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US-Kongress bejubelt Selenskyj

Selenskyj holt sich seinen Beifall ab
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Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat bei seinem Besuch in den USA um weitere Unterstützung gebeten und die Hilfen in einen globalen Zusammenhang gerückt. "Ihre Gelder sind keine Almosen. Sie sind eine Investition in die globale Sicherheit und Demokratie", sagte Selenskyj am Mittwoch in einer Rede bei einer gemeinsamen Sitzung des US-Senats und des Repräsentantenhauses. Abgeordnete sprangen während der Rede wiederholt auf und bejubelten Selenskyj.

Die Welt sei zu sehr miteinander verbunden, als dass sich ein Land sicher fühlen könne, betonte Selenskyj. "Dieser Kampf wird darüber entscheiden, in welcher Welt unsere Kinder und Enkelkinder und deren Kinder und Enkelkinder leben werden." US-Präsident Joe Biden hatte zuvor weitere Militärhilfen der USA in Höhe von 1,85 Milliarden Dollar angekündigt, die auch das Luftabwehrsystem Patriot beinhalten. Es sei für ihn wichtig, zu wissen, "dass wir alles in unserer Macht stehende tun werden (...), um seinen Erfolg zu sichern", sagte Biden am Mittwoch bei einer gemeinsamen Pressekonferenz im Weißen Haus in Washington.

Selenskyj - wie seit Kriegsausbruch üblich in olivgrünem Pullover und Cargohose - war beim Betreten des Plenarsaals mit stehenden Ovationen empfangen worden. Einige Abgeordnete schüttelten ihm die Hand, viele trugen die blau-gelben Farben der ukrainischen Flagge. "Es ist eine große Ehre für mich, im US-Kongress zu sein und zu Ihnen und allen Amerikanern zu sprechen", sagte er. Er überreichte dem US-Kongress eine Fahne aus der ostukrainischen Frontstadt Bachmut. "Diese Flagge ist ein Symbol unseres Sieges. In diesem Krieg halten wir stand, wir kämpfen und wir werden gewinnen, weil wir vereint sind. Die Ukraine, Amerika und die gesamte freie Welt."

"Entgegen allen Untergangsszenarien ist die Ukraine nicht gefallen. Die Ukraine ist quicklebendig." Er verglich den Kampf seines Landes gegen Russland mit den Schlachten des Zweiten Weltkriegs der US-Armee. "Genau wie die tapferen amerikanischen Soldaten, die an Weihnachten 1944 ihre Linien hielten und Hitlers Truppen zurückschlugen, tun tapfere ukrainische Soldaten dieses Weihnachten dasselbe gegen Putins Truppen." Es war seine erste Auslandsreise seit Beginn des Kriegs im Februar.

Der Zeitpunkt des Besuchs war gut gewählt: Genau 300 Tage seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine, am Tag der Bestätigung eines neuen US-Botschafters für Russland und kurz vor der Abstimmung des Kongresses über zusätzliche knapp 50 Milliarden Dollar an neuer Soforthilfe. Die Republikaner, die am 3. Jänner die Kontrolle über das Repräsentantenhaus von den Demokraten übernehmen werden, haben jedoch Bedenken hinsichtlich weiterer Gelder und könnten ab Jänner Milliarden Dollar an Kriegshilfen blockieren. Die USA haben der Regierung in Kiew bisher rund 50 Milliarden Dollar in Form von humanitärer, finanzieller und militärischer Unterstützung bereitgestellt.

Biden hatte zuvor - in blauem Anzug und mit blau-gelb gestreifte Krawatte - Selenskyj auf einer gemeinsamen Pressekonferenz zugesagt, die Luftverteidigung der Ukraine zu stärken. Deshalb werde man das Patriot-System der Ukraine zur Verfügung stellen und deren Streitkräfte darin schulen. Russlands Präsident Wladimir Putin sei in der Ukraine bereits gescheitert und werde wieder scheitern, so Biden weiter. Selenskyj sei bereit, "sein Leben für sein Land zu geben". Der ukrainische Präsident war am Mittwoch nach einer Zugfahrt nach Polen mit einer US-Militärmaschine auf dem Militärflughafen Joint Base Andrews unweit der US-Hauptstadt Washington gelandet.

Biden will seinem ukrainischen Amtskollegen bei der Entscheidung über den Zeitpunkt für Friedensgespräche mit Russland freie Hand lassen. "Jetzt ist die Zeit, in der wir diesen Präsidenten in die Lage versetzen müssen, entscheiden zu können, wie er den Krieg beenden will", so Biden. Wenn Selenskyj zu Verhandlungen mit Russland bereit sei, dann werde er "auch erfolgreich sein, weil er auf dem Schlachtfeld gewonnen hat." Selenskyj wiederum sprach sich erneut gegen territoriale Kompromisse aus. Er schlage einen globalen Friedensgipfel vor, bei dem es um die Herstellung der territorialen Unversehrtheit und internationalen Ordnung gehen müsse.

Bereits vor dem Besuch hatten die USA die Lieferung eines Patriot-Flugabwehrsystems an die Ukraine bekanntgegeben. In dem neuen Paket sind den Angaben nach auch weitere Unterstützung für die Luftverteidigung sowie zusätzliche Munition und wichtige Ausrüstung enthalten. Das Luftverteidigungssystem Patriot kann Flugzeuge, Marschflugkörper, Drohnen und Raketen auch in größerer Entfernung abwehren. "Das wird unsere Flugabwehr bedeutend stärken", so Selenskyj. Das US-System werde die Ukraine sicherer machen, die Menschen und die von Russland angegriffene Energie-Infrastruktur des Landes schützen. "Das ist sehr bedeutend", sagte Selenskyj.

"Bisher müssen wir mit Bedauern feststellen, dass weder Präsident Biden noch Präsident Selenskyj etwas gesagt haben, was als potenzielle Bereitschaft aufgefasst werden könnte, den Anliegen Russlands zuzuhören", sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow am Donnerstag. Während des Besuchs habe es keine "wirklichen Friedensappelle" gegeben, die USA hätten Selenskyj auch nicht vor einer weiteren "Bombardierung von Wohngebäuden in den (...) Gebieten des Donbass" im Osten der Ukraine gewarnt. Der Donbass wird teilweise von pro-russischen Separatisten kontrolliert. "Das zeigt, dass die USA ihre Linie eines de facto und indirekten Krieges mit Russland bis zum letzten Ukrainer fortsetzen", fügte der Kremlsprecher hinzu.

Nach Rückschlägen am Boden ist Russland in den vergangenen Kriegswochen verstärkt dazu übergegangen, ukrainische Städte mit Raketen zu beschießen und dabei besonders die kritische Infrastruktur ins Visier zu nehmen. Millionen Ukrainer sind deshalb derzeit im eisigen Winter ohne Strom und fließendes Wasser. Russland wirft dem Westen vor, mit den Waffenlieferungen den Krieg in die Länge zu ziehen.

Das ukrainische Militär hatte am Mittwochabend erklärt, russische Streitkräfte würden Ziele in der Region Saporischschja angreifen und in die Nähe der zerstörten östlichen Frontstädte Bachmut und Awdijiwka vorrücken. Es bestehe die Gefahr, dass die Versorgungswege der Ukraine abgeschnitten würden.

Putin hatte am Mittwoch in Moskau Unzufriedenheit mit seinem Militär durchblicken lassen und erklärt, die Armee müsse aus den Problemen in der Ukraine lernen. Er bekräftigte, alle militärischen Ziele würden erreicht. Verteidigungsminister Sergej Schoigu sagte, die Streitkräfte müssten um 350.000 auf 1,5 Millionen Soldaten wachsen.

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