Saisonstart für Naturbahnrodler

König auf Abschiedstournee, Kronprinz mehr im Fokus

Der Tiroler Doppel-Weltmeister Thomas Kammerlander möchte seine Naturbahnrodel-Karriere krönen.
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Wenn am Freitag die neue Saison der Naturbahnrodel-Elite startet, jagt der Ötztaler Thomas Kammerlander letztmals den Gesamtweltcup.

Obdach – Die Welt der Naturbahnrodler ist natürlich keine Monarchie – es gibt aber Parallelen. Am Königsstuhl sitzt (noch) Thomas Kammerlander, seines Zeichens zweifacher Weltmeister und vierfacher Gesamtweltcupsieger. Allerdings stellt der 32-jährige Ausnahme-Athlet seinen Schlitten nach der am Freitag in Obdach-Winterleiten (Steiermark) beginnenden Weltcupsaison ins Eck. #

Womit man direkt beim „Kronprinz“ (O-Ton ÖRV-Sportdirektor Gerald Kammerlander) wäre. Als dieser gilt intern Fabian Achenrainer (Ried im Oberinntal), der den Gesamtweltcup in der vergangenen Saison auf Platz sechs abschloss. „In der neuen Saison gilt es verstärkt, einen Generationenwechsel zu vollziehen“, betonte deshalb Gerald Kammerlander treffend. Auch der Umhauser Florian Markt (Gesamt-Neunter in der Saison 2021/21) soll daran arbeiten, eine Lücke zu schließen, die größer eigentlich nicht sein könnte.

Fabian Achenrainer will näher an den scheidenden Ausnahmekönner heranrücken.
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Abschiedstournee: Wäre Naturbahnrodeln eine Olympiadisziplin, müsste Thomas Kammerlander in der Maria-Theresien-Straße so einige Autogramme schreiben. In der Szene ist der Ötztaler eine Größe: ein nervenstarker Vollblutsportler, der das Gewinnen im Blut hat. „Das wird definitiv meine letzte Saison“, bestätigte Kammerlander gestern auf TT-Nachfrage seinen Abschied auf Raten. Im Rennen um den Gesamtweltcup – in der Vorsaison wurde der Umhauser Zweiter hinter dem Südtiroler Alex Gruber – läuft alles auf einen Vierkampf hinaus. Neben Gruber werfen auch der Steirer Michael Scheikl sowie der weitere Südtiroler Patrick Pigneter ihren Hut in den Ring. Kammerlander und seinen ÖRV-Kollegen könnte in die Karten spielen, dass aufgrund der neuen Bahn im Kühtai seit Kurzem bessere Trainingsbedingungen herrschen. „Wir haben jetzt aber keinen Vorteil, sondern Chancengleichheit“, lachte Gerald Kammerlander mit Blick auf die infrastrukturellen Vorzüge der Südtiroler.

Sein Bruder Thomas Kammerlander arbeitet indes eifrig daran, seine Marke auf 25 Weltcupsiege (aktuell 23) hochzuschrauben: „Das wäre eine Zahl, an die man sich immer erinnern würde.“ Emotionaler Höhepunkt bleibt die abschließende Weltcup-Station in Umhausen. Dennoch: „Die Goldmedaille bei der WM in Vatra Dornei (RUM/ab 10. Februar) würde ich aber gegen einen Sieg auf der Heimbahn eintauschen. Wenn man 16 Stunden mit dem Auto fährt, soll etwas herausschauen.“

Ich werde schauen, dass ich so schnell wie möglich fahre. Der Junioren-Weltcup ist auch ein großes Thema.
Rohdiamant Riccarda Ruetz über ihre Ambitionen

Material-Revolution: Nach verändertem Reglement lassen überarbeitete Schienen auch die Naturbahnrodlerinnen rätseln, darunter die Sellraintalerin Riccarda Ruetz, die sich weiter in der allgemeinen Klasse etablieren möchte. „Um das Material kümmert sich mein Service-Mann, ich konzentriere mich auf das Fahren“, ist der Blick der 18-Jährigen auch noch auf den Junioren-Weltcup und die Junioren-EM gerichtet. Die Südtiroler Seriensiegerin Evelin Lanthaler gilt als unantastbar, auch für Tina Unterberger (OÖ) als heißestes heimisches Eisen.

Karriereende: Bei den Doppelsitzern wurde ein Erfolgsduo zerrissen. Simon Achenrainer hörte nach Platz zwei im Gesamtweltcup auf, weshalb sein Cousin Fabian Achenrainer wieder mit Miguel Brugger fährt. „Extrem schade für Simon“, betonte Sportdirektor Gerald Kammerlander. Das steirische Brüder-Paar Matthias und Maximilian Pichler verpasst verletzungsbedingt weite Strecken der Saison.