„Widumdeponie“ in Ampass: Aufs Graben folgt das Schütten
Die „Widumdeponie“ in Ampass soll ab Frühjahr wieder befüllt werden – allerdings in reduzierter Form: Grund sind die außergewöhnlichen archäologischen Funde am Areal.
Ampass – Nach über fünfjähriger Unterbrechung dürften die Schüttungen im Bereich der „Widumdeponie“ in Ampass 2023 wieder anlaufen – gegenüber dem ursprünglichen Projekt jedoch in deutlich reduzierter Form.
Zur Vorgeschichte: Im Mai 2017 hatte das Land genehmigt, dass die Brennerbasistunnelgesellschaft (BBT SE) auf dem Areal im Eigentum des Stifts Wilten insgesamt 133.000 m³ Bodenaushub deponieren darf. Doch die Arbeiten mussten schon bald, in Schüttphase eins von drei, abgebrochen werden, denn im Herbst 2017 wurden am „Widenfeld“ spektakuläre archäologische Funde freigelegt – allen voran ein riesiges, rund 2500 Jahre altes Urnengräberfeld aus der Hallstattzeit.
Genau diese Funde bedingen nun, ein halbes Jahrzehnt später, eben eine Anpassung der Deponie: Das Änderungsvorhaben, von der BBT im Juni 2022 eingereicht, sieht vor, dass die Deponie aufgrund der (nicht vollständig freigelegten) Funde in ihrer Ausdehnung Richtung Süden sowie in der Höhe reduziert wird. Die Gesamtkubatur verringert sich auf 85.000 m³, wobei von diesen bereits 35.000 m³ geschüttet wurden – es verbleiben also noch 50.000 m³.
Wie die BBT erklärt, habe man – nachdem die Brandgräber fachgerecht geborgen wurden – „entsprechend den Vorgaben des Bundesdenkmalamtes“ die Ausformung der Deponie wie auch die Schütthöhe angepasst, um so „durch eine nur geringe Überschüttung auch allfällige spätere Ausgrabungen und wissenschaftliche Untersuchungen“ zu ermöglichen. Geplant sei, mit der angepassten Schüttung im Frühjahr 2023 zu beginnen und die Arbeiten spätestens im Laufe des Jahres 2024 abzuschließen.
Das Vorhaben ist laut Abteilung Umweltschutz des Landes im „vereinfachten Verfahren“ abzuwickeln (Kubatur unter 100.000 m³) – womit die Standortgemeinde Ampass keine Parteienstellung hat. Die Gemeindepolitik hat mit der Fortführung der Aushubdeponie aber ohnedies kein Problem. „Wir kommen eh nicht aus“, sagt BM Markus Peer – und die Überschüttung im Bereich der Funde werde ja begrenzt.
„Wir haben darauf geachtet, dass hier ein tragfähiger Kompromiss zustande kommt“, stellt auch Johannes Pöll vom Bundesdenkmalamt klar. In kleineren Bereichen seien die Schüttungen zwar „im oberen Bereich des Möglichen“, aber etwa nach Süden hin max. 1,5 m hoch, insgesamt gehe die Lösung in Ordnung. So sollte etwa auch ein ebenfalls freigelegtes römisches Gebäude mit Maschineneinsatz weiter zugänglich sein.
Die aufwändige wissenschaftliche Auswertung der fast 400 (!) über Jahre hinweg freigelegten Urnengräber – sie wurden eingegipst und en bloc geborgen – solle schrittweise erfolgen, ergänzt Pöll. Die Grabungsfirma Ardis habe dazu mit der Uni Innsbruck ein Projekt in Ausarbeitung, auch Denkmalamt und Gemeinde könnten sich beteiligen – in weiterer Folge wäre angestrebt, das Ganze in ein größeres EU-gefördertes Projekt zu gießen. (md)