R&B und Boogie. Er war unter den ersten, die einen Platz in der Ruhmeshalle des Rock bekamen. Zu seinen Fans gehörten auch zahlreiche berühmte Musiker, die von seiner Musik beeinflusst wurden: Beatles-Sänger John Lennon soll ihm beispielsweise bei der ersten Begegnung die Füße geküsst haben.
Das Rockerleben von Lewis, Spross einer Familie christlicher Fundamentalisten, war gezeichnet von Drogen, Gewalt, Sex, Schulden und Tod. Der Rocker mit dem strohblonden, ins Gesicht hängenden Haar war berüchtigt dafür, Konzerte in letzter Minute abzusagen. Meistens "pumpte" Jerry Lee sein Piano im Stehen, setzte oder stellte sich auch darauf. In mehreren Live-Auftritten zündete er den Flügel nach getaner Arbeit an.
Sieben Ehefrauen, sechs Kinder
Kaum weniger bewegt als seine Laufbahn war Lewis' Privatleben. Ein Sohn armer Bauern, der Bruder früh gestorben, war er selbst am Ende sieben Mal verheiratet, das erste Mal mit 16 Jahren. Gerade volljährig wurde er Vater, allerdings schon mit der zweiten Frau. Insgesamt hatte er sechs Kinder, von denen zwei schon vor ihm starben. Seine siebente Ehefrau Judith Coghlan Lewis war bei seinem Tod an seiner Seite.
Ehe Nummer drei wurde ihm beruflich zum Verhängnis. Er war 22, als er seine 13-jährige Großcousine Myra Gale Brown heiratete. In Großbritannien löste dieses Verhalten einen Sturm der Entrüstung aus und zwang Lewis, seine Tournee am dritten Abend abzubrechen. In den USA sollte er nie wieder einen Top-20-Hit landen.
Der gemeinsame Sohn von Lewis mit Myra ertrank 1962 dreijährig im Pool. Das gleiche Schicksal ereilte Ehefrau Nummer vier. Ein 19-jähriger Sohn starb 1973 bei einem Autounfall, seine fünfte Ehefrau 1983 offenbar an einer Überdosis Heroin.
Angst, wegen seiner Musik zur Hölle verdammt zu sein, hatte Lewis immer wieder zu Protokoll gegeben. "Ich war immer besorgt, ob ich im Himmel oder der Hölle landen werde", sagte er 2015 dem britischen "Guardian". "Ich sorge mich weiterhin, abends vor dem Zubettgehen. Es ist eine sehr ernste Situation. Wohin komme ich nach meinem letzten Atemzug?" (APA/AFP/dpa)