„Mein Wenn und Aber“: Fragen, die das Leben stellt
Marko Doringer und der dritte Teil seiner Doku-Trilogie „Mein Wenn und Aber“.
Innsbruck – Ein nahender Jahreswechsel ist Zeit für Vorsätze, Bilanz und Reflexion. Praktisch, wenn dazu ein persönlicher Film Beispiele liefert. Filmemacher Marko Doringer begleitet sich auch in seiner neuen Doku wieder selbst beim Leben. Er findet mit „Mein Wenn und Aber“ einen ähnlich einprägsamen Titel wie bei den beiden ersten Filmen der offenen autobiografischen Trilogie, „Mein halbes Leben“ (2008) und „Nägel mit Köpfen“ (2013).
Diesmal steht Kinderkriegen auf dem Programm. Partnerin Marlene findet, es sei Zeit, doch der 42-jährige Protagonist und Erzähler Marko zweifelt wieder einmal an sich: „Ich hab’ das erste Burn-out hinter mir, an eine vernünftige Pension brauch’ ich erst gar nicht zu denken. Geht sich bei mir ein Kind überhaupt aus?“
Doch schon nach 20 Filmminuten ist das kleine Töchterchen da und die grundsätzlichen Fragen werden konkreter. Nicht ob, sondern wie funktioniert das mit Elternschaft, Partnerschaft und Arbeitsteilung?
Dafür besucht Doringer drei weitere Paare. Die Männer arbeiten ebenfalls als Dokumentarfilmer. Darunter ist u. a. Paul Robert – der mit „Meine keine Familie“ einen schmerzhaften Film über seine Kindheit in der Muehl-Kommune gedreht hat – mit seiner Partnerin, der Tatort-Regisseurin, Catalina Molina.
Zwischen diesem Power- Couple, den Schwierigkeiten der beiden anderen Freiberufler-Kollegen mit ihren Beziehungen und Marko Doringers eigenen Zweifeln wird „Mein Wenn und Aber“ immer wieder zum Meta-Film über den Filmemacher-Alltag. Dieser bewegt sich zwischen Telefonaten mit Fördergebern, die wegen Verzögerungen beruhigen oder am Telefon Absagen mitteilen, und neuen Projekten.
Leider bleibt Doringers neue Doku bis auf einen kurzen Moment in Bangladesch in seinem eigenen, bürgerlichen Milieu. Das lässt die Organisationsprobleme einer Karenz und das Zurückstecken beim freischaffenden Arbeiten dieser neuen Generation von Männern zuweilen nicht sehr groß wirken.
Wirklich weh tut Doringer sich selbst mit seinen Fragen diesmal nicht. Aber vielleicht ist das mit einem Kind im Arm auch gar nicht mehr entscheidend. (maw)
🎬 Regisseur zu Gast. Regisseur Marko Doringer ist am 28.12. bei der Innsbruck-Premiere von „Mein Wenn und Aber“ Gast im Leokino (20 Uhr). Regulärer Filmstart ist am 30.12.