Neue künstlerische Leidenschaft

Traudl Lener schenkt alten Röntgenbildern ein zweites Leben

Kleine Kunstwerke mit leicht makaberem Anstrich. Traudl Lener bemalt Röntgenbilder, die man dann als Untersetzer verwenden kann.
© Christler

Traudl Lener ist bekannt für ihre Theaterstücke und einen Frisuren-Weltrekord. Nun hat sie eine neue künstlerische Leidenschaft.

Hall – Die Knochen schimmern am Rand des Röntgenbildes noch durch. Ist es ein Ellbogen? Oder ein Knie? Schwer zu sagen, denn das schwarze, etwa zehn mal zehn Zentimeter große Bild wird von Farbmustern dominiert. Und auf diese Bilder, die in ihrer ursprünglichen Funktion ein Leiden zeigten, zumindest eine Verletzung, einen Bruch oder Schlimmeres, soll man – so die Idee von Traudl Lener – ein Glas stellen. „So ein Untersetzer fördert die Kommunikation“, ist sich die Hallerin, die zu Silvester 75 Jahre alt wird, sicher. Bemalte Röntgenbilder als Untersetzer gibt es ihres Wissens nach noch nicht. „Ich weiß, so etwas am Esstisch zu verwenden, das ist nicht für jeden etwas. Das ist manchen zu negativ, zu makaber, aber ich bin eben ein bisschen morbid“, sagt Lener und setzt ein Lächeln auf.

Dabei hatte sie zuletzt keine leichte Zeit. 2017 erkrankte ihr Mann Peppi, mit dem sie über 55 Jahre lang verheiratet war und gemeinsam in der Altstadt einen Friseursalon geführt hatte, zum ersten Mal schwer. Er kämpfte sich zurück. Aber heuer im Frühjahr wurde Leukämie bei ihm diagnostiziert. Am 12. November starb er. „Er hat sich bis zuletzt seinen Humor behalten“, sagt sie über ihn. Die beiden galten nicht umsonst als „Haller Originale“. Er war Herrenfriseur in dritter Generation und Bergfex. Auch sie hat viele Interessen: Sie trat im Fernsehen auf, etwa 1978 bei Peter Rapp in der Sendung „Jahrmarkt“ oder 2021 in der ServusTV-Show „Quizmaster“. Seit 30 Jahren wurde fast jährlich ein von ihr geschriebenes Theaterstück aufgeführt. Sie hat Modeschauen organisiert. Sie hat die Haare von Dutzenden Mensch so verknüpft, dass sie mit dem längsten Haarzopf der Welt ins Guinness-Buch der Rekorde kam. Und sie malt.

Neben unzähligen Fotos von ihrem Peppi hängen auch viele Bilder an den Wänden der mehrstöckigen Altstadtwohnung. Mit ihrer neuen Leidenschaft, dem Bemalen von Röntgenbildern, die sie von Bekannten bekommt, hat sie im Frühjahr begonnen. Erst schneidet sie die Röntgenbilder zu, dann bemalt sie das Plastik mit einer Schwammtechnik und am Ende laminiert sie es. Um die 400 Stück gibt es schon. „Ich bin so froh, dass ich jetzt in der Zeit künstlerisch tätig sein kann. Es ist eine Therapie für mich“, sagt sie und schaut auf eines der schwarz-bunten Kunstwerke in ihrer Hand.

Für Sie im Bezirk Innsbruck unterwegs:

Verena Langegger

Verena Langegger

+4350403 2162

Michael Domanig

Michael Domanig

+4350403 2561

Renate Perktold

Renate Perktold

+4350403 3302