Wie nachhaltig ist der Handel?
Der Sustainable Commerce Report – ein bundesweiter Nachhaltigkeitskompass des Handelsverbandes in Kooperation mit EY – hat erstmals systematisch Nachhaltigkeit als Transformationsfaktor der Handelsbranche untersucht. Kernergebnis: Bereits 84 Prozent aller Geschäfte sehen das Engagement für Nachhaltigkeit als Chance, mehr Kunden zu binden.
Bis 2050 soll Europa klimaneutral sein, Österreich laut erklärtem Ziel schon 2040. Nach der Digitalisierung treiben Dekarbonisierung und Nachhaltigkeit die nächste große Transformation der Wirtschaft voran. Nun, worauf achten die Verbraucher beim Einkauf von Lebensmitteln besonders?
Der wichtigste Faktor ist ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis (87 Prozent), gefolgt von der Produktqualität (83 Prozent). Ab der dritten Stelle folgen Nachhaltigkeitskriterien wie Regionalität (77 Prozent), Tierwohl (72 Prozent) sowie der Verzicht auf fragwürdige Inhaltsstoffe (68 Prozent). Ähnlich verhält es sich beim Kauf von Kleidung, hier spielt allerdings die Regionalität aus Sicht der Kunden eine untergeordnete Rolle.
„Nachhaltigkeit und Digitalisierung sind die wichtigsten Megatrends unserer Zeit.“
Rainer Will
Transparenz beschleunigt die ökologische Wende
Knapp die Hälfte der Österreicher gibt an, weniger nachhaltig zu agieren, als sie könnten, weil nachhaltige Produkte meist teurer sind – sie können oder wollen sich Öko-Produkte nicht immer leisten. Jüngere Menschen unter 29 Jahren zeigen generell eine höhere Bereitschaft, für nachhaltige Produkte mehr Geld in die Hand zu nehmen.
Bei differenzierter Betrachtung zeigt sich, dass nachhaltig nicht gleich nachhaltig ist. „Für Bio-Produkte und Waren aus der Region würden knapp 60 Prozent der Konsumenten tiefer ins Geldbörserl greifen, für fair gehandelte Produkte die Hälfte und für den Einkauf bei einem CO2-neutralen Händler ein Drittel“, bilanziert Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will.
„Unsere Kunden sind durchaus bereit, im Rahmen ihrer Möglichkeiten für nachhaltige Produkte mehr Geld auszugeben, wenn sie denn wissen, wofür.“
Höhere Preise und Bequemlichkeit hemmen nachhaltiges Handeln
Gleichzeitig möchte ein Drittel der Bevölkerung ungern auf Komfort wie Auto oder Flugreisen verzichten. Jeder Fünfte fühlt sich zu wenig darüber informiert, was man als Einzelperson tun kann, um nachhaltiger zu konsumieren. Spannend: Drei Viertel würden auch einmal ein leeres Regal im Supermarkt in Kauf nehmen, um der Lebensmittelverschwendung vorzubeugen. Für ebenso viele ist das Boykottieren von Marken, die Umweltsünden begehen, vorstellbar. Und: 70 Prozent der Konsumenten würden bei einem Bonusprogramm für nachhaltiges Handeln mitmachen. Warum belohnen wir Klimaschutz nicht mit positiven Anreizen?
Mehr dazu auf: www.handelsverband.at/green