„Weder islamisch noch menschlich"

Türkei fordert Rücknahme von Univerbot für Frauen in Afghanistan

Der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu.
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Für Außenminister Mevlüt Cavusoglu ist das Verbot "weder islamisch noch menschlich". Als einziges NATO-Land hat die Türkei ihre Botschaft in Kabul offen gehalten.

Istanbul, Kabul – Die Türkei hat die Taliban aufgefordert, das Hochschulverbot für Frauen in Afghanistan wieder rückgängig zu machen. "Dieses Verbot ist weder islamisch noch menschlich", sagte der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu am Donnerstag vor Journalisten. "Wir halten es nicht für richtig. So Gott will, werden die Taliban diese Entscheidung rückgängig machen. Welchen Schaden fügt Bildung von Frauen der Menschheit zu?", fragte er.

Die mehrheitlich muslimische Türkei ist das einzige NATO-Mitglied, das nach der Machtübernahme der Taliban im August 2021 seine Botschaft in Kabul offen gehalten hat. Am Dienstag hatte der Minister für höhere Bildung in Afghanistan alle staatlichen und privaten Universitäten in einem Brief angewiesen, einen Erlass für die Suspendierung von Bildung für Frauen umzusetzen. Am Mittwoch wurde zahlreichen Frauen an den Toren der Universitäten von bewaffneten Talibankämpfern befohlen, nach Hause zu gehen. Das Verbot hatte weltweit Empörung ausgelöst.

Proteste in Kabul gegen Universitätsverbot für Frauen

Kabul – In der afghanischen Hauptstadt Kabul haben Dutzende Frauen gegen das kürzlich verhängte Universitätsverbot demonstriert. Wie der TV-Sender Tolonews am Donnerstag berichtete, zogen Studentinnen durch ein Viertel im Westen Kabuls und riefen Protestparolen. Berichten von Augenzeugen zufolge sollen auch einzelne Protestierende sowie Journalisten kurzzeitig festgenommen worden sein.

Am Dienstag hatten die Taliban in Afghanistan mit sofortiger Wirkung Frauen von allen Universitäten verbannt. Seit ihrer Machtübernahme im August 2021 haben die Islamisten Frauenrechte massiv eingeschränkt. Mädchen und Frauen sind vom öffentlichen Leben weitgehend ausgeschlossen. (APA/dpa)

Seit der Machtübernahme der radikalislamischen Taliban im August 2021 sind die Rechte der Frauen an Universitäten bereits drastisch beschnitten worden: Sie mussten getrennte Eingänge benutzen, durften nicht gemeinsam mit den männlichen Studierenden in Hörsälen sitzen und durften nur noch von Frauen oder alten Männern unterrichtet werden.

Die radikalislamischen Taliban hatten bei ihrer erneuten Machtübernahme zunächst angekündigt, weniger hart vorgehen zu wollen als während ihrer ersten Herrschaft von 1996 bis 2001. Inzwischen aber wird die Miliz immer radikaler. (APA/AFP)

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