Mediziner Axel Paeger: Gen-Profil als Rezept für individuelle Medizin
Wien – Finanz- und Personalnöte sind im Gesundheitssystem ein Dauerzustand. Für Krankenhäuser sieht der Mediziner Axel Paeger, Gründer des Spitalsbetreibers Ameos, der auch im steirischen Bad Aussee eine Klinik führt, die Zukunft in einem Regionalisierungskonzept, das auf zwei Säulen basiert: Jedes Krankenhaus bietet eine Grundversorgung – von Innerer Medizin bis zur Chirurgie – an, die Spezialgebiete hingegen teilen sich mehrere Kliniken auf. „Urologie, Kardiologie, Neurologie, Orthopädie müssen nicht an jedem Klinikum angeboten werden“, sagt Paeger. Die Verwaltung der Klinken-Gruppe müsse in einer „Regionalzentrale“ gebündelt werden. Mit der Zusammenfassung von Krankenhäusern in eine Landesholding, wie es etwa in Tirol mit der Tilak oder in Kärnten mit der Kabeg der Fall ist, sei dies nicht vergleichbar. „Eine Landesholding läuft nicht effizienter – im Gegenteil.“
Ein großes Problem in Spitälern sei auch die Zeitverschwendung: „Stationsärzte müssen 30 bis 40 Prozent ihrer Zeit für Aufgaben verschwenden, für die sie nicht studieren hätten müssen“, so Paeger. Alleine die Suche nach Krankenakten nehme mitunter unnötig viel Zeit in Anspruch. Ähnlich bei Pflegekräften, die sich 20 bis 30 Prozent ihrer Zeit mit ausbildungsfremden Tätigkeiten herumschlagen müssten. Hier könnte die Digitalisierung viele Prozesse beschleunigen, denn Leerläufe verringern die Wertschöpfung eines Krankenhauses, kritisiert Paeger: „Den Patienten kommt aber nur dann viel zugute, wenn in Kliniken nach ökonomischen Aspekten gearbeitet wird.“
Angetrieben von der zunehmenden Digitalisierung sieht der Experte die Zukunft der Gesundheitsversorgung in der individualisierten Medizin. Dabei gehe es vor allem darum, anhand des genetischen Profils mögliche Krankheitsrisiken zu erkennen und dadurch die Vorsorgemaßnahmen bzw. die Behandlung individuell an jede Person anzupassen. „Bestimmte Menschen bekommen genetisch bedingt bestimmte Krankheiten mit einer höheren Wahrscheinlichkeit als andere“, sagt der Ameos-Chef. Diesbezüglich müsse aber noch viel geforscht werden. Alleine für eine Krebsart seien beispielsweise Hunderttausende genetische Profile zu erstellen – an dieser Stelle könne die Digitalisierung enorm helfen. In 20 bis 30 Jahren würden „keine Krebserkrankung und kein Herzinfarkt ohne personalisierte Medizin diagnostiziert, behandelt oder dagegen vorgesorgt werden“, ist Peager überzeugt. (mas)
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