Mordprozess um über 20 Jahre alten Fall im Jänner in Graz
Der Mord an einem Italiener im Jahr 2001 wird vor Gericht aufgerollt. Bereits 2019 wurden zwei Männer dazu rechtskräftig verurteilt. Doch die Staatsanwaltschaft hat zwei weitere Personen im Visier.
Graz – Im Grazer Straflandesgericht ist am Montag zum zweiten Mal eine bereits 22 Jahre alte Tat im Mittelpunkt gestanden. 2001 ist die Leiche eines Italieners in der Oststeiermark gefunden worden. Erst 2015 kamen erste Hinweise zur Aufklärung des Falls, und 2019 wurden zwei Männer wegen dieses Mordes rechtskräftig verurteilt. Nun müssen sich die mutmaßliche Auftraggeberin und der zweite direkte Täter vor einem Geschworenensenat (Vorsitz: Michaela Lapanje) verantworten.
"Es handelt sich um ein ganz besonderes Verfahren. Es ist ein Mord, der aus einem Krimi stammen könnte", erklärte Staatsanwalt Daniel Weinberger zu Beginn. "Das Motiv ist Habgier", war der Ankläger überzeugt. Ende der 1990er-Jahre hatte sich ein Italiener in eine Slowakin verliebt. "Es gibt das Gerücht, dass sie als Prostituierte gearbeitet hat." Er gab ihr immer wieder Geld, sie forderte immer mehr, schließlich auch eine Lebensversicherung zugunsten ihrer Tochter. Irgendwann wurde es dem Italiener zu viel und er drohte, sie anzuzeigen.
Ein Bekannter der Frau soll daraufhin den Plan entwickelt haben, den Mann zu töten. Zwei weitere Beteiligte sollen den Italiener in die Steiermark gelockt und ihn durch einen Stich und einen Schuss in den Kopf umgebracht haben. Die Leiche wurde in Sinabelkirchen in der Nähe der Autobahn gefunden und konnte längere Zeit nicht zugeordnet werden. Einer dieser Täter und der Planer wurden 2019 rechtskräftig zu 17 und 18 Jahren Haft verurteilt. Sie werden am Mittwoch als Zeugen im laufenden Verfahren erwartet.
Tochter belastet Angeklagten
Die Slowakin, die bis zu ihrer Verhaftung eine Schönheitsklinik in ihrer Heimat betrieben hatte, hat sich bisher überhaupt nicht geäußert, der zweite Angeklagte wird seit Kurzem von seiner Tochter massiv belastet. Angeblich hat ihr der Vater 2012 die Tat gestanden.
"Es gibt keine Tatbeweise, nur Indizien und zweifelhafte Aussagen", meinte die Verteidigerin des Slowaken. Es gebe auch keinerlei DNA-Spuren ihres Mandanten, am Tatort hätten sich nur die Spuren von drei bisher unbekannten Männern gefunden. Dass die eigene Tochter den Vater belastet habe, hinge damit zusammen, dass sie die Frau schützen wolle. Angeblich arbeitet sie in einem der Betriebe der Beschuldigten.
"Die Anklage ist eine spannende Geschichte, die mit der Realität nichts zu tun hat", erklärte der Verteidiger der Frau, Gerald Ruhri. Seine Mandantin sei die einzige Unbescholtene in diesem Verfahren, sie sei "eine erfolgreiche Geschäftsfrau" gewesen, von Prostitution könne keine Rede sein, betonte der Anwalt. Tatsächlich habe sie die Beziehung zu dem späteren Opfer beendet, weil der Italiener sie mit seiner Eifersucht gequält habe. Der Erstangeklagte soll sie erpresst haben, indem er ihr drohte, sie anzuzeigen und mit dem Tod ihres früheren Liebhabers in Verbindung zu bringen. Sie habe ihm mehrmals Geld gegeben, sei dann aber weggezogen und habe nichts mehr bezahlt. (APA)