Trendwende in Sicht

Deutlich weniger Nachfrage: Preisrutsch bei Tiroler Immobilien erwartet

Die hohe Inflation, steigende Zinsen und verschärfte Kreditvergaberichtlinien sorgen für eine Trendwende am Immobilienmarkt.
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Trendwende in der Immo-Branche: Steigende Zinsen, schärfere Kreditvergaberegeln und die Inflation könnten dafür sorgen, dass Immobilien günstiger zu haben sind als im Vorjahr. Bei Grundstücken und Mieten zeigt der Pfeil allerdings weiter nach oben.

Wien, Innsbruck – Geht es nach dem Maklerverbund Remax, findet der seit 16 Jahren andauernde Immobilien-Boom in Tirol heuer vorerst ein Ende. In einer Vorausschau auf das laufende Jahr erwartet Remax sowohl einen kräftigen Nachfragerückgang wie auch eine starke Angebotsausweitung. Diese Kombination dürfte zu einem Preisrutsch der Tiroler Immobilien führen.

Die Preise sowohl für Eigentumswohnungen als auch für Einfamilienhäuser dürften laut der Berechnung im Durchschnitt um 7 Prozent nachgeben, erwartet der Maklerverbund. Der Rückgang liegt in etwa auf dem Niveau des Preisanstiegs des vergangenen Jahres. „Weniger Nachfrage ist sowohl bei den Kunden, die eine Immobilie zur Eigennutzung anschaffen wollen, als auch bei Immobilienanlegern zu bemerken“, beschreibt Bernd Senn, Geschäftsführer von Remax Immopartner in Telfs und Schwaz, die Marktlage.

Die neuen Kreditrichtlinien für Banken, welche mit 01.08.2022 in Kraft getreten sind, führen dazu, dass gerade Kaufinteressierte für Immobilien zur Eigennutzung nur erschwert oder gar keine Immobilienfinanzierung erhalten.
Arno Wimmer (Geschäftsführer Remax Immoreal)

Grund für den Nachfragerückgang sieht Arno Wimmer, Geschäftsführer von Remax Immoreal in Innsbruck, unter anderem in den im Sommer verschärften Kreditvergaberichtlinien der Banken für Immo-Kredite: „Die neuen Kreditrichtlinien für Banken, welche mit 01.08.2022 in Kraft getreten sind, führen dazu, dass gerade Kaufinteressierte für Immobilien zur Eigennutzung nur erschwert oder gar keine Immobilienfinanzierung erhalten.“ Insbesondere die maximale Schuldendienstquote mit 40 % vom Haushaltsnettoeinkommen stelle für viele potenzielle Käufer eine kaum überwindbare Hürde dar, so Wimmer.

Weniger Kredite

Laut Tirols Bankensprecher Reinhard Mayr ist die Zahl der Immobilienkredite zuletzt um rund 25 Prozent gesunken. Knapp zehn Prozentpunkte seien auf die Verschärfung der Kreditregeln zurückzuführen. Daneben sorgen die gestiegenen Zinsen für Zurückhaltung.

Steigende Preise erwartet der Maklerverbund bei Häusern in bester Lage und mit hoher Bauqualität im Segment ab 1 Mio. Euro.

Aufgrund des weiterhin geringen Angebots wird für Baugrundstücke entgegen dem Trend nach einem 10-prozentigen Anstieg im Vorjahr ein weiteres Anziehen der Preise von rund 5 Prozent erwartet.

Ebenfalls weiter nach oben zeigt der Pfeil bei den Mieten. Laut Remax dürfte sich der neu zu vereinbarende Mietzins je nach Lage im Schnitt zwischen 2,5 und 3,2 Prozent erhöhen.

Remax erwartet auch am gesamtösterreichischen Immobilienmarkt für das heurige Jahr um rund 7 Prozent sinkende Preise. Der stärkste Rückgang der Nachfrage (minus 9,9 Prozent) wird im mittleren Immobilien-Preissegment gesehen.