Bischof Simon in Tirol

Besuch aus Burundi in Stams: Ohne Liebe keine Versöhnung

Mit Pfr. Johannes Laichner von Missio waren Erzbischof Simon Ntamwana und Kooperator Basile Harusha vom Seelsorgeraum Landeck (v. l.) zu Besuch in Stift Stams.
© Laichner

Erzbischof Simon Ntamwana aus Burundi sieht Hoffnung für die Ukraine und Russland.

Von Thomas Parth

Stams – Der emeritierte Erzbischof Simon Ntamwana aus Burundi besuchte jüngst die Diözesanstelle der päpstlichen Missionswerke in Tirol. Seit Jahren unterstützt „Missio Österreich“ pastorale Projekte sowie die Priesterausbildung in den Priesterseminaren von Burundi. Das afrikanische Land, angrenzend an Ruanda, war einst auch von den blutigen Auseinandersetzungen zwischen Hutu und Tutsi betroffen. Bischof Simon überlebte die Unruhen 1972 nur, weil er in Europa studierte. Er machte als „Versöhnungsbischof“ von sich reden und hat dem Mörder seines Vaters und seiner Brüder vergeben. „Ein verletztes Herz sehnt sich danach, seine geraubte Würde wieder zurückzubekommen“, weiß Bischof Simon aus eigener Erfahrung. Es bestehe ein Verlangen, dass jemand kommt und einem die Würde zurückgibt.

Sieht man sich heute in der Welt um, so wirkt der verletzte Charakter als Kämpfer, wenn er zu Rache und Selbstjustiz greift. „Je tiefer die Verletzung, umso größer der Wunsch nach Rache“, weiß Bischof Simon, aber: „Die Rache ist nur die Sehnsucht nach Heilung!“ Als Christ könne die „Reparatur“ der Seele niemals auf Vergeltung beruhen. Blickt man auf die Wunden nach den beiden Weltkriegen und z. B. auf die Trennung Tirols und Südtirols, wo ein Autonomiestatut viele Gräben zuzuschütten vermochte, könne dies kaum auf Burundi umgemünzt werden. „Die Versöhnung soll nicht darauf beruhen, mein Interesse daran zu befriedigen. So funktioniert Versöhnung nicht. Echte Versöhnung zwischen zwei Menschen basiert auf Liebe. Wo die Liebe fehlt, ist auch Versöhnung unmöglich“, ist sich Ntamwana sicher.

Bischof Simon gilt weit über die Landesgrenzen von Burundi hinaus als „Versöhnungsbischof“.
© Ntamwana

Heutzutage seien die Konflikte zu groß und die Ethnien, Sprachen, Kulturen und Religionen zu sehr miteinander vermischt, als dass sie in ein Vertragswerk zu packen wären. Was niemals funktionieren kann, ist, wenn Menschen hinter irgendwelche Grenzen verfrachtet werden. Dann verkommt der Begriff „Frieden“ zur bloßen Abwesenheit von Krieg. „Als Mensch will ich mich doch nur wieder gut fühlen“, ruft Bischof Simon in Erinnerung. Es habe sich gezeigt, dass Versöhnung nicht an Interessen geknüpft ist. „Bei der Liebe gilt: Es zählt nicht, was ich durch dich gewonnen habe. Es bleibt nur die Selbstlosigkeit, die zum bedingungslosen Frieden führt.“ Bischof Simon wollte den Mörder seiner Familie treffen und ihm sagen, dass er ihm vergibt und „dass ich ihn von nun an liebe“.

Im Konflikt zwischen Russland und der Ukraine gehe es um politische Interessen, Macht und Einfluss. Dieses Prinzip reiche bis Kain und Abel zurück. „Nur durch den Mut, im anderen mein Spiegelbild zu erkennen, müsste Russland den Krieg sofort stoppen. Aber leider fehlt den Russen noch der Mut dazu“, glaubt Ntamwane aus Burundi: „Am Ende kann nur die Liebe gewinnen.“

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