Kultur Österreich

Bam, Oida! Jugendoper "Tschick" feierte Staatsopern-Premiere

Maik und Tschick übernachten auf der Bühne der Wiener Staatsoper
© APA

Wolfgang Herrndorfs Roman "Tschick" gehört mittlerweile zu den Klassikern der Jugendliteratur. Aus dem Roadtrip zweier Teenager ins Erwachsenwerden hat der deutsche Komponist Ludger Vollmer 2017 eine Jugendoper gemacht, die am Sonntag ihre Erstaufführung an der Wiener Staatsoper feierte. Es ist ein freches, unkonventionelles Stück Musiktheater voller "Scheißfaschistenwichser" und "Öko-Wapplern", für das zentral die Opernschule des Hauses verantwortlich zeichnet. Bam, Oida!

Auch in der Bühnenfassung, bei der Krysztina Winkel als Leiterin des Outreach-Programms der Staatsoper Regie führte, stehen die beiden Außenseiter Maik (sehr solide von Constantin Müller gesungen) und Tschick (als angehender Bass mit herausragendem Klangvolumen Felix Pacher) im Zentrum, die in den Sommerferien mit einem gestohlenen Lada in Richtung Walachei aufbrechen - ohne App und Karte. Dabei treffen sie allerlei skurrile Gestalten wie die junge Isa (noch etwas kämpfend gegen das Orchester Marlene Janschütz), die auf einer Müllhalde lebt und die beiden Burschen ein Stück begleitet.

Es ist eine Geschichte vom Abschied von der Kindheit, eine Erzählung über Freundschaft über vermeintliche Grenzen hinweg. Es geht um das Einswerden und das Zusammensein. Für dieses Lebensgefühl hat Vollmer eine Partitur geschaffen, die ein Verdi-Orchester mit Schlagzeug und E-Gitarre auffettet und dabei ganz organisch Jazz, Rock, Atonalität und Melodie miteinander verschmilzt. Dabei ist "Tschick" auch eine große Choroper, wobei Johannes Mertl als musikalischer Leiter des Projekts und Chef der Opernschule die Sängerinnen und Sänger immer wieder neu im Staatsopernrund gruppiert.

Auf der Bühne selbst reichen drei fahrbare Gerüste, um den Roadtrip der beiden Freunde auch ohne Lada zu bewerkstelligen. In der österreichischen Fassung geht die Reise dabei von Kagran durch das Burgenland, wird Servus-TV zum Beispiel für ein negatives Menschenbild und orientiert sich die Sprache eher am Wiener Jugendslang als an der Berliner Vorlage. Da darf Ensemblemitglied Hans Peter Kammerer als ignoranter Vater in Summe wohl öfters "Scheiße" singen als im ganzen restlichen Jahr sagen. So scheint "Tschick" vielleicht nicht direkt als Weihnachtsstück, ist aber ein Paradeeinstieg in die Welt der Oper - und die der Menschlichkeit. Und das passt dann ja auch wieder in die Vorweihnachtszeit.

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