Bergretter warnen

Lawinengefahr in Tirol weiter heikel: Die meisten Unfälle passieren bei Stufe 3

(Symbolfoto)
© Paumgartten

Nach dem Lawinenunglück in Lech – das relativ glimpflich endete – appellieren Bergretter einmal mehr an Wintersportler, sich der Gefahren in der Natur bewusst zu sein.

Innsbruck – Die Lawinengefahr in Westösterreich bleibt in höheren Lagen auch am Stefanitag heikel. Sowohl im Osten Vorarlbergs als auch im Westen Tirols galt oberhalb von 2300 Meter Seehöhe erhebliche Lawinengefahr der Stufe drei – das ist jene Lawinenwarnstufe, bei der sich die meisten Lawinenunglücke zutragen. Klaus Drexel von der Bergrettung Vorarlberg appellierte an die Wintersportler, sich der Gefahren in der Natur stets bewusst zu sein.

Abseits der gesicherten Pisten waren bereits einzelne Wintersportler in der Lage, Lawinen auszulösen. "Große Vorsicht und Zurückhaltung sind nötig", mahnte der Tiroler Lawinenwarndienst. Drexel wies darauf hin, dass auch bei vergleichsweise geringer Schneelage Lawinenunglücke passieren können – wie der Lawinenabgang in Lech/Zürs am Sonntag bewiesen habe. "Die Natur kennt keine Grenzen", so der Bergretter. Auch wenn man sich auf einer Skipiste aufhalte, bewege man sich doch in alpinem Gelände.

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Sei man als Wintersportler direkt in einen Lawinenabgang involviert, so gelte es unverzüglich die mitgeführten Hilfsmittel zu aktivieren. "Den Lawinen-Airbag, das eingeschaltete Lawinenverschüttetensuchgerät (LVS), das man am Körper trägt", nannte Drexel Beispiele. Werde man vom Schnee erfasst, sei man in weiterer Folge nur noch Passagier. "Hilfsmittel schützen nicht, ich brauche sie zum Überleben", betonte der Bergretter.

© lawinen.report

Wird ein Lawinenabgang als Beobachter erlebt, müsse man sich wenn möglich unverzüglich ein Bild machen, wie viele Personen betroffen sind und "wo sie verschwinden". In weiterer Folge ist ein Notruf abzusetzen, um anschließend sogleich mit der Kameradenrettung zu beginnen. "Nach einer Viertelstunde nehmen die Überlebenschancen drastisch ab", wies Drexel eindringlich auf die Zeitkomponente hin. Bis die organisierte Rettung am Unglücksort eintreffe, vergingen die wichtigsten Minuten.

Enorm wichtig sei es auch, beobachtete Lawinenabgänge ohne verschüttete Personen zu melden. Nur so sei es für die Einsatzkräfte möglich, die Situation adäquat abschätzen zu können. Am Sonntag war in Lech/Zürs über Stunden hinweg unklar gewesen, nach wie vielen Verschütteten gesucht wurde – letztlich lag glücklicherweise niemand unter den Schneemassen begraben. Nicht einmal über die ungefähre Anzahl der Gesuchten Bescheid zu wissen, sei aber für die Einsatzkräfte "eine haarsträubende Situation" gewesen, so Drexel. (TT.com, APA)

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