Innsbrucks Bischof Glettler zum Vermächtnis des verstorbenen Papstes Benedikt XVI.
Der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler drückte seine Anteilnahme zum Tod von em. Papst Benedikt XVI. aus. Im folgenden sein Nachruf für den Verstorbenen im Wortlaut.
Innsbruck, Rom – Am Silvestertag um 9.34 Uhr verstarb der ehemalige Papst Benedikt XVI. in seiner Wohnung im Vatikan. Als Zeichen der Trauer über den Tod des emeritierten Papstes läutete die Pummerin des Wiener Stephansdoms für fünf Minuten. Auch die Glocken des Innsbrucker Doms und der Domkirchen in ganz Österreich stimmen in das Trauergeläut ein.
➤ Der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler drückte seine Anteilnahme aus. Im folgenden sein Nachruf für den Verstorbenen im Wortlaut:
„Mit herzlicher Anteilnahme habe ich den Heimgang von Papst em. Benedikt XVI. mitverfolgt. Trotz der Vorbehalte und kritischen Anmerkungen, die zu seinem Pontifikat oftmals benannt wurden, bleiben vermutlich nicht nur für mich neben seiner persönlichen Bescheidenheit und seinem überwältigenden theologischen Gesamtwerk vor allem zwei große Markierungspunkte:
Als ersten nenne ich die die Enzyklika „Deus Caritas est“ aus dem Jahr 2006. Mit diesem päpstlichen Schreiben hat Papst Benedikt XV. eine Synthese christlicher Spiritualität vorgelegt, die an theologischer Tiefe und Offenheit für das, was unser Menschsein in seiner Größe und Liebesbedürftigkeit ausmacht, kaum zu übertreffen ist. ,Gott ist Liebe', das ist die Mitte christlicher Botschaft und die letztgültige Gewissheit, die wir mit einer verwundeten Welt immer neu zu teilen haben.
Als zweite bleibende Wegmarkierung für eine Kirche, die sich in ihrer missionarischen Sendung erneuern möchte, werden seine Überlegung zum sogenannten ,Vorhof der Völker' maßgeblich bleiben. Ausgehend von einer Betrachtung der jüdischen Tempelanlage hat der verstorbene Papst damit der Kirche die Verpflichtung auferlegt, in ihrem innersten Selbstverständnis und an allen Orten ihres Wirkens einen Raum der Gastfreundschaft, des ernsthaften Dialogs und Begegnung zu öffnen, der allen Menschen offensteht.
Daraus abgeleitet hat Benedikt XVI. mit innerer Überzeugung einen ökumenischen und interreligiösen Dialog gefördert, der ganz bewusst auch das Gespräch mit Agnostikern und Atheisten einschloss. Wir alle, Gläubige und Ungläubige, haben voneinander zu lernen, war seine paradigmatische Vorgabe, die doch viele überrascht hat.” (TT.com)
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