Corona: Übersterblichkeit hängt noch immer von Impfrate ab
Durchwegs drastisch ist der Unterschied zwischen Delta- und Omikron-Variante. In Österreich lag die Übersterblichkeit durch Delta bei 65,4 Todesfällen je 100.000 Einwohner, während der Beobachtungszeit der Omikron-Welle nur bei 7,5 je 100.000 Einwohner.
Washington/Wien – Nicht nur zu Beginn der Covid-19-Pandemie, auch mit den Delta- und Omikron-Varianten von SARS-CoV-2, kam es weltweit zu einer Übersterblichkeit. Sie hängt offenbar großteils mit den Covid-19-Durchimpfungsraten zusammen. Österreich schneidet vom Juni 2021 bis März 2022 unter vergleichbaren Staaten viel besser als die USA ab, liegt aber sonst im hinteren Feld. Das zeigt eine neue US-Studie.
Alyssa Bilinski von der Brown School für öffentliche Gesundheit in Providence (US-Bundesstaat Rhode Island) und ihre Co-Autoren haben für die im Journal der American Medical Association (JAMA) erschienen Studie aus den US-Statistiken sowie aus den Informationen der WHO, OECD und Our World in Data Covid-19-Durchimpfungsraten und die Übersterblichkeit nach der ersten Welle der Pandemie - vom 27. Juni 2021 bis 26. März 2022 - analysiert. "Das umfasste die Delta-Variante und die Omikron-Winterperiode", schrieben die Wissenschafter in ihrer am Freitag erschienen Studie (doi:10.1001/jama.2022.21795).
In der Untersuchung verglichen wurden die Daten zur Übersterblichkeit aus allen Ursachen (also nicht allein Covid-19) für die gesamten Vereinigten Staaten, für die zehn US-Bundesstaaten mit den höchsten und für die zehn US-Bundesstaaten mit den niedrigsten Covid-19-Durchimpfungsraten. Verglichen wurde das aber auch mit 17 OECD-Mitgliedsstaaten mit jeweils mehr als fünf Millionen Einwohnern und einem BIP von mehr als 25.000 US-Dollar (24.160 Euro) pro Einwohner und Jahr – von Neuseeland, Australien und Kanada bis zu den meisten westeuropäischen Staaten (z.B. Schweden, Belgien, Frankreich, Österreich, Deutschland, Italien etc.). Die Analysen erfolgten jeweils für den Zeitraum von 27. Juni 2021 bis 25. Dezember 2021, um die Auswirkungen der Delta-Variante von SARS-CoV-2 zu beschreiben, und von 26. Dezember 2021 bis 26. März 2022, um vor allem Omikron zu berücksichtigen.
China meldet ersten Covid-Toten seit sechs Monaten
Vor dem Hintergrund steigender Infektionszahlen hat China am Sonntag den ersten Corona-Toten seit gut einem halben Jahr gemeldet. Der 87-jährige Mann aus Peking ist nach Angaben der Gesundheitskommission der erste seit Ende Mai, der nach einer Infektion mit dem Virus gestorben ist. Damals war es in Shanghai zu einem größeren Ausbruch gekommen.
Wegen einer strikten Null-Corona-Politik gibt es in China deutlich weniger Infektionen und Tote im Zusammenhang mit Corona-Infektionen als in anderen Ländern. Jedoch muss die Bevölkerung harte Maßnahmen und immer wieder Lockdowns in Kauf nehmen, die auch die Wirtschaft schwer belasten.
In den vergangenen Wochen waren die Corona-Zahlen auf zuletzt mehr als 24.000 Infektionen pro Tag angestiegen. Neben der südchinesischen Metropole Guangzhou ist auch die Hauptstadt Peking zunehmen schwer betroffen. Dort wurden am Sonntag rund 600 neue Infektionen unter den 21 Millionen Einwohner gemeldet. Wegen des Anstiegs der Infektionen wurde die Bevölkerung in weiten Teilen der Stadt aufgefordert, am Wochenende zu Hause zu bleiben. Viele Restaurants und Geschäfte blieben geschlossen.
Supermärkte, Apotheken und Märkte waren zwar geöffnet. Doch musste am Eingang vielfach ein negativer PCR-Test aus den vergangenen 24 Stunden nachgewiesen werden - nicht mehr wie sonst üblich aus den vergangenen 48 Stunden. Volks- und Mittelschulen blieben geschlossen und machten Online-Unterricht. "Die Gesellschaft soll heruntergefahren werden", hieß es in einer Mitteilung.
Hohe Übersterblichkeit in den USA
Frappierend ist die hohe Übersterblichkeit in den USA: Im gesamten Land kam es bei einer Durchimpfungsrate von nur 63 Prozent zu 145,5 mehr Todesfällen aus allen Ursachen pro 100.000 Einwohner. In den zehn Bundesstaaten mit den geringsten Durchimpfungsraten (52 Prozent im Beobachtungszeitraum) lag die Übersterblichkeit gar bei 193,3 Fällen pro 100.000 Einwohner. In den US-Staaten mit den meisten Impfungen (73 Prozent) betrug sie 65,1/100.000 Einwohner und lag damit im Mittelfeld der Staaten.
Am besten unter den insgesamt 20 verglichenen Ländern bzw. Regionen (17 Staaten außerhalb der USA sowie die USA insgesamt und die beiden je zehn Bundesstaaten umfassenden Regionen) schnitt Neuseeland ab: Nur 5,1 mehr Todesfälle aus allen Ursachen pro 100.000 Einwohner (Durchimpfungsrate: 75 Prozent). Das liegt deutlich unter allen anderen Ländern. An zweiter Stelle folgt Schweden mit 32,4 zusätzlichen Todesfällen/100.000 Einwohner (70 Prozent Durchimpfungsrate), an dritter Stelle Belgien (33,9/100.000; 76 Prozent Durchimpfungsrate). Neuseeland hatte eine rigorose Quarantäne- und Impfpolitik betrieben. Auf der anderen Seite war Schweden zu Beginn der Covid-19-Pandemie immer wieder wegen seines liberalen Zugangs kritisiert worden.
Unterschied zwischen Delta und Omikron in Österreich
Spanien hatte bei einer Durchimpfungsrate von 80 Prozent immerhin noch eine Übersterblichkeit von 42,5 Fällen pro 100.000 Einwohner. Österreich findet nur an 17. Stelle unter den 20 verglichenen Positionen: 74 Prozent Durchimpfungsrate und eine Übersterblichkeit von 72,9 pro 100.000 Einwohner. Durchwegs drastisch ist der Unterschied zwischen Delta- und Omikron-Variante. In Österreich lag die Übersterblichkeit durch Delta bei 65,4 Todesfällen je 100.000 Einwohner, während der Beobachtungszeit der Omikron-Welle nur bei 7,5 je 100.000 Einwohner. Neuseeland hatte während der Delta-Welle sogar eine geringere Mortalität (minus 7,6/100.000) registriert. Dort zeigte sich der Pandemie-Effekt erst mit der Omikron-Variante (12,7/100.000), die Delta-Welle hatte man offenbar per Quarantäne des Inselstaates "übergangen".
Ähnliche Übersterblichkeitsdaten wie Österreich hatte Italien mit 71,2 zusätzlichen Todesfällen pro 100.000 Einwohner und einer Durchimpfungsrate von 76 Prozent. Finnland liegt noch hinter Österreich (82,2 mehr Todesfälle pro 100.000 Einwohner, Durchimpfungsrate: 74 Prozent).
Die Übersterblichkeit durch Covid-19 hing laut den US-Experten jedenfalls deutlich von den erzielten Durchimpfungsraten ab. Die Autoren der Studie berechneten, dass vergleichbare Durchimpfungsraten in den USA wie in den anderen Staaten zwischen rund 155.000 und 360.000 Covid-19-Todesfälle verhindert hätten. Bei der Gesamtmortalität hätte das zwischen rund 210.000 und 466.000 weniger Todesfälle bedeutet. (APA)
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