Staatliche Auszahlungsaktion

Klimabonus: Fast 100.000 Sodexo-Gutscheine wurden nicht abgeholt

Die große Mehrheit der versandten RSa-Briefe kam bei ihren Empfängern an, konkret bei 1,19 Millionen Menschen. Personen, die den Gutschein aus gesundheitlichen Gründen nicht abholen konnten, werden individuell kontaktiert.
© Sodexo

Rund 7,4 Millionen Menschen in Österreich haben den Klimabonus bisher erhalten, bis zu 400.000 müssen noch bis Februar 2023 warten. 97.709 Menschen sind nicht bei der Post erschienen, um ihre Sodexo-Gutscheine abzuholen.

Wien – Rund 1,3 Millionen Menschen bekamen den Klimabonus nicht überwiesen, weil der Staat ihre Bankdaten nicht hat. Sie haben die 500 Euro als Sodexo-Gutschein, den sie bei der Post abholen mussten, bekommen. Doch Gutscheine im Wert von bis zu 48 Millionen Euro blieben auf der Post liegen. Sie werden nun rückabgewickelt. Rund 7,4 Millionen Menschen in Österreich haben den Klimabonus bisher erhalten, bis zu 400.000 müssen noch bis Februar 2023 warten.

Es war eine der größten Auszahlungsaktionen in der Geschichte der Zweiten Republik: Alle Menschen, die schon länger als sechs Monate in Österreich leben, sollten ab September den Klimabonus bekommen haben. 500 Euro gab es für Erwachsene, die Hälfte davon für Kinder. Menschen, deren Bankdaten nicht bekannt sind bzw. die kein Konto haben, erhielten den Bonus in Form von Sodexo-Gutscheinen. Zugestellt werden die Gutscheine per RSa-Brief, der nur persönlich oder mit einem Vollmacht-Formular entgegengenommen werden darf.

Gutscheine werden rückabgewickelt

97.709 Menschen sind nicht bei der Post erschienen, um ihre Gutscheine abzuholen. Das kann einen Wert von bis zu 48 Millionen Euro ausmachen, sollte es sich dabei nur um erwachsene Empfänger handeln, berichtete der Standard. Diese müssen nun rückabgewickelt werden. Dafür werden die Gutscheine in den Poststellen eingesammelt, gezählt, verplombt und verpackt, an Sodexo zurückgeschickt, dort werden sie neuerlich gezählt und vernichtet. Die große Mehrheit der versandten RSa-Briefe kam erfolgreich bei ihren Empfängern an, konkret bei 1,19 Millionen Menschen. Personen, die den Gutschein aus gesundheitlichen Gründen nicht abholen konnten, werden individuell kontaktiert und bekommen ihn nachträglich ab November.

NEOS und SPÖ mit Kritik an Gutscheinlösung

Gerald Loacker, Wirtschaftssprecher der NEOS, vermisst Angaben zu den Gutschein-Kosten und spricht von "Chaos" beim Klimabonus. Abschließende Kosten für die knapp 1,2 Millionen verschickten RSa-Briefe mit Gutscheinen konnte man zum Zeitpunkt der Anfragebeantwortung noch nicht nennen, "die gesamten geplanten Kosten belaufen sich auf rund 8 Mio. Euro". Auch zu anderen Detailfragen vermisst Loacker konkrete Antworten. "Ein weiterer Tropfen, der zeigt, wie chaotisch alles bei dieser Bundesregierung abläuft und wie sorglos mit Steuergeld umgegangen wird", so Loacker.

Er erinnerte etwa daran, dass es "genug Fälle" gebe, in denen Gutscheine versandt worden seien, obwohl das Finanzamt die aktuellen Kontodaten gehabt hätte. Es handle sich um eine "verschwenderische Inszenierungspolitik".

Die SPÖ kündigte dazu eine parlamentarische Anfrage an. "Mehr als fragwürdig" sei, dass der "französische Großkonzern 21 Millionen Euro dafür bekommt, dass die Regierung den Österreicherinnen deren eigenes Geld per Gutscheinen schickt", sagte Vizeklubchef Jörg Leichtfried dem "Standard".

Rund 7,4 Millionen Menschen in Österreich haben den Klimabonus bisher erhalten. Grob geschätzte 400.000 Menschen müssen noch warten. Darunter sind Drittstaatsangehörige und EU-Bürger, deren Daten neuerlich durch das Innenministerium geprüft werden müssen, sowie alle jene, die die Auszahlungsvoraussetzungen – mindestens sechs Monate Aufenthalt – erst nach der Datenerhebung im Juli 2022 erfüllt haben. Das sind jene, die erst im Laufe des ersten Halbjahres 2022 ihren Hauptwohnsitz nach Österreich verlegt haben oder erst geboren wurden. Sie bekommen den Klimabonus in voller Höhe (500 Euro für Erwachsene, 250 für Kinder).

Klimabonus 2023 soll regional gestaffelt werden

Der Klimabonus für 2023 wird wieder ab September 2023 ausgezahlt und diesmal wie ursprünglich geplant regional gestaffelt. Je nach Wohnort gibt es pro Person zwischen 100 und 200 Euro, wobei den untersten Betrag nur die Wiener bekommen hätten. Andere große Städte wie Graz, Innsbruck und Linz fallen in die zweite Stufe, wo alle Erwachsenen für 2022 133 Euro bekommen hätten, wenn der Klimabonus wegen der Teuerung nicht erhöht worden wäre. Die dritte Stufe lag bei 167 Euro und war für viele Umlandgemeinden vorgesehen, 200 Euro hätte es vorwiegend (aber nicht nur) am Land gegeben. (TT.com, APA)

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