😷 Massive Corona-Welle

Peking weht sich gegen Testpflicht für China-Reisende

Mehrere Länder haben eine Test-Pflicht für Reisende aus China verhängt.
© JUNG YEON-JE

Angesichts der massiven Corona-Welle in China haben mehrere Länder Einreiseregeln für Reisende aus der Volksrepublik verhängt. Kurz vor Beratungen der EU über Schutzmaßnahmen droht Peking nun mit Gegenmaßnahmen.

Peking – Kurz vor EU-Beratungen über den Umgang mit der Corona-Welle in China hat Peking die Einführung einer Testpflicht für China-Reisende in mehreren Ländern scharf kritisiert und mit "Gegenmaßnahmen" gedroht. Einige Länder hätten "Einreisebeschränkungen erlassen, die sich nur gegen chinesische Reisende richten", sagte eine Sprecherin des Außenministeriums in Peking am Dienstag. Dies entbehre "einer wissenschaftlichen Grundlage", einige Praktiken seien "inakzeptabel".

Die EU beriet am Dienstagnachmittag im Ausschuss für Gesundheitssicherheit (HSC), in dem die 27 Mitgliedsländer vertreten sind, über den Umgang mit der Corona-Welle in China. Bei dem Expertentreffen werde über das Testen von Abwässern an Flughäfen auf das Coronavirus und über Hinweise für Passagiere sowie Flughafenpersonal beraten, teilte die EU-Kommission auf Twitter mit. Belgien hatte erklärt, in einem Pilotprojekt Abwasser von aus China gelandeten Flugzeugen analysieren zu wollen.

📽️ Video | EU-Debatte über Corona-Welle in China

Am vergangenen Donnerstag hatten die Mitgliedstaaten bei einem Treffen des HSC keine gemeinsame Linie gefunden. Für diesen Mittwoch hat die schwedische EU-Ratspräsidentschaft eine Sitzung des Krisen-Reaktionsmechanismus IPCR zur Corona-Pandemie in China einberufen.

Vor den Beratungen bot die EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides China nach Angaben eines Kommissionssprechers die Unterstützung der EU an. Dies schließe Impfstoffspenden mit ein, sagte der Sprecher in Brüssel. "Unser Angebot steht", sagte eine weitere Kommissionssprecherin.

EU-Staaten beraten am Mittwoch weiter über Umgang mit Einreisen aus China

Die EU-Staaten setzen am Mittwoch (15 Uhr) ihre Beratungen über eine gemeinsame Reaktion auf die massive Corona-Welle in China fort. Bereits am Dienstag hatten sich Vertreter der nationalen Gesundheitsministerien nach Angaben der EU-Kommission grundsätzlich auf ein "koordiniertes Vorgehen" verständigt. Die große Mehrheit der EU-Staaten unterstützt demnach Corona-Tests vor der Abreise aus China in Richtung der EU.

EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides schrieb nach dem Treffen auf Twitter, man sei sich bei Maßnahmen wie Tests vor der Abreise und einer verstärkten Überwachung des Abwassers nähergekommen. Jedoch hatten etliche EU-Staaten zuletzt auf eigene Faust die Regeln für Einreisen aus China verschärft. So sind etwa in Frankreich künftig PCR-Tests nach der Ankunft vorgeschrieben. Österreich will das Abwasser von Flügen aus China untersuchen. Und Spanien hat die 3G-Regel eingeführt - Reisende aus China müssen also geimpft, getestet oder genesen sein.

Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) verlangte im ORF-Interview mit Wien Heute am Dienstagabend verpflichtende Tests bei Einreisen aus China. Man wisse, dass viele Menschen, die aus China kommen, mit Corona infiziert seien. Es gebe daher insbesondere bei Ungeimpften eine große Gefahr, dass sich das Virus wieder verbreite. "Von daher sollte man zeitgerecht handeln und nicht so wie in der Vergangenheit zuwarten", sagte Ludwig. Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) hielt am Montag keine Regelungen für notwendig. Er plädierte aber für ein konzertiertes Vorgehen der EU in dieser Frage.

Massive Corona-Welle überrollt China

China erlebt derzeit den weltweit höchsten Anstieg an Corona-Infektionen, die Krankenhäuser sind vielerorts überfüllt. Peking hatte Anfang Dezember in einer radikalen Kehrtwende seine strenge Null-Covid-Politik aufgegeben. Seither wurden die Corona-Restriktionen deutlich gelockert.

Nach dem Ende der Null-Covid-Politik vor knapp einem Monat ist China mit einer massiven Corona-Welle konfrontiert.
© HECTOR RETAMAL

In der Millionenmetropole Shanghai infizierten sich in den vergangenen Tagen möglicherweise mehr als zwei Drittel der Bewohner mit dem Coronavirus. Der Ausbruch könne "70 Prozent der Bevölkerung" betroffen haben, sagte der stellvertretende Leiter des Ruijin-Krankenhauses, Chen Erzhen, laut einem Blog der "Chinesischen Volkszeitung". Das Ruijin-Krankenhaus gehört zu den wichtigsten Kliniken Shanghais, das mit 25 Millionen Einwohnern als wirtschaftliche Hauptstadt Chinas gilt.

Quarantäne-Pflicht nach Einreise in China endet

Wegen der Corona-Pandemie stellt China seit fast drei Jahren keine Touristenvisa mehr aus. Bei der Einreise aus dem Ausland gilt eine Quarantäne-Pflicht. Am 8. Jänner wird diese Quarantäne-Pflicht aufgehoben, wodurch das Interesse von Chinesen an Auslandsreisen sprunghaft anstieg. China-Besucher müssen vor der Einreise aber weiterhin einen negativen Corona-Test vorlegen, der nicht älter als 48 Stunden ist.

Etwa ein Dutzend Staaten, darunter die USA, Japan, Israel und auch europäische Staaten wie Frankreich, Spanien und Großbritannien ordneten bereits eine Corona-Testpflicht für Reisende aus China an. Marokko ging sogar einen Schritt weiter und untersagte unabhängig von der Nationalität der Reisenden jegliche Einreisen aus China.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) äußerte Verständnis für die Corona-Testpflichten für China-Reisende. "In Ermangelung vollständiger Informationen aus China ist es verständlich, dass Länder Maßnahmen ergreifen, von denen sie glauben, dass sie ihre Bevölkerung schützen werden", erklärte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus vorige Woche.

Bei einem Treffen mit chinesischen Behördenvertretern forderten WHO-Vertreter am Freitag mehr Transparenz. Die Regierung in Peking wies den Vorwurf, China stelle nicht ausreichend Daten über die dortige Corona-Welle zur Verfügung, scharf zurück.

Pakistan besorgt über neue Variante XBB.1.5

Pakistans Gesundheitsbehörden sorgen sich unterdessen wegen Berichten über erste Infektionsmeldungen im Land über die seit kurzem bekannte Corona-Variante XBB.1.5. Dies bestätigte das Nationale Institut für Gesundheit am Dienstag. Behörden wurden angewiesen, an Flughäfen und Grenzübergängen Kontrollen zu verschärfen. Das Institut vermutet, dass die Variante über China nach Pakistan kam. Beide Länder pflegen intensive Wirtschaftsbeziehungen miteinander.

Nach dem Ausbruch der Pandemie hat sich das Leben in Pakistan wieder normalisiert, Einschränkungen wurden abgeschafft. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums wurden in den letzten 25 Tagen keine Todesfälle im Zusammenhang mit Covid-19 gemeldet. Insgesamt wurden in Pakistan bisher mehr als 1,5 Millionen Infektionen und über 30.000 Todesfälle registriert.

Wohl keine Auswirkungen auf Situation in Europa

Nach Einschätzung der EU-Gesundheitsbehörde ECDC hat die massive Corona-Welle in China voraussichtlich keine Auswirkungen auf die epidemiologische Situation in Europa. "Die Varianten, die in China zirkulieren, zirkulieren auch schon in der EU, und stellen als solche keine Herausforderung für die Immunantwort von Bürgern der Europäischen Union und des Europäischen Wirtschaftsraums (EWR) dar", hieß es in einer Mitteilung am Dienstag. Außerdem gebe es eine relativ hohe Immunität und Impfquote unter Bürgern der EU und des EWR.

Die Behörde beobachte die Situation verstärkt, arbeite eng mit der Weltgesundheitsorganisation zusammen und sei in regelmäßigem Kontakt mit den chinesischen Behörden, hieß es weiter. Es herrsche aber weiter ein Mangel an verlässlichen Daten über Covid-19-Fälle, Tote sowie die Lage in Krankenhäusern und auf Intensivstationen in China. (APA/dpa/AFP)

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