Ermittlungen gegen Bahn und Betreiber nach tödlichem Skiunfall in Hintertux
Eine 28-jährige Niederländerin starb bei einem Skiunfall in Hintertux. Eine 27-jährige Freundin der Frau wurde schwer verletzt. Am gleichen Tag stürzten mehrere Wintersportler an der selben Stelle. Nun ermittelt die Staatsanwaltschaft.
Hintertux, Innsbruck – Der Neujahrstag war ein schwarzer Tag in der Tiroler Skigeschichte. Schneemangel gepaart mit eisigen Pisten führte zu etlichen Skiunfällen. Aufgrund von nahezu schneefreien Pistenrändern kamen dadurch auch schwere Verletzungen bis hin zum Tod zustande.
Besonders tragisch war eine Unfallserie auf der roten Piste 1 des Skigebiets Hintertuxer Gletscher. Dort befuhren zwei befreundete Paare aus den Niederlanden am Vormittag ein steiles und eisiges Stück. Während die Männer die Stelle bewältigten, kamen die Frauen (28, 27) zu Sturz. Die 28-Jährige rutschte dabei 100 Meter über den Hang, durchbrach ein Fangnetz, wurde 20 Meter durch die Luft geschleudert und prallte gegen einen Baum. Für die Frau kam jede Hilfe zu spät.
Ihre 27-jährige Freundin rutschte ungebremst über den Pistenrand und fiel in eine steinige Mulde. Sie erlitt schwere Verletzungen. Eine halbe Stunde später stürzte an derselben Stelle dann eine 55-jährige Deutsche und schlug in felsigem Gelände auf. Sie erlitt schwerste Verletzungen und wurde ebenso mit dem Rettungsheli in die Klinik geflogen.
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Die Unfälle rückten auch in den Fokus des Journaldiensts der Staatsanwaltschaft. Gestern bestätigte Staatsanwalt Florian Oberhofer, dass die Behörde gegen die Zillertaler Gletscherbahnen GmbH als Firma und deren Betriebsleiter Ermittlungen wegen Verdachts der fahrlässigen Tötung und der fahrlässigen Körperverletzung eingeleitet hat. Oberhofer zur TT: „Wir haben auch bereits einen Gutachter aus dem Bereich des alpinen Skisports und der Sportunfälle zur Unfallursache, dem Hergang und allfälliger Vermeidbarkeit über Verkehrssicherungspflichten bestellt.“
Hinterbliebene der Verstorbenen sind bereits anwaltlich vertreten. Eine Stellungnahme der Seilbahn lag bis Redaktionsschluss nicht vor. Es gilt die Unschuldsvermutung.
Prekäre Pistenverhältnisse
In den vergangenen Tagen hatten sich in Tirol mehrmals schwere Skiunfälle ereignet, die in vier Fällen mit dem Tod endeten. Auch die Zahl der Schwerverletzten war zuletzt signifikant hoch. Zu der prekären Situation tragen unter anderem die Witterungsverhältnisse mit wenig Schnee abseits der Pisten bei. Dies führte zu einer Diskussion über Ursachen und Konsequenzen. Unter anderem wurde von Experten die mangelnde Fitness und Vorsicht vieler Wintersportler ins Treffen geführt. Auch der Ruf nach Pistensperren wurde da oder dort laut.
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