Innsbrucker Ferdinandeum

Schau „Im Detail“: Dem Kunstobjekt so nah wie nur der Künstler selbst

Bereits ein Fall für das landesmuseale RestauratorInnenteam: Thomas Feuersteins erst 17 Jahre altes „Herz“ aus rotem Polypropylen.
© TLM

Das Innsbrucker Ferdinandeum wird zur Bühne für die meist verborgene Welt der Restaurierung. In der weniger meist mehr ist.

Innsbruck – Spätestens seit KlimaaktivistInnen durch ihre Attacken auf Kunstwerke Museen weltweit in die Schlagzeilen bringen, wird die Rolle, die RestauratorInnen spielen, offensichtlich. Um für so einen Akutfall gerüstet zu sein, hat das mit dem Umgang mit (Natur-)Katastrophen erfahrene Ferdinandeum jedenfalls eine „Notfallkiste“ gepackt. Sie ist ein Puzzleteil der ebenso informativ wie sinnlich aufbereiteten Schau „Im Detail“, in der das meist außerhalb des Blickpunkts der Öffentlichkeit passierende Tun des zehnköpfigen landesmusealen RestauratorInnenteams unter Leitung von Laura Resenberg ins Zentrum gerückt wird. Sie hat die Schau auch kuratiert, realisiert in enger Zusammenarbeit mit dem von Gabriela Krist geleiteten Institut für Konservierung und Restaurierung an der Wiener Angewandten.

Zwei ihrer Studentinnen kann man konkret beim Restaurieren zuschauen. In einer Schau, die mit so manchen Mythen aufräumt. Aufzeigt, dass es weniger um das Verschönern eines Objekts als um das Konservieren von dessen Ist-Zustand geht. Wobei sich die Frage, wie weit man bei diesem Tun geht, bei dem man einem Kunstwerk so nahe komme wie nur sein Erschaffer selbst, ständig stelle, sagt Resenberg. Wobei weniger allerdings meist mehr sei.

Als Einstieg zur Schau wird vorgeführt, was die größten Schäden verursacht. Etwa Licht, das Andreas Hofers Hosenträger für alle Zeiten ausbleichen ließ, oder die falsche Rollung eines Gemäldes von Inge Dick, wodurch dieses Falten bekommen hat, die allerdings geliftet werden konnten. Ganz abgesehen von Motten und Käfern, die im Idealfall durch Nützlinge, im Extremfall durch eine aufwändige Begasung mit Stickstoff ausgerottet werden. Das Restauratorenteam ist aber auch dafür verantwortlich, dass von Museen aus aller Welt angefragte Leihgaben sicher auf Reisen gehen.

Teil zwei der Schau ist mit mehr oder weniger spektakulären Fallbeispielen bestückt. Etwa den restaurierten Reliefs des Goldenen Dachl, einem spätmittelalterlichen Fastentuch und dem Altar von Schloss Tirol oder einer 300 Jahre alten unrestaurierten Haube. Ein Albtraum für die RestauratorInnen sind allerdings so manche zeitgenössischen Objekte. Der mit goldenem Kunststoff beschichtete Rennanzug Franz Klammers genauso wie das „Herz“ Thomas Feuersteins, dessen rote „Schweißperlen“ aus Polypropylen von so manchen AusstellungsbesucherInnen heimlich „gepflückt“ wurden.

📍 Ferdinandeum. Museumstraße 15, Innsbruck; bis 25. Juni, Di–So 10–18 Uhr

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