„24 – ein unheiliger Abend“: Diesem Christkind ist gar nichts heilig
Innsbruck – Die Premiere seines neuesten Stücks hat Johannes Schmid also verschlafen. Das Publikum ist in Erwartung auf den Auftaktlacher – und der Schauspieler, der für „24 – ein unheiliger Abend“ temporär Kabarettist wird, pennt auf der Bühne und erwacht erst nach und nach. Der Glühwein ist schuld! Das Publikum zeigt Verständnis, erreichte der eine oder die andere das Kellertheater am vergangenen Samstagabend doch wohl auch erst über den Umweg Adventmarkt.
Jedenfalls ist Schmid inzwischen voll da – oder doch nicht so ganz, denn aus seinem Traum kann ihn auch sein klimpernder Sidekick Philipp Chvatal nicht reißen, will einem dieses Programm weismachen. Schmid bleibt in seiner Fantasie gefangen. Eigentlich ist es ein Albtraum, in dem der Weihnachtsmann Turbokapitalist ist, dem der Nordpol unterm fetten Hintern wegschmilzt. Als Christkind wider Willen macht sich Schmid nun in einer Arche auf, den Konsumdiktator zu stürzen. Allein, aber nicht einsam. Gandalf, der Graue (Esel) ist ebenso dabei wie Schwert-Fisch Excalibur.
Ja, auch abseits der flachen Wortwitze ist Schmid in seinem nach „Giraffenland“ zweiten Kabarettprogramm nichts heilig. Die Weihnachtsgeschichte wird mit irren Twists hochgejazzt. Der Après-Ski-Hit gibt den Rhythmus vor. In Sekundenschnelle wechselt Schmid also vom Ochs zum Esel, von Käpt’n Iglo mit Hamburger Schnack zu Greta Thunberg samt Fistelstimme und DIY-Grammatik. Unter diesem Tempo leidet (auf zwei Stunden ausgedehnt) nicht nur die Geschichte, sondern auch die Nachhaltigkeit der Gags.
Denn um die relevanten Gegenwartsthemen geht es in dieser wilden Irrfahrt (Regie: Frederick Redavid) ja eigentlich. Hätte man bei all dem Robbenschlachten und unter Drohnendauerbeschuss fast nicht mitbekommen. (bunt)
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24 – ein unheiliger Abend. Kellertheater, bis 7. Jänner 2023. Nächste Vorstellung heute Abend, 20 Uhr.