Früherer Papst verstorben

Neuland für den Vatikan: Was passiert nach dem Tod von Benedikt XVI.?

Offenbar hat Papst Franziskus (rechts) den Ablauf nach dem Tod seines Vorgängers Benedikt (links) geregelt.
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Rund um die Bestattung eines Papstes gibt es im Vatikan zahlreiche Vorschriften, nicht aber für die eines emeritierten Kirchenoberhauptes. Es ist daher ein protokollarisches Neuland: Mehr als 700 Jahre lang trat kein Papst mehr zurück. Viele Fragen sind nach dem Ableben von Benedikt XVI. deshalb offen.

Rom – Der Tod eines Oberhaupts der katholischen Kirche zieht genau festgelegte zeremonielle Abläufe nach sich. Im Fall des Todes des emeritierten Papstes Benedikt XVI. betritt das vatikanische Protokoll allerdings Neuland. Ein Überblick:

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1927–2022

„Ein Gigant des Glaubens”: Papst Benedikt XVI. mit 95 Jahren gestorben

Trauerzeit

Ein verstorbener Papst wird mit einer neuntägigen Trauerzeit gewürdigt, die den lateinischen Namen "Novemdiales" trägt. Im Normalfall müssen die Kardinäle nach dem Tod eines Papstes auch dessen Nachfolger wählen. Dies entfällt im Falle Benedikts, der am 11. Februar 2013 als erster Papst seit mehr als sechs Jahrhunderten von seinem Amt zurückgetreten war und Platz für seinen Nachfolger, Papst Franziskus, machte.

Aufbahrung im Petersdom und Trauerfeier auf dem Petersplatz

Der Leichnam Benedikts wird am Montag ab 9 Uhr im Petersdom in Rom aufgebahrt werden, damit die Gläubigen von ihm Abschied nehmen können. Die Basilika ist von 9.00 bis 19.00 Uhr, am Dienstag und Mittwoch von 7.00 bis 19.00 Uhr geöffnet.

Die Trauerfeier für Benedikt findet am 5. Jänner auf dem Petersplatz statt und wird vom amtierenden Papst Franziskus geleitet – ein in der zweitausendjährigen Geschichte der katholischen Kirche beispielloser Vorgang, der durch den historischen Rücktritt Benedikts zustande kommt. Der Wiener Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn und der Salzburger Erzbischof Franz Lackner, Vorsitzender der Bischofskonferenz, werden als offizielle Vertreter der Kirche in Österreich an den Trauerfeiern teilnehmen.

Mit rund 60.000 Personen rechnet die Stadt Rom bei der Beerdigung. Von Montag bis Mittwochabend soll der Sarg des früheren Papstes aufgebahrt werden, 35.000 Personen pro Tag werden im Petersdom erwartet, geht aus Schätzungen des römischen Präfekten Bruno Frattasi hervor. Er leitete am Samstagnachmittag ein Treffen über die Sicherheitsvorkehrungen, die Rom in Hinblick auf Benedikts Begräbnis ergreifen wird.

Sicherheit

Über 1000 Sicherheitskräfte werden in den nächsten Tagen in der italienischen Hauptstadt eingesetzt. 500 Angehörige des Zivilschutzes werden den Pilgern Auskünfte geben. Während des Begräbnisses wird der Flugraum über Rom gesperrt, berichtete der Präfekt. Erwartet wird ein starker Zustrom von Gläubigen und das Eintreffen internationaler Delegationen - vor allem aus Italien und dem Heimatland des verstorbenen früheren Papstes, Deutschland.

Beisetzung

Nach den im Vatikan geltenden Regeln muss ein Papst vier bis sechs Tage nach seinem Tod beigesetzt werden. Der emeritierte Papst wird demnach in der Krypta unterhalb des Petersdoms beigesetzt. Der Deutsche hatte sich laut dpa gewünscht, an jener Stelle beigesetzt zu werden, wo Papst Johannes Paul II. nach seinem Tod zunächst seine Ruhestätte fand, ehe er nach der Seligsprechung in eine Kapelle im Petersdom gebracht wurde.

📽️ Video | Benedikt XVI. ist tot:

Zerstörung des Siegelrings

Für jeden Papst wird eigens ein Ring als Zeichen seiner Macht angefertigt. Diesen sogenannten Fischerring nutzt das Kirchenoberhaupt als Siegel für Dokumente. Der Siegelring Benedikts wurde nach seinem Rücktritt bereits mit einem "X" unbrauchbar gemacht. Einem verstorbenen Papst wird das Schmuckstück vom Finger genommen, um es dann zu zerbrechen. (APA/AFP)