Verdacht auf Russland

Prämien für Angriffe aus dem Internet

Cyber-Kriminelle heuern Helfer an, um Webseiten gezielt mit Anfragen aus dem Internet lahmzulegen.
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Internet-Kriminelle greifen derzeit Websites von Regierungen quer durch Europa an. Anfang Dezember war Österreich an der Reihe.

Wien – Etliche Websites – darunter staatliche wie das Rechtsinformationssystem RIS – waren vorübergehend nicht erreichbar. Sonst dürfte der Schaden eher gering sein: „Das Volumen der bisherigen Attacken ist, verglichen mit anderen Angriffen ähnlicher Natur, unterdurchschnittlich“, ist auf der Website des nationalen Computer-Notfallteams, cert.at, über eine jüngste Angriffswelle aus dem Internet zu lesen. Die Experten waren dennoch beschäftigt. Sie vermuten hinter den vermehrten DDoS-Angriffen Anfang Dezember eine recht neue Strategie von Internet-Kriminellen. Diese rufen Nutzer auf, eine spezielle Software zu installieren und mit deren Hilfe Computer und Internet-Bandbreite für Attacken zur Verfügung zu stellen. Als Belohnung winken Geldprämien.

Bei DDoS-Angriffen (Distributed-Denial-of-Service) bombardieren Cyber-Kriminelle bestimmte Seiten im Internet mit elektronischen Anfragen – bis sie unter dem Ansturm zusammenbrechen. Je mehr Computer diese Anfragen abschicken, umso wirksamer ist die Attacke. Daher rührt auch der Versuch, möglichst viele Komplizen zu gewinnen.

Zugriff auf die Websites bekommen die Hacker aber nicht. Sie können daher – im Gegensatz zu anderen kriminellen Methoden – Daten weder stehlen noch verändern oder verschlüsseln.

Gefährlich sind die Angriffe trotzdem. „Das rauscht gerade quer durch Europa“, berichtet ein Fachmann der TT. Die Hackergruppe liefere ihren freiwilligen Helfern regelmäßig Internetadressen, die sie attackieren sollen. Österreich war Anfang Dezember an der Reihe. Betroffen waren staatliche und staatsnahe Organisationen sowie Unternehmen der kritischen Infrastruktur. Aktuell sind Ziele im Nordosten Europas im Visier.

Wo die Cyberkriminellen sitzen, kann nur vermutet werden. Die Zahlen der Attacken lassen auf russische oder zumindest prorussische Urheber schließen. Beweisen lässt sich aber nichts.