Tief gespaltenes Land

Regierungswechsel in Brasilien: Lula für dritte Amtszeit vereidigt

In einem offenen Rolls Royce fuhren Luiz Inacio Lula da Silva (l.) und seine Ehefrau Rosangela da Silva gemeinsam mit Vizepräsident Geraldo Alckmin und dessen Frau Maria Lucia Ribeiro Alckmin durch die Hauptstadt Brasilia.
© CARL DE SOUZA

Brasilia – Luiz Inacio Lula da Silva ist als neuer Präsident Brasiliens vereidigt worden. Der 77-Jährige legte am Sonntag im Kongress seinen Amtseid ab. Zuvor war er mit seiner Ehefrau Janja sowie dem neuen Vizepräsidenten Geraldo Alckmin und dessen Frau in einem offenen Rolls Royce durch die Hauptstadt Brasilia gefahren. Tausende Anhänger jubelten ihm zu. "Meine Botschaft ist heute eine der Hoffnung und des Wiederaufbaus", sagte Lula in seiner Antrittsrede.

Der Links-Politiker hatte sich Ende Oktober in einer Stichwahl gegen seinen rechten Amtsvorgänger Jair Bolsonaro durchgesetzt. Der Ex-Militär erkannte seine Niederlage nie ausdrücklich an. Seine Anhänger blockierten nach der Wahl wochenlang Landstraßen und riefen das Militär zum Putsch auf. "Die Demokratie war die große Gewinnerin dieser Wahl", sagte Lula nun in seiner Rede vor dem Kongress.

Mehr als ein Dutzend Staatschefs nahmen an der Amtseinführung teil. Nach den Feierlichkeiten war ein großes Musikfestival mit mehr als 40 Künstlern geplant.

Lula hatte das größte Land Lateinamerikas bereits von 2003 bis 2010 regiert. Seine Regierung profitierte damals vom Rohstoffboom und konnte über große Sozialprogramme Millionen Menschen aus der Armut holen. Allerdings blühte auch die Korruption. Lula wurde selbst wegen Korruption und Geldwäsche zu einer langen Haftstrafe verurteilt, das Urteil wurde später allerdings wieder aufgehoben.

Nun ist er der erste demokratisch gewählte Präsident in Brasilien, der eine dritte Amtszeit antritt. Entgegen den Gepflogenheiten nahm sein Vorgänger nicht an der Vereidigung teil. Mit seiner Familie war Bolsonaro bereits am Freitag in die USA gereist.

Lula steht vor großen Herausforderungen. Nachdem Bolsonaro die Gesellschaft tief gespalten und das Land isoliert hat, will der neue Präsident Brasilien versöhnen und wieder auf das internationale Parkett führen. Lula kündigte eine entschlossene Umweltschutz- und Klimapolitik und Maßnahmen gegen den wieder zunehmenden Hunger an. Allerdings bekommt er es mit einem Kongress zu tun, in dem Anhänger Bolsonaros die größte Fraktion stellen.

Das Amazonasgebiet mit seiner riesigen Artenvielfalt ist im Kampf gegen den Klimawandel bedeutend. Der Regenwald bindet immense Mengen des Klimagases CO2 und spielt für das Weltklima eine große Rolle. In Bolsonaros Amtszeit hatten Abholzung und Brände deutlich zugenommen. Lula will den Regenwald nun besser schützen. (APA/dpa)