Schrille Farben, süße Streiche: „Konrad oder das Kind aus der Konservenbüchse“
Fulminante Premiere von Christine Nöstlingers „Konrad oder das Kind aus der Konservenbüchse“ in den Kammerspielen. Ein Theaterstück für Jung und Alt.
Von Gerlinde Tamerl
Innsbruck – Bei dieser Premiere am Sonntag in den Kammerspielen wurde hemmungslos gelacht, nach Herzenslust geflucht und mit dem Popo zu wilder Musik gewackelt. Schon nach wenigen Minuten des Stücks „Konrad oder das Kind aus der Konservenbüchse“ von Christine Nöstlinger war klar: Diesen SchauspielerInnen werden viele Kinderherzen zufliegen!
Nöstlingers Welterfolg, erstmals 1975 als Kinderbuch erschienen, erlebt man auf der Bühne überraschend zeitlos: Die extravagante Berti Bartolotti (grandios: Petra Alexandra Pippan) liebt es, verschiedenste Dinge in Versandhäusern zu bestellen. Wenn der keuchende Briefträger (herrlich realitätsnah: Elena-Maria Knapp) klingelt, freut sie sich wie ein Kind!
Die ersten Lacher bekommt Frau Bartolotti nicht nur, weil sie Lieder singt, in denen Gurkensalat gekackt wird, sondern auch für ihr verrücktes Outfit: lila Plüschbademantel und orange Haarpracht (tolle Kostüme von Julia Neuhold und Leah Watzdorf).
Eines Tages wird eine riesige Konservendose zugestellt, und wer kriecht heraus? Ein Bub namens Konrad, der spricht wie die Vernunft in Person. Bernhard Wolf gelingt es, die anspruchsvolle Rolle des überangepassten Kindes überzeugend darzustellen.
Nöstlinger wendet mit dem Vertauschen der Rollen einen einfachen, aber brillanten Kunstgriff an: Frau Bartolotti verhält sich wie ein Kind, Konrad hingegen wie ein vernünftiger Erwachsener. Schonungslos legt die Grande Dame der österreichischen Kinderliteratur damit die Absurdität von pädagogischem Disziplinierungswahn offen.
Frau Bartolotti, die das Muttertier in sich entdeckt, entscheidet gemeinsam mit ihrem Apothekerfreund Egon (Hans Danner als regelkonformer Vater), den merkwürdig braven Konrad zu behalten. Es gibt aber ein Problem, denn die Kinderfabrik will Konrad zurück. Aber nur den braven. Also wird ein absurdes Umerziehungsprogramm gestartet. Teresa Waas, in der Rolle von Nachbarskind Kitti, unterstützt die beiden tatkräftig.
Auch für Erwachsene und Eltern ist das Stück unterhaltsam und lehrreich. Die Botschaft: mehr Humor in der Erziehung! „Warum müssen Kinder zu einer fixen Zeit ins Bett, wenn sie doch gar nicht müde sind?“, fragt sich Konrad. Man könnte doch mit dem Nachwuchs zu lauter Musik eine Runde tanzen, so wie am Ende des Stücks zur Begeisterung aller. Die gewünschte Müdigkeit würde sich gewiss rasch einstellen!
Das junge Publikum blieb dank der pointierten und lustigen Szenen bis zum Schluss gebannt. Eine große Leistung der Schauspielenden und auch der Regie (Felix Metzner) und Dramaturgie (Uschi Oberleiter). Tosender Beifall!