Chaotische Zustände

Umfrage offenbart massive Probleme: Brexit ist „Albtraum" für britische Firmen

Brexit-Kritiker demonstrierten im Oktober in London für einen Wiederanschluss an die EU.
© IMAGO/Vuk Valcic

Die bürokratische Belastung für kleine und mittelständische Betriebe ist enorm, ergab eine Umfrage unter 1200 Betroffenen.

London/Berlin – Mehr als drei Viertel der britischen Unternehmen finden das Brexit-Handelsabkommen mit der Europäischen Union alles andere als gut. Es erschwere die Umsatzsteigerung und den Ausbau ihrer Geschäfte, wie eine am Donnerstag veröffentliche Umfrage der Handelskammern unter fast 1200 vorwiegend kleinen und mittelständischen Betrieben ergab.

"Der Brexit ist die größte bürokratische Belastung für Unternehmen, die es je gab", wird ein Hersteller aus den East Midlands in dem Bericht zitiert. "Die einfache Einfuhr von Teilen zur Reparatur defekter Maschinen oder von Rohstoffen aus der EU ist für kleine Unternehmen zu einem zeitraubenden Alptraum geworden."

Die Unternehmen haben das Gefühl, mit dem Kopf gegen eine Wand zu stoßen, da fast zwei Jahre nach der Unterzeichnung des TCA noch nichts unternommen wurde, um ihnen zu helfen.
Shevaun Haviland, Generaldirektorin der britischen Handelskammer

Das 2020 unterzeichnete Handels- und Kooperationsabkommen (TCA) soll nach dem Brexit den zollfreien Handel mit der Europäischen Union ermöglichen. "Die Unternehmen haben das Gefühl, mit dem Kopf gegen eine Wand zu stoßen, da fast zwei Jahre nach der Unterzeichnung des TCA noch nichts unternommen wurde, um ihnen zu helfen", sagte Shevaun Haviland, Generaldirektorin der britischen Handelskammer. Rund 56 Prozent haben der Umfrage zufolge Schwierigkeiten, sich an die neuen Regeln für den Warenhandel anzupassen. 44 Prozent berichteten von Problemen bei der Beschaffung von Visa für ihre Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen.

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Die Handelskammer macht sich deshalb für ein Zusatzabkommen mit der EU sowie Nebenabsprachen stark. Dadurch soll es britischen Unternehmen etwa ermöglicht werden, dass ihre Mitarbeitenden bei Bedarf länger in Europa arbeiten können. Großbritannien ist am 31. Jänner 2020 formell aus der Europäischen Union ausgetreten.

Das wahre Ausmaß der Brexit-Probleme ist durch die Corona-Krise stark verwischt worden.
Dirk Jandura, Präsident des deutschen Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel und Dienstleistungen

Die deutsche Wirtschaft bedauert den Schritt, zeigt sich über die Probleme aber wenig verwundert. "Das wahre Ausmaß der Brexit-Probleme ist durch die Corona-Krise stark verwischt worden", sagte der Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel und Dienstleistungen (BGA), Dirk Jandura, der Nachrichtenagentur Reuters. "Es wird sich erst jetzt herausstellen, wie falsch diese Entscheidung war." Er sehe im Moment noch nicht, was Großbritannien als attraktiven Handelspartner zurückkehren lassen sollte. "Wir haben im Grenzbereich beim Grenzübertritt viele Probleme, viele Unternehmen sind mit den bürokratischen Anforderungen überfordert", sagte Jandura. "Zumindest kurzfristig sehe ich keine Trendumkehr. Das ist sehr schade, es war aber absehbar." (APA/Reuters)

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