Neue Galerie in Innsbruck

Prints für mehr Sichtbarkeit: Ukrainische KünstlerInnen vom Krieg „gezeichnet"

Kinder Album, eine Künstlerin aus Lviv, nimmt Zeichnungen ihres eigenen Kindes als Basis für ihre Kunst.
© Kinder Album

In der Neuen Galerie wird der Krieg in der Ukraine aus der Sicht von 13 ukrainischen KünstlerInnen erzählt.

Innsbruck – Es ist ein stiller Protest, den die ukrainische Künstlerin Maria Kulikovska vor einem Monat im Rahmen der Frankfurter Buchmesse realisiert. Sie liegt regungslos am Boden, eingehüllt in die ukrainische Flagge. Der Krieg in ihrer Heimat ist nicht erst seit Februar dieses Jahres Zentrum ihres künstlerischen Schaffens, sondern bereits seit 2014. Die Performance „254“ setzte Kulikovska im gleichen Jahr erstmals zur Eröffnung der Manifesta in St. Petersburg um – unautorisiert. Schon nach wenigen Minuten wurde sie vor der weltberühmten Eremitage verjagt.

Zu sehen ist die Dokumentation dieser Erstaufführung jetzt in der Neuen Galerie der Tiroler Künstler:innenschaft, die mit der gestern eröffneten Schau „Artists Support Ukraine“ den Krieg in Europa den BesucherInnen nach Monaten der zum Alltag gewordenen Berichterstattung bildmächtig ins Gedächtnis ruft.

Im Künstlerhaus Büchsenhausen ist man dem Kriegsalltag näher, beherbergt die Institution doch mit „Office Ukraine“ eine von drei Anlaufstellen für ukrainische Kunstschaffende in Österreich. Das Büro vermittelt zwischen Helfenden und Hilfe-Suchenden – eine Initiative, die mit Unterstützung des Bundes nun bis Mitte 2023 verlängert wurde. Mit dem Charkiwer Ex-Fellow Mykola Ridnyi hat Büchsenhausen im Oktober zudem ein Screening organisiert, wo Videokunst vom Leben in der Ukraine berichtete. Ridnyi selbst schilderte seine Eindrücke: Ans Kunstmachen sei für ihn derzeit nicht zu denken – zu traumatisierend sind die Zustände in seiner Heimat.

Persönlich werden auch die in der Neuen Galerie ausgestellten Prints. Jeder ist mit einem Statement der 13 MacherInnen versehen. Verstehen kann man sie auch ohne Sprache. Etwa wenn nackte Körper gegen Panzer antreten – zu sehen bei der Künstlerin Kinder Album, die Motive ihres eigenen Kindes weiterverarbeitet. Ganz spontan bringt dagegen Vlada Ralko ihre Eindrücke aus Lviv zu Papier – als Tagebuch werden diese auf Facebook veröffentlicht.

Online sind alle ausgestellten Motive abrufbar. Und noch viele mehr. Die „Artists Support Ukraine Foundation“ sammelt künstlerische Beiträge, um diesen Sichtbarkeit zu verleihen. Jeder und jede kann also selbst eine Ausstellung drucken. Richtig und wichtig, dass die Künstler:innenschaft die Ausstellungslücke in der Neuen Galerie für die Sichtbarkeit der KollegInnen in Not nutzt. Am Dienstag steht mit einer Präsentation der ukrainischen Künstlerin Kristina Kapeljuh der erste Termin des Rahmenprogramms an. (bunt)