Flüchtlingskrise

Migration: "Humanity 1" in Catania wird zu Inspektion erwartet

Bilder von der deutschen "Rise Above".
© APA/AFP/Mission Lifeline/SEVERINE KPOTI

Die italienischen Behörden planen eine "Besichtigung" des deutschen Rettungsschiffes im sizilianischen hafen Catania. Die Crew befürchtet Abschiebungen.

Rom – Die italienischen Behörden planen eine Inspektion an Bord des deutschen Rettungsschiffes "Humanity 1", das am späten Samstagabend im sizilianischen Hafen Catania eintreffen wird. Damit sollen unter den 179 Personen an Bord jene Menschen, darunter Frauen und Kinder, identifiziert werden, die aus humanitären Gründen von Bord gehen werden. Die anderen werden die italienischen Gewässer verlassen müssen, berichteten Medien am Samstagabend.

Laut der NGO "SOS Humanity" sei die Maßnahme jedoch "rechtswidrig", da es sich bei den geretteten Personen um Flüchtlinge handelt, "die sich in einem verletzlichen Zustand befinden und von denen einige sichtlich traumatisiert sind". "Sie benötigen medizinische und psychologische Betreuung", betonte die Hilfsorganisation. Sie schlägt auch wegen der Lebensmittelvorräte Alarm."Zwei warme Mahlzeiten können nur noch für drei Tage geliefert werden", berichtete die NGO.

"Wir befürchten, dass die Behörden nur Notfälle und Kinder, vielleicht die Minderjährigen, von Bord gehen lassen werden. Wir fürchten um die Rechte der Menschen, die aus der Seenot gerettet wurden und alle Schutz brauchen. Wir befürchten, dass es heute Abend zu einer Abschiebung kommen wird", berichtete "SOS Humanity" per Twitter. Eine Gruppe linker Parlamentarier wartete in Catania auf das Rettungsschiff.

Angebliche "Revolte" auf "Rise Above"

Der italienische Innenminister berichtete indes von einer "Revolte" an Bord der deutschen "Rise Above" von Mission Lifeline, die am Donnerstag 95 Bootsmigranten aus Seenot im Mittelmeer rettete. Das Schiff sei in Richtung der sizilianischen Stadt Siracusa (Syrakus) unterwegs. Italien prüfe die Lage, sagte der Minister. Zwei Personen – ein Mann aus Cote d'Ivoire und eine Frau aus Guinea - haben inzwischen die "Rise Above" verlassen und wurden von einem Patrouillenboot der italienischen Küstenwache nach Siracusa gebracht. Das Paar wurde in der Notaufnahme des Krankenhauses aufgenommen.

Vor Italien warten weitere Schiffe verschiedener NGOs mit zusammen mehr als 1.000 Migranten an Bord auf die Landung. Zu ihnen zählt auch die von der NGO Ärzte ohne Grenzen betriebene "Geo Barents" mit 572 Menschen an Bord. Die Crew berichtete, dass sie wegen der schlechten Wetterlage italienische Gewässer aufgesucht habe. Sie habe dafür die Genehmigung der italienischen Behörden erhalten, die dem Schiff jedoch keinen Landehafen zugewiesen haben. Die Menschen an Bord warten seit zehn Tagen auf die Landung, bemängelte die Crew. Die Lage sei schwierig.

Italiens neue rechte Regierung unter Ministerpräsidentin Giorgia Meloni sieht die Flaggenstaaten der Schiffe in der Pflicht, die geretteten Migranten aufzunehmen. Die Regierung in Rom führt Gespräche mit Frankreich, das Bereitschaft zur Aufnahme einiger Flüchtlinge signalisiert hat. (APA)