Zivilcourage gegen Verbrechen: KSÖ zeichnete Tirolerinnen und Tiroler aus
Immer wieder helfen Bürgerinnen und Bürger bei der Aufklärung von Einbrüchen, Diebstählen und anderen Delikten. Gestern zeichnete das KSÖ acht von ihnen dafür aus.
Innsbruck – Die Stadtpfarrkirche Landeck am 4. Juni 2022: Ein Mann beugt sich über den Opferlichtständer. Pastoralassistent Gunther-Maria Ehlers beobachtet die Situation und erkennt sofort, dass der Griff nicht den Kerzen, sondern dem Spendengeld gilt. Mit dem Handy in der Hand verfolgt er den Unbekannten, der die Kirche verlässt, und alarmiert die Polizei. Der Opferstockdieb realisiert, dass Ehlers ihn verfolgt, und wird schneller. Also beschleunigt auch der Pastoralassistent und kommt näher. Kurz bevor der Flüchtige in seinen Wagen steigen kann, winkt Ehlers ihm zu und ruft: „Ich habe eine Frage. Könnten Sie bitte noch zwei Minuten warten? Die Polizei ist gleich hier.“ „Da ist ihm die Kinnlade runtergefallen“, erzählt Ehlers knapp ein halbes Jahr nach dem Vorfall. „In diesem Moment ist dann auch die Polizei gekommen und konnte ihn festsetzen.“
Die Beamten kennen den Pastoralassistenten bereits. Denn es ist nur einer von vielen Diebstählen in der Stadtpfarrkirche Landeck, an deren Aufdeckung der 63-Jährige beteiligt war. „Seit 2020 wurde immer wieder aus dem Opferstock gestohlen. Nach dem dritten Vorfall war den Polizeibeamten schon klar, was los ist, wenn ich anrufe“, sagt Ehlers und ergänzt: „Die Zusammenarbeit mit der Polizei Landeck ist wirklich gut.“
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Für seine Hilfe bei der Polizeiarbeit wurde er gestern vom Kompetenzzentrum Sicheres Österreich (KSÖ) geehrt. Seit elf Jahren verleiht das KSÖ jährlich diese Auszeichnung an Bürgerinnen und Bürger, die zur Klärung eines Verbrechens maßgeblich beigetragen haben. Landeshauptmann Anton Mattle überreichte im Parissaal im Landhaus Innsbruck die Ehrungen.
Neben Gunther-Maria Ehlers wurden sieben weitere BürgerInnen ausgezeichnet. Aus dem Bezirk Landeck Thomas Petter, der bei der Aufdeckung eines Einbruchdiebstahls in einer Werkstatt in Kappl half, indem er ein verdächtiges Fahrzeug fotografierte und meldete.
Martin Radda erhielt ebenfalls eine Auszeichnung. Er deckte im Juli einen Fahrraddiebstahl in Imst auf. Bei einer Radtour entdeckte er per Zufall zwei Personen mit einem Mountainbike, das zuvor auf sozialen Medien als gestohlen gemeldet wurde. Er erkannte das Fahrrad und alarmierte die Polizei.
Couragiert zeigte sich auch Daniela Lorenz, die entscheidend half, einen Graffiti-Sprayer in Innsbruck zu fassen. Er hatte schon 38 weitere Graffitis gesprüht und einen Schaden in Höhe von 10.000 Euro verursacht.
Eine Auszeichnung für gleich drei Personen gab es zu einem räuberischen Diebstahl in Innsbruck. Majid Azizi, Kristian Kiska und Christoph Gutsch konnten zwei Ladendiebe identifizieren, die in einem Lebensmittelgeschäft Spirituosen gestohlen hatten.
Ronald Stärz wurde für seine Aufklärungsunterstützung bei einem Einbruchdiebstahl im Management Center Innsbruck (MCI) geehrt.
Genau wie Rene Ascher, der in Wörgl der Polizei half, Altmetall-Diebe zu fassen. Dank seinem Tätigwerden konnten die Beamten gestohlene Edelstahlteile im Wert von etwa 2500 Euro sicherstellen.
Außerdem ausgezeichnet wurde Florian Veider, der Zeuge einer schweren Körperverletzung in Lienz wurde. Am Tag nach der Tat sah er den flüchtigen mutmaßlichen Täter in Lienz und verständigte umgehend Polizeibeamte, die den Verdächtigen festsetzen, einvernehmen und dann an die Staatsanwaltschaft Innsbruck anzeigen konnten. (nk)