Ausstellung in Seefeld

„Liebe und Blamage“: Gemalte Stimmungsaufheller von Sarah Bogner

„Liebe I“ (rot), von Sarah Bogner in Eitempera, Tusche, Gesso und Acryl auf Leinwand gemalt.
© kunstdokumentation.com

„Liebe und Blamage“ haben für Sarah Bogner sehr viel miteinander zu tun. Vorgeführt in einer Ausstellung in der zum Kunstraum gewandelten alten Seefelder Feuerwehrhalle.

Seefeld – Der Titel „Liebe und Blamage“, den Sarah Bogner ihrer Ausstellung gegeben hat, mag so manchen irritieren. Für die Absolventin der Münchner Akademie der Bildenden Künste, die in ihrer Wahlheimat Wien noch das Studium elektroakustischer Musik angehängt hat, befinden sich diese beiden scheinbar so konträren Begriffe allerdings in enger Nachbarschaft. Sich direkt beziehend auf ein Gedicht der seit mehr als zehn Jahren (auch) als Verlegerin umtriebigen 42-Jährigen, die erst seit rund fünf Jahren hauptsächlich malt.

Die gern auf großen Leinwänden oder Papieren ausgebreiteten, fröhlich zwischen Tierischem und Menschlichem lavierenden Gestalten, die Sarah Bogner in der zum Kunstraum gewandelten alten Seefelder Feuerwehrhalle zeigt, hat sie speziell für diesen Ort gemalt. An das Sujet des genüsslich eine Zigarette schmauchenden Pferdchens mit blonder Mähne und leeren weißen Augen erinnert man sich allerdings noch von ihrer Ausstellung in der Innsbrucker Galerie Kugler, die sie sich diesen Sommer mit André Butzer geteilt hat.

Sarah Bogner mag das Ambivalente, das geheimnisumflort Uneindeutige. Dem Menschlichen im Tierischen und umgekehrt auf der Spur, aber auch dem Spiel mit dem Linearen und Flächigen, dem Malerischen und Grafischen. Zelebriert als poetisch aufgeladene Botschaften, in denen es praktisch immer um Beziehungskisten geht. „Aufgehängt“ an Figuren, die sich liebevoll einander zuwenden, sich voneinander abwenden oder schlicht ignorieren.

Da helfen oft selbst die schrägsten formalen Tricks nicht, um die von der Künstlerin beschworene Blamage zu vermeiden. Etwa das Spiel der bisweilen mehrhälsigen bzw. janusköpfigen Figuren mit Handspielpuppen, mit dem etwa eine kokette Pferdelady mit langer blonder Mähne ihr Gegenüber zu beeindrucken versucht. Das wiederum allerdings mehr darauf bedacht ist, dem vor ihm am Boden liegenden Wesen zu gefallen.

Sarah Bogner malt Bilder, die intuitiv fröhlich stimmen, Hoffnung machen in nicht wirklich lustigen Zeiten. Was unmittelbar mit ihrer formalen Plakativität zu tun hat, die nur so tut, als wäre da eine Naive am Werken.

Als Quellen ihrer Inspiration nennt die Künstlerin Friese und Fresken von der Antike über die Renaissance bis zur Klassischen Moderne. Inszeniert als ausgeklügelt in der Fläche ausgebreitete Jongleurakte mit klaren Farben und streng konturierten Formen, die oft wie ausgeschnitten daherkommen. Appliziert auf gern monochrome, wenn auch farbig fein nuancierte Hintergründe. Nur wenige Farben – Acryl und Tusche – genügen da, um die raffiniert rhythmisch stilisierten Formen auf der mit Kreide grundierten Bildfläche zu platzieren. Um letztlich zum fast autonomen Muster zu werden, würden die Augen des Betrachters/der Betrachterin nicht immer wieder an Augen hängen bleiben, die allerdings keine Pupillen haben, sondern elegant geschlitzte Löcher sind, die virtuell die Leinwände bzw. Papiere zu durchbohren scheinen.

Vor dem Malen eines Bildes, habe sie zwar eine vage Idee von diesem, sagt die Künstlerin. Um sich dann aber auf einen durchaus spontanen Werdungsprozess einzulassen, sich bisweilen selbst davon überraschen zu lassen, was entsteht.

Seit Bogner vor einigen Jahren in Wien eine anachronistisch anmutende Bleisatz- und Hochdruckwerkstatt entdeckt hat, ist sie vom Virus dieser Techniken fasziniert. Wie gut sie etwa jene des Linolschneidens bereits beherrscht, beweist die „Rote Raucherin“, die in einer Auflage von 25 Stück speziell für die Seefelder Ausstellung entstanden ist.

Die Ausstellung von Sarah Bogner ist bereits die vierte in der alten Seefelder Feuerwehrhalle. Initiator und Kurator ist der international umtriebige, in Seefeld lebende Sammler Rafael Jablonka, der hier zweimal jährlich eine interessante Position zeitgenössischer Kunst präsentiert. Um nach Philip Taaffe, Miquel Barceló und Andy Warhol mit Sarah Bogner nun erstmals eine Künstlerin vorzustellen.

Für Ostern verspricht Jablonka eine ganz besondere Überraschung: die Präsentation eines zur österlichen Zeit passenden Zyklus des amerikanischen Fotografen David LaChapelle.

📍 KiS – Kunst in Seefeld. Münchnerstraße 271; 28. Dezember bis 1. Jänner, 15–17 Uhr, 6. Jänner bis 12. März, Fr–So 15–17 Uhr

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