Essay-Band „Das Böse im Guten“

Alois Schöpf: Einer, der moralische Selbsterhöhung nicht leiden kann

Alois Schöpf hat nun eine abgedruckte Sammlung an Texten veröffentlicht.
© Promenadenkonzerte

Innsbruck – Menschliche Heuchelei in allen Formen ist ihm zuwider. Deshalb trifft es sich ganz gut, Alois Schöpf mitten im Advent in einem Innsbrucker Kaffeehaus zu treffen, um über seinen jüngsten Essay-Band „Das Böse im Guten“ zu sprechen. Man spricht kurz über die Charity-Seuche im Dezember, die eine „Schleimspur des Helfens und Spendens“ nach sich zieht. Für Schöpf ein Kampf um das geilste Preisgeld, das in der gefälligen Selbsterhöhung seinen Höhepunkt findet. Das Edle und Gute am Helfen geht für ihn hier verloren. Es sind Gedanken wie diese, die man von dem Schriftsteller in seinem Blog (schoepfblog.at) liest.

Buchtipp

Das Böse im Guten. Ausgewählte Essays 2020–2022 von Alois Schöpf, Edition BAES 2022, 281 Seiten, 21 Euro.

Eine Sammlung seiner Texte aus den Jahren 2020–2022 gibt es nun in Buchform. Die Mehrzahl der Tiroler kennt Alois Schöpf von seiner Kolumne „Apropos“, die jeden Samstag in der TT erscheint. Diese ist über die Jahre zu einer fixen Institution geworden. Und man kann durchaus sagen, dass er die Gelegenheit zur Provokation in aller Regelmäßigkeit nutzt. Er scheut es nicht, die Grenzen des Sagbaren auszuloten. Wer ihm an dieser Stelle eine bewusste Provokation zuschreibt, der irrt: „Ich käme nie auf die Idee, etwas nur zu schreiben, um zu provozieren“, sagt der 72-Jährige.

Maßlose Mittelmäßigkeit ist keine Zuschreibung, die auf einen wie Schöpf passen würde. Er macht da weiter, wo andere aufhören. Oft mittels satirischer Analyse. Mit seinen Texten lässt er niemanden kalt. Seine Themen entscheide er aus „dem Bauch heraus“. Wichtig ist ihm eine korrekte Sprache. Jede Kolumne würde er „mindestens zehnmal auf Inhalt und Grammatik durchputzen“. Böse Briefe bekommt er selten. Die offene Auseinandersetzung und den Dissens hält er grundsätzlich gut aus. Mit „Geschwätz“ und Vorverurteilungen kann er nichts anfangen.

Begegnet man Alois Schöpf direkt im Gespräch, erlebt man ihn wärmer und sanfter als in seinen Texten. Gleichzeitig scheut der ehemalige Schüler des Jesuitenkollegs Stella Matutina keine kritischen Fragen, redet offen über die Rolle der „alten weißen Männer“, wie er selbst einer ist. Schöpf ist ein offener und gebildeter Geist. Einer, der für Politik, Gesellschaft, Kultur und Philosophie brennt. Er ist nicht „nur“ Schriftsteller, auch Musiker, Dirigent, Begründer der Promenadenkonzerte und, und, und – was viele nicht wissen: Er beteiligte sich schreiberisch an der Kultserie „Ein echter Wiener geht nicht unter“. Sein Leben ist facettenreich. Er selbst sieht sich „behängt wie eine Gans“. Ja, er ist direkt, der Schöpf. Seine Essays können als Einladung für eine lebendige Debattenkultur verstanden werden. (lipi)