Während der Nazi-Zeit in Sillian

Hermann Viertler: Ein Lebensretter, von dem niemand etwas wusste

Michael Mayr mit seinem Buch „Grenz-Leben“. Es wird am 25. November um 19.30 Uhr im Kultursaal Sillian präsentiert.
© Oblasser

Sillian – Während der Nazi-Zeit in Sillian: Hilfsarbeiter Hermann Viertler schmuggelt rund hundert Juden über die Grenze nach Italien und rettet sie damit vor der Gestapo. Das schreibt Michael Mayr in seinem neuen Buch „Grenz-Leben. Portraits NS-Verfolgter am Osttiroler Fluchttor zu Italien“. Mayr, der 1958 in Sillian zur Welt kam, kann sich noch an Hermann erinnern, denn dieser war sein Großonkel. Erwischt wurde Viertler nie, somit gab es bis jetzt keine Aufzeichnungen über ihn. Im Buch widmet Michael Mayr dem Lebensretter dafür ein eigenes Kapitel.

„Grenz-Leben“ erzählt auch die Geschichte der Geschwister Gertraud und Georg Schneider, die das KZ überlebten. Sie waren verhaftet worden, weil sie jüdischen Flüchtlingen etwas zu trinken gegeben hatten. Oder die Geschichte der Pfarrhelferin Notburga Walder, die eingesperrt wurde, weil sie einen Führer der Hitlerjugend geohrfeigt hatte. Rosa Stallbaumer, die in Auschwitz ermordet wurde, findet ihren Platz im Buch. Ebenso wird aber Georg König beschrieben, der grausame SS-Mann, der in Sillian das Sagen hatte.

„Ich habe schon in den 1980er-Jahren mit Recherchen begonnen“, sagt Mayr. Seine Großmutter erzählte ihm damals ihre Lebensgeschichte, und die Nazi-Zeit nahm einen zentralen Platz ein. „Da habe ich auch andere Sillianerinnen und Sillianer befragt und die Interviews auf Kassetten aufgenommen. Fast immer flossen Tränen.“ In der Corona-Zeit stellte Mayr sein Buch schließlich fertig.

Am Freitag, 25. November, präsentiert der Autor sein Werk um 19.30 Uhr im Kultursaal Sillian. (co)

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Catharina Oblasser

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