Sich frühzeitig Hilfe suchen

8000 Anrufe seit 2020: Psychosozialer Krisendienst hilft bei Überforderung

Hall i. T. – Kostenlos, anonym, niederschwellig und für alle offen. Diese Eigenschaften machen den Psychosozialen Krisendienst (PSP) zum Tiroler Erfolgsprojekt. Unter der Nummer 0800 400 120 (Montag bis Sonntag, 8 bis 20 Uhr) können sich Menschen in psychischen Krisen und deren Angehörige von Psychotherapeuten und psychiatrischen Gesundheits- und Krankenpflegern helfen lassen. „Wir können nicht alle Probleme am Telefon lösen, aber für Entlastung in der akuten Krise sorgen“, einen Perspektivenwechsel anregen und therapeutische Maßnahmen organisieren, appelliert Leo Alber, Geschäftsführer des PSP Tirol, sich frühzeitig Hilfe zu suchen.

Seit Beginn des Projekts im Oktober 2020 wurden rund 8000 Anrufe verzeichnet, knapp 60 % davon waren Frauen. Die Nachfrage steige. Christian Haring von der Suchthilfe Tirol will ermutigen, das Angebot zu nutzen. Bei Männern, älteren Menschen ab 60 Jahren und in ländlicheren Gegenden (Bezirk Reutte, Landeck, Imst) seien psychische Erkrankungen noch verstärkt Tabu und Stigmata. Angehörige können sich beraten lassen, etwa wie sie Betroffene ansprechen sollen.

Mehr als 40 % der Anrufer wandten sich heuer aufgrund eines psychischen Problems an den PSP. Jeder fünfte Betroffene oder Angehörige berichtet über Konflikte im sozialen Nahbereich, 12 % über Kontaktschwierigkeiten und Einsamkeit, 10 % schildern Probleme im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie.

Das Projekt erwuchs aus der Corona-Sorgen-Hotline des Landes Tirol und wird von diesem (300.000 Euro pro Jahr) und den Krankenversicherungsträgern (100.000 Euro) finanziert. Eine Förderung des Bundes (200.000 Euro) ermöglicht nun die Erweiterung des mobilen Diensts auf ein tägliches Angebot. Innerhalb von 48 Stunden kann ein zweiköpfiges Team in diskreter Form vor Ort Betroffene aufsuchen, entlastende Gespräche führen und weiterführende Hilfe organisieren. Bisher konnten so 15 stationäre Aufnahmen vermittelt, in 19 Fällen eine solche verhindert werden. Der PSP leiste damit einen wichtigen Beitrag zur Entlastung von Einrichtungen und Rettungskräften, meint LR Cornelia Hagele. (jazz)