Die gute Geschichte: Austausch über Grenzen hinweg
Caritas-Mitarbeiterinnen aus Armenien waren zu Gast in Tirol, um sich ein Bild von der Arbeit im Hospizhaus Hall zu machen.
Innsbruck – „Ich fühle mich so privilegiert, dass ich bei der Tiroler Hospiz-Gemeinschaft lernen konnte“, sagt Anahit Gevorgyan, die Programmverantwortliche der Caritas Armenien, an ihrem letzten Tag in Tirol. Gemeinsam mit drei Kolleginnen war sie im April 2022 zehn Tage lang im Hospizhaus in Hall. Das Ziel dabei war es, Elemente der Hospizarbeit auch in die Hauskrankenpflege-Angebote in Armenien, einem langjährigen Partnerland der Caritas Tirol, zu integrieren. Dazu Anahit Gevorgyan: „Bei uns ist vieles anders, wir haben auch wenig finanzielle Mittel für Angebote dieser Art. Aber ich habe hier gelernt, dass das Wichtigste die Einstellung ist. Wir sind alle motiviert.“
Trotzdem ist klar, dass Anahit Gevorgyan und ihre Kolleginnen in Armenien viel Zeit und Energie brauchen werden. Sie wollen und müssen ihre eigene armenische Art von Hospizarbeit entwickeln. Gerade die Arbeit mit Freiwilligen wird eine große Herausforderung in einem Land, in dem die Durchschnittspension bei knapp 70 Euro monatlich liegt, ein Liter Milch aber trotzdem einen Euro kostet. Ist es legitim, Freiwilligen eine kleine finanzielle Anerkennung zu geben? Oder ist die Zuwendung, die man durch eine ehrenamtliche Person erhält, dann weniger „echt“? Fragen wie diese gilt es in den nächsten Monaten zu beantworten.
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Das gemeinsame Unterwegs-Sein zwischen der Tiroler Hospiz-Gemeinschaft und der Caritas Armenien ist keine Eintagsfliege, sondern langfristig ausgelegt. „Diese fruchtbare Partnerschaft ermöglicht einen Blick über den eigenen Tellerrand und stellt für beide Seiten eine Bereicherung dar“, meint Werner Mühlböck, der Geschäftsführer der Tiroler Hospiz-Gemeinschaft.
In Armenien sterben die Menschen größtenteils zuhause, im Kreis ihrer Familie. Durch die hohe Zahl an Menschen, die zum Geldverdienen ins Ausland gehen müssen, bleiben aber viele Ältere allein zurück. Sie werden im Rahmen der Caritas-Hauskrankenpflegeangebote betreut bis zu ihrem Lebensende. Diese Betreuung am Lebensende soll professionalisiert werden. Oder, wie Anahit Gevorgyan in einer E-Mail schreibt, als sie schon wieder in Armenien ist: „Wir vermissen unsere Tage im Hospizhaus sehr – ein Haus voller engagierter und professioneller Menschen. Jetzt haben wir eine klarere Vorstellung davon, wie wir unsere Arbeit verbessern können, Schritt für Schritt, Ziegel für Ziegel, um Licht in das Leben von Menschen zu bringen, denen wir in Zukunft professioneller helfen wollen und können.“ (TT)