Keine Einigung: Züge könnten still stehen, auch im Handel droht Streik
Eisenbahner wollen am Montag streiken. Auch Handel und Brauer drohen mit Warnstreiks. Mehrere Branchen feilschen um KV-Abschluss.
Wien – Nach den abgebrochenen KV-Verhandlungen planen die Eisenbahner am kommenden Montag einen österreichweiten, 24-stündigen Warnstreik. Die Gewerkschaft Vida holte sich gestern beim ÖGB die Streikfreigabe, will aber verhandlungsbereit bleiben.
Auch im Handel könnte es nach den ergebnislosen Lohnverhandlungen erstmalig Warnstreiks geben, sollte es bis zum 29. November keine Einigung geben, kündigte die Gewerkschaft an. Vorerst wird es am 24. und 25. November Betriebsversammlungen geben. Neben Handel und Bahn wird noch in acht Branchen um Löhne verhandelt. Eine Einigung gab es hingegen bei den Beamten. Die Gehälter im öffentlichen Dienst steigen mit 1. Jänner zwischen 7,15 % für hohe und 9,41 % für niedrige Einkommen. Im Schnitt macht die Erhöhung 7,32 % aus, um diesen Wert werden auch die Zulagen angehoben.
Während etwa die Metaller und die Sozialwirtschaft bereits Lohnabschlüsse vorweisen können, wird in anderen Branchen noch hart gefeilscht.
Ein Überblick
Eisenbahner: Nach den geplatzten Verhandlungen wollen Bahn-Beschäftigte streiken. Der ÖGB hat gestern der Gewerkschaft Vida die Streikfreigabe für einen österreichweiten, ganztägigen Warnstreik am kommenden Montag erteilt. Die Gewerkschafter fordern 400 Euro brutto monatlich mehr Lohn. Das entspreche einer durchschnittlichen Steigerung der Gehälter um mehr als 13 %, in den unteren Gehaltsklassen um bis zu 24 %. Die Arbeitgeber bieten ein durchschnittliches Pplus von 8 %, in den niedrigeren Einkommensklassen von bis zu 12 % sowie eine Einmalzahlung von 1000 Euro.
Handel: Während die Arbeitgeber weiter auf Einmalzahlungen beharren, fordert die Gewerkschaft 8,5 % plus einen Mindestbetrag, sodass niedrige Einkommen eine zweistellige Erhöhung bekommen. Nun stehen am 2. Dezember und am zweiten Einkaufssamstag, dem 3. Dezember, Warnstreiks im Raum. „Nachdem die Mitarbeiter in der Pandemie als Heldinnen gefeiert wurden, sollen sie jetzt mit einer Gehaltserhöhung unter der Inflationsrate abgespeist werden. Das lassen wir keineswegs zu“, so Philip Pollak, Regionalsekretär in der Gewerkschaft GPA Tirol.
Bewacher: Die Gewerkschaft vida fordert für die 15.000 Beschäftigten im Bewachungsgewerbe einen Mindestlohn von 2000 Euro brutto, für das Sicherheitspersonal auf den Flughäfen orientiert sich die Gewerkschaft an den 3000 Euro, die in Deutschland bezahlt werden.
Ordensspitäler: Da es in den Sonder-KV-Verhandlungen für die 10.000 Beschäftigten bisher keine Einigung gibt, haben am Mittwoch in sechs Wiener Häusern Warnstreiks stattgefunden. Die Gewerkschafter verlangen ein Gehaltsplus von 500 Euro brutto monatlich bzw. 2000 Euro Mindestlohn. Die Spitäler bieten eine sozial gestaffelte Einmalzahlung von bis zu 1000 Euro netto.
Brauindustrie: Das Angebot der Arbeitgeber umfasste einen Fixbetrag von 100 Euro auf alle Lohn- und Verwendungsgruppen und eine Einmalzahlung von 300 Euro. Die Gewerkschafter fordern weiterhin 11 % mehr Lohn und Gehalt. Sollte es keine Einigung geben, würden die Betriebsversammlungen wieder aufgenommen und ab 28. November in Warnstreiks übergehen, so die Gewerkschaften PRO-GE und GPA.
Reinigungsbranche: Geboten wird von den Arbeitgebern ein Mindestlohn von 1815 Euro brutto. Davon könne man nicht leben, so die vida-Vertreterin Monika Rosensteiner. Die vida fordert vehement einen Mindestlohn von 2000 Euro.
Telekom: Die Belegschaftsvertretung will für ihre rund 10.000 Beschäftigten ein Plus von 10,6 %. In einer Vorab-Umfrage hätten sich 80 % der Teilnehmenden bereit erklärt, zur Erreichung dieses Zieles an gewerkschaftlichen Maßnahmen teilzunehmen.
Postbus: Bei der ÖBB-Tochter fordern die Belegschaftsvertreter 11,65 % mehr Gehalt und einen Sockelbetrag von 300 Euro. Das erste Angebot der Arbeitgeber – ein Plus von 7 % – bezeichnete Verhandlungsführer Robert Wurm als „realitätsfremd“. (APA, TT)
KV-Verhandlungen
Verhärtete Fronten und Streikdrohung im Handel, Abschluss bei Beamten
Forderung nach 11 Prozent
Brauereien-KV: Gewerkschaften drohen mit Streik
„Reden gegen eine Wand”