Nach Impf-Sonderaktion 2021: Starke Reduktion von Neuinfektionen in Schwaz
Im Rahmen einer Sonder-Impfaktion im Bezirk Schwaz wurden im März 2021 (erste Dosis) und April 2021 (zweite Dosis) 67 Prozent der impfbaren Schwazer Bevölkerung mit dem Impfstoff von BioNTech/Pfizer geimpft. In der begleitenden "Reduce"-Studie konnte eine mehr als 90%ige Reduktion von Neuinfektionen über einen Zeitraum von sechs Monaten nachgewiesen werden.
Innsbruck ‒ Eine Studie der Medizinischen Universität Innsbruck hat nach der breit angelegten Impfaktion im Tiroler Bezirk Schwaz im Frühjahr 2021 eine mehr als 90-prozentige Reduktion von Neuinfektionen über einen Zeitraum von sechs Monaten nachgewiesen. 67 Prozent der impfbaren Bevölkerung waren im März (erste Dosis) bzw. April (zweite Dosis) mit dem BioNTech/Pfizer-Vakzin immunisiert worden. Studienleiter Peter Willeit betonte vor allem den zeitlichen Aspekt.
So zeichne sich die Studie vor allem dadurch aus, dass sie zeige, "wie sich die rasche Impfung eines Großteils der Bevölkerung auf die Häufigkeit von SARS-CoV-2 Infektionen auswirkte, insbesondere im Vergleich zu anderen Tiroler Bezirken, in denen die Ausrollung der Impfungen langsamer erfolgte", führte der Professor für Epidemiologie und Public Health aus. Vergleichbare Studien gebe es nur aus Israel, wo eine ähnliche Durchimpfungsrate über einen Zeitraum von vier Monaten erzielt werden konnte, unterstrich Willeit.
Knapp 12.000 Personen erfasst
In der vom Land geförderten "REDUCE"-Studie wurde die Wirksamkeit der Impfkampagne auf Basis der Daten von knapp 12.000 Personen erfasst. Im Durchschnitt war die Studienpopulation 44,6 Jahre alt, etwas mehr als die Hälfte war weiblich. Zwischen März und September 2021 erkrankten 71 der Teilnehmenden an Corona, zwei Drittel davon hatten Symptome.
"Bemerkenswert" fand Willeit, dass in der gesamten Studie nur eine Person wegen der Infektion ins Krankenhaus aufgenommen werden musste und es keinen Todesfall im Zusammenhang mit der Infektion gegeben habe.
"Ohne Impfaktion wohl mehr als zehn Mal so viele Infektionen“
Die Effektivität der Sonder-Impfaktion in Bezug auf die Reduktion der Häufigkeit von SARS-CoV-2 Infektionen habe damit im Vergleich zur langsameren Ausrollung der Impfungen in anderen Bezirken 91,1 Prozent im Zeitraum von sechs Monaten betragen - ein Wert, der auch den Ergebnissen der Zulassungsstudien des Impfstoffes entspreche. "Von diesem Ergebnis lässt sich also ableiten, dass es ohne die Sonder-Impfaktion wahrscheinlich wohl mehr als zehn Mal so viele Infektionen bei den Studienteilnehmerinnen und Studienteilnehmern gegeben hätte", erklärte Willeit. Hochgerechnet auf die Gesamtbevölkerung des Bezirks Schwaz ergebe sich durch die Sonder-Impfaktion für denselben Zeitraum eine ebenso signifikante Senkung des Infektionsrisikos von 64 Prozent.
EU-Kontingent wegen "Südafrika-Variante"
Die Impfaktion in dem Bezirk war Mitte März 2021 nach vorherigem heftigem politischen Tauziehen gestartet worden. Ein zusätzliches EU-Kontingent von 100.000 Dosen der BioNTech/Pfizer Impfung gegen Covid-19 hatte nach einem Ausbruch der "Südafrika-Variante" die Sonder-Impfaktion in Schwaz ermöglicht.
Zwei Drittel der in Frage kommenden Bevölkerung - insgesamt über 42.000 Personen - hatten daraufhin innerhalb von sechs Tagen die erste Impfdosis verabreicht bekommen. Die zweite Impfung hatten dann etwa 99,5 Prozent der Erstgeimpften im empfohlenen zeitlichen Abstand bekommen.
Das Land unterstützte die Durchführung der "REDUCE"-Studie mit 250.000 Euro. Wissenschaftliche Erkenntnisse wurden im "Cell-Journal iScience" veröffentlicht. Eine Fortsetzung der Untersuchung, die auch Booster-Impfungen berücksichtigt, war im Gange, hieß es. (TT.com)
Zur Person:
Peter Willeit ist Professor für Epidemiologie und Public Health und Leiter des Departments für Medizinische Statistik, Informatik und Gesundheitsökonomie an der Medizinischen Universität Innsbruck. Seine Ausbildung in diesen Bereichen absolvierte er an der Universität Cambridge, wo er bis 2016 als Dozent für klinische Epidemiologie tätig war und weiterhin als Honorary Research Fellow angegliedert ist. Ziel seines Forschungsteams ist es, Strategien bei der Prävention und Behandlung häufiger Erkrankungen zu optimieren und dadurch die öffentliche Gesundheit zu fördern.