Tod von Benedikt XVI.

Opferinitiative reagieren nach Tod von Papst Benedikt: Er hat „Schuld auf sich geladen”

Papst Benedikt XVI. stadn bis zu Letzt wegen seines Umgangs mit dem Missbrauchsskandalen in der katholischen Kirche in der Kritik.
© imago images/epd

„Er trägt die Verantwortung dafür, dass Meldungen über sexualisierte Gewalt aus aller Welt im Vatikan abgelegt und zugleich vor der weltlichen Justiz versteckt wurden”, sagte der Sprecher der deutschen Betroffenen-Initiative.

München – Missbrauchsopfer werden sich aus Sicht der Initiative „Eckiger Tisch” nicht gut an Papst Benedikt XVI. erinnern. „Den tausenden von Missbrauchsopfern seiner Kirche in aller Welt wird er in unguter Erinnerung bleiben als langjähriger Verantwortlicher jenes Systems, dem sie zum Opfer fielen”, sagte der Sprecher der deutschen Betroffenen-Initiative, Matthias Katsch, der Deutschen Presse-Agentur – und übte deutliche Kritik am gestorbenen bayerischen Papst Emeritus.

„Joseph Ratzinger verkörperte die klerikale Herrschaft der Priesterschaft in der katholischen Kirche wie kein Zweiter”, sagte Katsch. „Wie der Zauberlehrling, der nur das vermeintlich Gute will und dabei doch das Böse bewirkt, hat er seine Kirche immer weiter in die Krise gesteuert.”

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Ratzinger, der diese Vorwürfe zu Lebzeiten bestritten hatte, habe als Erzbischof von München und Freising „Schuld auf sich geladen, als er als Bischof von München einen notorischen Missbrauchspriester wieder in den Pfarrdienst brachte, wo dieser Serientäter in der Folge jahrzehntelang weitere Kinder missbrauchte”, sagte Katsch mit Bezug auf den Wiederholungstäter Peter H., der im Mittelpunkt des Münchner Missbrauchsgutachtens stand. Katsch sah bei Ratzinger „Großzügigkeit gegenüber Tätern”: „Er zeigte große Milde selbst mit schlimmsten Verbrechern.”

„Er trägt die Verantwortung dafür, dass Meldungen über sexualisierte Gewalt aus aller Welt im Vatikan abgelegt und zugleich vor der weltlichen Justiz versteckt wurden”, sagte Katsch. „Uneinsichtig bis zum Schluss erkannte er nicht die ungesunde vormoderne Sexualmoral seiner Kirche als Wurzel des Übels des Kindesmissbrauchs durch Priester, sondern schob die Verantwortung stattdessen der Gesellschaft zu.” (APA, dpa)

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