Dutzende zivile Tote durch Artilleriebeschuss in der Region Donezk
Laut Angaben der Behörden sind seit Freitag vergangener Woche in dem von Russland kontrollierten Teil 22 Zivilisten durch Artilleriebeschuss getötet und 60 verletzt worden.
Kiew, Moskau – In dem zwischen Russland und der Ukraine umkämpften ostukrainischen Gebiet Donezk sind nach Darstellung örtlicher Behörden innerhalb einer Woche Dutzende Zivilisten durch Artilleriebeschuss getötet worden. Seit Freitag vergangener Woche seien in dem von Russland kontrollierten Teil 22 Zivilisten getötet und 60 verletzt worden, teilten die russischen Behörden in Donezk am Freitag mit.
Besonders das Zentrum der Großstadt war in den vergangenen Tagen unter Beschuss geraten. Zurzeit stehen mehr als 50 Prozent des Gebietes unter russischer Kontrolle.
Unabhängige Bestätigungen für die Todesfälle lagen nicht vor. Die Vereinten Nationen hatten mehrfach beklagt, keinen Zugang mehr zu den von Russland besetzten ukrainischen Gebieten zu haben.
Gleichzeitig sind im gleichen Zeitraum nach Behördenangaben im ukrainisch kontrollierten Teil des Gebietes mindestens 16 Zivilisten getötet und 40 verletzt worden.
Seit dem russischen Einmarsch von Ende Februar sind UN-Angaben nach über 6700 Zivilisten getötet worden. Die Vereinten Nationen gehen aber ähnlich wie Kiew von weitaus höheren Opferzahlen aus.
Energieinfrastruktur um Cherson „praktisch zerstört“
Nach Angaben des staatlichen Energieversorgers Ukrenergo ist die Energieinfrastruktur rund um Cherson in der Südukraine ist "praktisch zerstört" - und auch in Donezk und Charkiw ist die Lage "kompliziert". "Mehr als tausend Raketen und Drohnen" seien von Russland "seit dem 10. Oktober" abgefeuert worden, sagte Ukrenergo-Chef Wolodymyr Kudryzkyji am Freitag auf einer Pressekonferenz.
Am schwierigsten sei die Lage "in Odessa und in der Region Cherson, wo das Stromnetz praktisch zerstört wurde", sagte er. "Die Arbeiten in Charkiw und Donezk sind ebenfalls kompliziert", fügte Kudryzkyji hinzu - die an Russland grenzenden Regionen sind immer noch hart umkämpft.
"Am Montag hat der Feind wieder zugeschlagen", erklärte er. Es habe erneut Einrichtungen von Ukrenergo, vor allem im Süden der Ukraine, getroffen. Die "erfolgreiche Arbeit" der ukrainischen Luftabwehr habe verhindert, dass noch mehr russische Angriffe ihre Ziele trafen und das nationale Energienetz, das nach Angaben der ukrainischen Behörden bereits zu 40 Prozent zerstört ist, weiter beschädigten.
Laut dem ukrainischen Ministerpräsidenten Denys Schmyhal zählen auch die Regionen Donezk im Osten und Charkiw im Nordosten zu den am schlimmsten von Problemen mit der Stromversorgung betroffenen Gebieten. Der Feind greife "fast täglich mit Artillerie die Energieanlagen und Verteilungsnetze an", erklärte Schmyhal. Vor Ort "wird die Situation durch die Wetterbedingungen, die die Reparaturarbeiten verlangsamen, noch komplizierter", betonte er am Freitag. In diesem Winter werde die Bevölkerung ständig mit Einschränkungen bei der Stromversorgung leben müssen, sagte der Ministerpräsident.
Putin kündigte Fortsetzung der Angriffe an
Der russische Präsident Wladimir Putin hatte am Donnerstag erklärt, seine Armee werde die Angriffe auf die ukrainische Energieinfrastruktur fortsetzen, um Vergeltung für die Explosion auf der Krim-Brücke zu üben, für die Moskau Kiew verantwortlich macht.
Im von russischen Streitkräften besetzten Atomkraftwerk Saporischschja in der Südukraine, dem größten AKW Europas, werden ukrainischen Angaben zufolge zwei Mitarbeiter festgehalten, nachdem sie "verprügelt" worden seien. Das gab die Betreiberfirma Energoatom am Freitag bekannt. Demnach drang die russische Armee am Donnerstag in die Räumlichkeiten ein und schlug in Anwesenheit anderer Mitarbeiter den Leiter einer Abteilung und dessen Stellvertreter "brutal zusammen". Danach hätten die Russen "sie herausgeholt und an einen unbekannten Ort bracht", erklärte Energoatom.
Es ist nicht das erste Mal, das nach ukrainischen Angaben russische Truppen das Personal in dem Kraftwerk misshandeln. Ende September war der Generaldirektor des Unternehmens von russischen Streitkräften festgenommen und einige Tage später wieder freigelassen worden.
Die USA unterstützen die Luftabwehr der Ukraine mit 275 Millionen Dollar (261,43 Mio. Euro). Das teilte der Sicherheitsberater der US-Regierung, John Kirby, mit. Er zeigte sich besorgt über die nach seinen Worten wachsende Zusammenarbeit zwischen dem Iran und Russland. Mit Blick auf die in der Ukraine von der russischen Armee eingesetzten iranischen Drohnen sagte er, die USA würden ihre Mittel einsetzen, um diese Partnerschaft zu stören. (APA/dpa/AFP)