Arktischer Wintersturm

Dramatische Lage: Zahl der Toten durch Kältewelle in USA steigt weiter

Auch in New York gefrieren die Brunnen.
© IMAGO/Gordon Donovan

Ein arktischer Sturm überschattet das Weihnachtsfest im Nordosten der USA. Die Zahl der Toten ist inzwischen auf bis zu 41 gestiegen. Rettungsdienste kämpfen gegen die Schneemassen an.

Washington – Die Zahl der Opfer der Kältewelle in den USA steigt. US-Medien berichteten am Sonntag, durch den Wintersturm seien deutlich mehr als 30 Menschen ums Leben gekommen. Der Sender NBC berichtete unter Berufung auf eine eigene Zählung von sogar 41 Todesopfern, der Sender ABC von mindestens 39. Rettungskräfte und Behördenvertreter rechneten mit einer weiter steigenden Zahl an Opfern. Der Wintersturm am Weihnachtswochenende sorgte in weiten Teilen der USA für Chaos.

Die Temperaturen lagen in vielen Regionen im zweistelligen Minusbereich. Bei eisigem Wind und heftigem Schnellfall war die Lage mancherorts lebensbedrohlich, vor allem an der Region und um die Großen Seen im Nordosten der USA und an der Grenze zu Kanada. Hunderttausende Haushalte waren ohne Strom.

Dramatische Zustände in Stadt Buffalo

Mit aller Wucht traf der Sturm etwa die Stadt Buffalo, die am Ufer des Eriesees im US-Bundesstaat New York liegt. Heftige Schneefälle und orkanartige Winde sorgten für Bedingungen auf den Straßen, bei denen Autofahrer durch die extrem eingeschränkte Sicht die Orientierung verlieren können. Viele Menschen saßen in ihren Wohnungen und Autos fest. Polizei und Feuerwehr konnten zeitweise kaum auf Notrufe reagieren.

📽 Video | ORF-Bericht zum Eissturm

Allein in der stark betroffenen Region Buffalo stieg die Zahl der Opfer laut "New York Times" und "Washington Post" auf zwölf. Das älteste Opfer sei 93 Jahre alt, das jüngste 26. Die Toten seien in Häusern und auf der Straße entdeckt worden, sagte der Geschäftsführer des Erie County, Mark Poloncarz

Rettungsdienste in Erie County zeitweise überlastet

Die Rettungsdienste in Erie County waren nach Angaben von Poloncarz zeitweise überlastet. Er rief dazu auf, nur in den „kritischsten, lebensbedrohlichsten Fällen“ den Notruf zu wählen, um die Leitungen frei zu halten. Am Samstag hätten Rettungskräfte per Telefon bei der Geburt eines Kindes geholfen, schrieb die New York Times. Bei Einbruch der Dunkelheit seien am Heiligabend noch immer Menschen aus ihren Autos gerettet worden, hieß es weiter. Einige von ihnen seien bereits seit Freitag dort eingeschlossen gewesen.

Aufruf zum Stromsparen

Mehr als 170.000 Haushalte waren nach Angaben der Webseite PowerOutage am frühen Sonntagmorgen ohne Strom. In New York City riefen Stromversorger die Menschen dazu auf, Energie zu sparen. Heizungen sollten so wenig wie möglich aufgedreht, Geräte wie Geschirrspülmaschinen oder Wäschetrockner möglichst nicht verwendet werden, hieß es in einer Mitteilung des Betreibers Con Edison. Diese Maßnahmen trügen dazu bei, eine ausreichende Versorgung mit Erdgas für den Rest des Wochenendes sicherzustellen.

Das Zentrum des Sturms habe sich zwar Richtung Norden verlagert und befinde sich nun über dem Osten Kanadas, schrieb der US-Wetterdienst auf Twitter. Die Region um die Großen Seen („Great Lakes“) im Nordosten der USA bleibe aber weiterhin stark betroffen. Dort sei auch am Sonntag starker Schneefall zu erwarten, der in Kombination mit starken Windböen örtlich zu schneesturmartigen Bedingungen führen könne, hieß es.

Der Ohio River in Louisville, Kentucky.
© LEANDRO LOZADA

Die kälteste Temperatur wurde in der Nacht zum Sonntag mit -33,9 Grad Celsius im Bundesstaat North Dakota westlich der Großen Seen gemessen, wie der Wetterdienst mitteilte. Erneut wurden Reisende zu äußerster Vorsicht aufgerufen und vor sogenannten Whiteout-Bedingungen gewarnt, also vor stark eingeschränkter Sicht und fehlender Orientierung durch den Schnee.

Schon in der Nacht auf den Heiligen Abend waren die Schneepflüge auch in Kanada im Dauereinsatz.
© AFP/GEOFF ROBINS

53 Verletzte bei Busunfall in Kanada

Im Westen Kanadas sind bei einem Busunfall 53 Menschen verletzt worden. Der Unfall hat sich in der Provinz British Columbia in der Nähe der Stadt Kelowna ereignet, schrieb David Eby, der Premierminister der Provinz, am Samstagabend (Ortszeit) auf Twitter. 53 Menschen seien in drei Krankenhäuser gebracht worden, berichteten kandische Medien.

„Unsere Gedanken sind bei den Betroffenen, ihren Angehörigen, den Ersthelfern und den Mitarbeitern des Gesundheitswesens, die alles geben“, schrieb Eby auf Twitter. Was den Unfall ausgelöst hatte, war zunächst nicht bekannt. Zuvor hatten die Behörden in der Provinz vor gefrierendem Regen und überschwemmten Straßen durch eisverstopfte Abflüsse gewarnt. Autofahrer würden dringend gebeten, alternative Reisepläne in Erwägung zu ziehen, hieß es am Samstag.

Fast 6000 Flüge gestrichen

Die arktische Kältefront brachte die Weihnachtspläne vieler Reisenden durcheinander: Fast 6000 Flüge waren nach Angaben der Flugdaten-Webseite FlightAware bereits am Freitag gestrichen worden, am Samstag waren es knapp 3000.

Für viele Fluggäste war die Reise zur Weihnachtsfeier eine Geduldsprobe.
© APA/AFP/CHANDAN KHANNA

Der Wintersturm hält die USA und Kanada seit dem Vorweihnachtstag in Atem. Mehr als 200 Millionen Menschen hatten Unwetterwarnungen erhalten. Zunächst waren vor allem der Norden und der mittlere Westen des Landes betroffen. Doch auch in Bundesstaaten im Süden des Landes gab es Warnungen vor extremem Frost. Mehrere Bundesstaaten, darunter New York, riefen den Notstand aus. (APA, dpa)

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