Drei Testreihen

Experimente mit Kleinkindern beleuchten deren kognitive Fähigkeiten

Kleinkinder wurden in Versuchen mit unterschiedlichen Entscheidungsmöglichkeiten konfrontiert. (Symbolfoto)
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Ein Team aus Wissenschaftern beschäftigte sich näher mit den kognitiven Fähigkeiten von Kleinkindern. Dafür ließen sie eine Reihe von Kindern unterschiedliche Aufgaben lösen. Daraus entstanden mehrere spannende Versuche.

Wien, Salzburg – Wird ein kleines Geschenk in eine sich gabelnde Röhre geworfen, halten fast alle Zweieinhalbjährigen nur eine Hand unter eine der Öffnungen. Sie tun sich also noch schwer mit dem Schluss, dass sie die Belohnung fix auffangen, wenn sie beide Ausgänge bewachen. Psychologen zeigen nun im Fachblatt „PNAS", dass Dreijährige die Wahrscheinlichkeit von Ergebnissen zwar schon besser einschätzen, aber immer noch ihre liebe Not damit haben.

Sind Kleinkinder mit verschiedenen Möglichkeiten konfrontiert, treffen sie mitunter erstaunlich unkluge Entscheidungen, schreiben die Wissenschafter in ihrer Arbeit. Ein Team um den Studien-Erstautor Brian Leahy von der Harvard University (USA), dem auch der am Centre for Cognitive Neuroscience de Universität Salzburg tätige Michael Huemer angehörte, untersuchte in einer Reihe von Experimenten daher genauer, wie es um die Fähigkeit zum Verstehen von „Möglichkeitskonzepten" von Dreijährigen bestellt ist.

Drei Boxen als Testobjekt

Dazu konfrontierten sie in allen drei Versuchsaufbauten je 24 Kinder mit drei Boxen. Eine davon stand alleine, in einem gewissen Abstand dazu waren zwei weitere in einer Zweier-Gruppe aufgebaut. Dann wurde die allein stehende Box kurz verhüllt. Die Kinder sahen, wie ein kleiner Preis dort hinein wanderte. Ein solcher Preis ging auch in das Box-Paar daneben, allerdings war nicht ersichtlich, in welcher der beiden Behälter das kleine Geschenk enthalten war. Dann durften die Kleinen eine der drei Boxen aussuchen.

Suchten sie sich die allein stehende Box aus, lag darin also fix ein Preis. Nahmen sie einen Vertreter des Behälter-Paares, befand sich darin nicht zwingend ein Geschenk. Trotzdem wählten die Kinder nur in 60 Prozent der Fälle die fixe Option – eine eher mäßige Erfolgsquote, die so ähnlich auch schon in früheren Untersuchungen beobachtet wurde. Damit waren sie also weit weg vom Optimum, das hier herausgeholt werden konnte.

Versuche leicht abgewandelt

Im zweiten Test verlief zuerst alles gleich, die Kinder konnten nach dem Geschenk-Verstecken nun aber eine der drei Boxen "wegwerfen", und den Inhalt der verbliebenen zwei Behälter behalten. Hier machte es keinen Sinn, die allein stehende Box wegzuwerfen, die ja sicher einen Preis enthielt. Trotzdem eliminierten die Kinder nur in 89 Prozent der Fälle einen Behälter aus dem Paar. Die Wissenschafter werten diese Steigerung der Trefferquote als starken Hinweis darauf, dass sich Kinder in dem Alter schon auf ein "minimales Möglichkeitskonzept" stützen können.

Im dritten Experiment galt es für eine weitere 24er-Gruppe Dreijähriger dann zuerst eine der Boxen wegzuwerfen. In der Folge mussten sie einen der beiden verbliebenen Behälter wählen, dessen Inhalt sie dann behalten konnten. Hier eliminierten sie in 79 Prozent der Versuche eine Box aus dem Behälter-Paar.

Unter den Kindern, die so vorgingen, wählten dann aber lediglich rund 50 Prozent jenen verbliebenen Behälter, der fix eine Belohnung enthalten musste aus. Für die Psychologen ist auf Basis der Beobachtungen davon auszugehen, dass Dreijährige durchaus bereits zur Anwendung von Möglichkeitskonzepten fähig sind, sie jedoch noch ein Stück davon entfernt sind, solche Anordnungen sicher aufzulösen. (APA)

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