Auto-Test

Immer unter Höchstspannung

Sicher unterwegs dank installiertem Allradantrieb: der bZ4X von Toyota.
© Höscheler

Mit dem bZ4X von Toyota lassen sich Höhen und Tiefen erleben, am besten bei Reichweitentests über den Jaufenpass.

Ratschings – Wir starteten mit einer gesunden Portion Bewunderung, einem gewissen Respekt und einem gerüttelt Maß an Misstrauen. So begann die kurze Liaison mit dem Toyota bZ4X, dem ersten vollelektrischen Fahrzeug der Marke, jedenfalls in Großserie. Der Crossover-Look mit Offroad-Elementen verfehlte von Anfang an nicht seine Wirkung, die progressive Formensprache fand im Testzeitraum immer wieder Anerkennung von anderen Verkehrsteilnehmern.

Mit Respekt war die technische Expertise von Toyota angesprochen: Der japanische Hersteller ist bekannt für seine seit 25 Jahren bewährte Vollhybridtechnik sowie für seine Ambitionen im Bereich der Wasserstoffbrennstoffzellensysteme. Da, so unser Schluss, liegt die Annahme auf der Hand, dass es der Milliardenkonzern trotz seines eher verspäteten Bekenntnisses zur Elektromobilität von Anfang an dank hoher Investitionen richtig machen wird.

Allerdings verlief der Marktstart des bZ4X alles andere als glücklich: Toyota musste Verzögerungen hinnehmen, da es Probleme mit der Radbefestigung gegeben habe. Die technischen Verwerfungen betrafen darüber hinaus Kooperationspartner Subaru, der den bZ4X-Verwandten Solterra mit einer Terminverschiebung bezüglich der Markteinführung bedenken musste. Das eigentliche Misstrauen, das wir dem bZ4X entgegenbrachten, bezog sich jedoch nicht auf die Räder, sondern auf die Reichweite. Sollte er tatsächlich die WLTP-Range von mehr als 400 Kilometern schaffen, die die Allradversion versprach?

Der Bordcomputer wollte von den Verkündigungen des offiziellen Datenblattes wenig wissen. Mit vollem Akku bot der bZ4x 290 Kilometer an – reizvoll genug, um eine Tour von Innsbruck über den Jaufenpass nach Meran und retour anzupeilen. Angekündigte Schneefälle scherten uns wenig, zumal Winterbereifung und Allradtechnik dank der Verwendung von zwei Elektromotoren für ausreichend Sicherheit bürgten.

Das anfängliche Misstrauen sollte rasch genährt werden. Kurz nach dem Start fiel das Reichweitenangebot von 290 auf 260 Kilometer, da waren wir erst ein paar hundert Meter unterwegs. Über den Jaufenpass und nach Meran ging es dann recht gut, im Burggrafenamt verblieb uns eine Restreichweite von 135 Kilometern – genug, um die 111 Kilometer nach Innsbruck zu schaffen. Ein Ladeversuch an einer Schnellladesäule im nahen Moos wollte uns nicht glücken, bei der Rückfahrt stellten wir allmählich fest, dass der Akku nicht genug Strom für die Strecke nach Innsbruck bereitstellen konnte, trotz zurückhaltender Fahrweise und laufender Rekuperation. An der Brennergrenze war uns eine Ionity-Schnellladesäule hold und half uns innerhalb eines dreiviertelstündigen Ladevorgangs aus der Patsche. Das Mehr an Spannung für den bZ4X sorgte endlich für Entspannung der Fahrernerven – die waren nicht nur Reichweitenangst-strapaziert, sondern auch häufig mit akustischen und optischen Signalen der überambitionierten Fahrerassistenzsysteme konfrontiert. Ganz offenbar begegnete uns der bZ4X ebenfalls mit einem ausgewählten Maß an Misstrauen.

Die Technik

Motor: zwei Elektromotoren

Kapazität: 71,4 kWh

Drehmoment: 338 Nm

Leistung: 160 kW/218 PS

L/B/H: 4690/1860/1600 mm

Gewicht: 2140/2550 kg

Kofferraumvolumen: 410 l

Reichweite: 220 km

Höchstgeschwindigkeit: 160 km/h

0–100 km/h: 6,9 Sekunden

Verbrauch: 26,5 kWh/100 Kilometer

Kraftübertragung: Allradantrieb

Preis: ab 54.170 Euro

CO2-Emission: 0 g/km

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