Dugong-Seekühe teils vom Aussterben bedroht
Auch etliche Seeohren-Arten, die vielerorts noch als Delikatesse gelten, drohen zu verschwinden. Die neue Rote Liste wurde beim 15. Weltnaturgipfel in Montréal vorgestellt.
Gland, Montreal – Einst sollen die Dugong-Seekühe den Mythos der Meerjungfrau inspiriert haben – jetzt sind diese Meerestiere mit der markanten Schwanzflosse vor Ostafrika vom Aussterben bedroht. Es gebe dort nur noch 250 ausgewachsene Exemplare, berichtete die Weltnaturschutzunion (IUCN), die die Rote Liste der bedrohten Arten führt, am Freitag. Die Population um Neukaledonien mit weniger als 900 ausgewachsenen Tieren sei als stark gefährdet eingestuft worden.
Größte Bedrohung seien unter anderem Fischernetze, die Öl- und Gasaktivitäten im Meer, die Meeresverschmutzung und die Zerstörung von Seegras vor den Küsten, von dem sich Dugongs ernähren. Das liege unter anderem an Abwässern, die ins Meer gelangen, und Verschmutzung durch den Abbau von Nickel. Die IUCN fordert die Verbesserung der Fischereiregulierung, alternative Verdienstmöglichkeiten für Küstenbewohner und Schutzzonen.
Auf der seit 1964 geführten Roten Liste stehen mehr als 42.000 Tier- und Pflanzenarten, die vom Aussterben bedroht sind. Die IUCN ordnet untersuchte Arten in acht Kategorien ein, von „ungenügender Datengrundlage" bis „ausgestorben". „Stark gefährdet" ist Stufe 5, „vom Aussterben bedroht" Stufe 6.
Aktualisierung der Roten Liste der bedrohten Arten
Die Weltnaturschutzunion untersucht regelmäßig Flora- und Faunaarten und beurteilt, ob und wie sie bedroht sind.
Die IUCN hat auch erstmals Seeohren untersuchen lassen, ohrmuschelähnliche Schnecken, die vielerorts als Delikatesse gelten. 20 der bekannten 54 Arten wurden als „vom Aussterben bedroht" eingeordnet. Sie seien durch Wilderer sowie Krankheiten und Umweltverschmutzung bedroht, ebenso wie durch Folgen des Klimawandels. So seien durch häufigere und intensivere marine Hitzewellen im Nordwesten Australiens 99 Prozent der Art Haliotis roei abgestorben.
IUCN stellte die neue Liste beim 15. Weltnaturgipfel (auch COP15) in Montréal in Kanada vor, wo ein Abkommen zum Schutz der Artenvielfalt auf der Erde beschlossen werden soll. „Wir können es uns einfach nicht leisten zu versagen", sagte IUCN-Generaldirektor Bruno Oberle.
Der Entdecker Kolumbus hatte 1493 von Meerjungfrauen berichtet. Man geht heute davon aus, dass es Dugongs waren, die senkrecht aus dem Meer auftauchen können. Sie seien nicht halb so schön gewesen wie beschrieben, sondern hätten "männliche Züge" in ihren Gesichtern, zitierte die Zeitschrift National Geographic in einem Artikel aus Kolumbus' Aufzeichnungen. (APA/dpa)