Streik droht: Gesamter Zugverkehr in Österreich könnte am Montag ausfallen
Wien – Sollte es bei den KV-Verhandlungen der Eisenbahner am Samstagnachmittag nicht doch noch zu einer Einigung kommen, droht am Montag ein Warnstreik bei ÖBB, Westbahn und weiteren heimischen Bahnen. Konkret heißt das, dass der gesamte Zugverkehr in Österreich zwischen 0 und 24 Uhr eingestellt werden muss.
Die ÖBB appellierte daher bereits am Freitag in einer Aussendung vorsorglich an ihre Fahrgäste, nicht notwendige Fahrten zu verschieben bzw. alternative Reisemöglichkeiten zu wählen. Zwar hätten die Verhandlungspartner versichert, sich noch vor Montag um eine weitere Gesprächsrunde zu bemühen und so den Warnstreik doch noch abzuwenden. Sollte das nicht gelingen, könnte es aber dazu kommen.
Fahrgäste werden gebeten, sich rechtzeitig auf oebb.at/streik oder bei der Fahrplanauskunft SCOTTY über Einschränkungen, Verzögerungen oder Ausfälle zu informieren. Auch auf den Social-Media-Kanälen der ÖBB wird zum aktuellen Stand Auskunft gegeben.
Forderung nach 400 Euro für alle Mitarbeiter
Für eine Abwendung eines Warnstreiks ist laut Gewerkschaft vida ein Verhandlungstermin noch vor dem Montag Voraussetzung.
„Die Forderung nach einem Entgeltplus von 400 Euro für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bleibt aufrecht", hatte vida-Verhandler Gerhard Tauchner am Donnerstag gesagt. Diese sei ursprünglich bei 500 Euro gelegen, man sei den Arbeitgebern also schon um 20 Prozent entgegengekommen.
Auch grenzüberschreitender Bahnverkehr wäre betroffen
Von einem möglichen Warnstreik wäre auch der grenzüberschreitende Bahnverkehr bzw. der Nachtreiseverkehr betroffen. Hier könnte es bereits ab Sonntagabend und bis Dienstagfrüh zu Ausfällen bei den Nightjet- und EuroNight-Verbindungen kommen.
„Im Streikfall bleiben ÖBB Standard- & Sparschiene-Tickets bis inkl. 5.12.2022 gültig oder werden rückerstattet. Auch Besitzer:innen von Zeitkarten werden – entsprechend der Fahrgastrechte – entschädigt“, hieß es seitens der ÖBB.
IVB rüstet sich für Bahn-Streik
Sollte es zum Streik kommen, seien die IVB auf alle Szenarien vorbereitet, erklärte Geschäftsführer Martin Baltes. „Wir hoffen immer noch auf eine Einigung, wie sie auch für andere Branchen bereits erzielt werden konnten.“ Mit Stand Freitagnachmittag müsse aber mit großflächigen Ausfällen und Einschränkungen auf den Linien der IVB gerechnet werden. „Wir empfehlen daher unseren Fahrgästen, sich an diesem Tag um Alternativen zu bemühen.“
Über die aktuelle Situation wird über die Smartinfos an den IVB-Haltestellen, auf der Homepage unter www.ivb.at sowie über die IVB-App Scout laufend informiert.
Neuer Anlauf zu Einigung am Samstag
Die Verhandlungspartner versuchen sich am Samstagnachmittag nochmals zusammenzuraufen. Die Arbeitnehmervertreter der Gewerkschaft vida gaben dies nach einer Einladung durch die Arbeitgebervertreter der Wirtschaftskammer bekannt. Der Warnstreik könnte im letzten Moment noch abgewendet werden, ob das gelingt ist aber offen. Die Streikvorbereitungen gehen weiter, so die vida am Freitag.
Ab 16 Uhr werde man am Samstagnachmittag verhandeln, so die vida. Sie kritisierte allerdings auch, dass die Arbeitgeber so viel Zeit hätten verstreichen lassen. Beide Seiten hatten stets ihre Verhandlungsbereitschaft betont. „Klar ist, dass bei den morgigen Verhandlungen ein vertretbares Ergebnis zustande kommen muss. Wir fordern einen monatlichen Fixbetrag in Höhe von 400 Euro auf KV- und Ist-Löhne, weil dieser insbesondere die niedrigen und mittleren Einkommen in Zeiten der anhaltenden Rekordinflation stützt“, bekräftigte Tauchner. (TT.com)
Stockende KV-Verhandlungen
Ringen um Gesprächstermin vor Warnstreik bei den Eisenbahnern
10.000 Beschäftigte betroffen